Mühlkreisbahn – Wikipedia

Linz Urfahr–Aigen-Schlägl
Strecke der Mühlkreisbahn
Streckennummer:258 01
Kursbuchstrecke (ÖBB):142
Streckenlänge:57,784 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:B2
Maximale Neigung: 46 
Minimaler Radius:112 m
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
Linzer Verbindungsbahn
0,000 Linz Urfahr 264 m ü. A.
Pöstlingbergbahn
2,100 Schiffmühle (15.01.1978 aufgelassen)
3,612 Puchenau
4,860 Puchenau West
6,510 Achleitnersiedlung
8,024 Dürnberg
9,374 Ottensheim
11,468 Walding
13,266 Rottenegg 268 m ü. A.
18,222 Lacken 440 m ü. A.
19,206 Anschlussbahn Firma Zellinger
20,040 Gerling OÖ 464 m ü. A.
22,400 Herzogsdorf (aufgelassen)
26,431 Neuhaus-Niederwaldkirchen 556 m ü. A.
28,846 Kleinzell 531 m ü. A.
33,019 Neufelden 447 m ü. A.
33,754 Neufeldner Tunnel (139 m)
35,550 Pürnstein (10.09.2006 aufgelassen) 460 m ü. A.
35,590 Pürnsteintunnel (72,83 m)
39,234 Iglmühle 486 m ü. A.
40,700 Auberg (01.09.1925 aufgelassen)
43,644 Haslach 492 m ü. A.
48,692 Rohrbach-Berg 622 m ü. A.
51,778 Oepping 600 m ü. A.
52,500 Mühledt (01.09.1925 aufgelassen)
56,799 Schlägl 556 m ü. A.
57,585 Aigen-Schlägl 564 m ü. A.

Die Mühlkreisbahn ist eine normalspurige, eingleisige Nebenbahn der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und führt vom Bahnhof Linz Urfahr durch das nördlich der Donau gelegene Mühlviertel in Oberösterreich nach Aigen-Schlägl am Fuß des Böhmerwaldes. Zum Zweck des Bahnbaus wurde die Mühlkreisbahn-Gesellschaft in Urfahr gegründet.

Die erste Diskussion über eine Bahnlinie in das Obere Mühlviertel fand 1869 statt. Damals wollten einflussreiche Persönlichkeiten eine Bahnlinie von Wels über Aschach an der Donau nach Rohrbach, eine Oberösterreichische Nordbahn, errichten. Mit einer Pferdebahn von Landshaag über Ottensheim nach Urfahr sollte die Landeshauptstadt Linz angebunden werden. Die Wirtschaftskrise 1873 vereitelte diese Pläne. Im Jahr 1880 wurde dann die Linienführung ab Linz über Neufelden und Rohrbach nach Aigen diskutiert. Haslach an der Mühl sollte durch eine Stichstrecke angeschlossen werden. Die Orte Leonfelden und Haslach verweigerten die Zustimmung und wollten stattdessen die Verbindung von Linz Urfahr durch das Tal der Rodl, über Zwettl an der Rodl, Leonfelden und Haslach nach Rohrbach verwirklichen. Die Regierung wollte ein billigeres Projekt realisieren, die Verbindung von Summerau (Summerauer Bahn) über Leonfelden und Haslach nach Aigen. 1882 wurde immer noch die Linienführung über Neufelden und Rohrbach bevorzugt, und für diese Variante konnte mehr Kapital aufgetrieben werden als für die anderen Varianten.

Da sich die Linienführung über Neufelden durchsetzte, wurde nur mehr die Anbindung des Bezirkshauptortes Rohrbach diskutiert. Die Bahn sollte entweder der Großen Mühl über Haslach bis Aigen folgen oder entlang des Froschbachs über Rohrbach verlaufen. Letztlich wurde die sogenannte Krennbach-Linie ausgeführt, die sowohl Haslach als auch Rohrbach notdürftig an die Bahnlinie anschloss.

Nach Kundmachung des Gesetzes vom 29. April 1885, betreffend die Zugeständnisse und Bedingungen für den Bau der Mühlkreisbahn[1] (Abänderungen 1888[2] sowie 1901[3]), wurde am 6. Juni 1885 mit dem Bau der Bahn begonnen. Gleichzeitig wurde in Linz mit der Produktion von fünf Lokomotiven begonnen, welche auf die Namen Linz, Urfahr, Neufelden, Rohrbach und Aigen getauft wurden.[4] Am 28. Juli 1886 erfolgte die Erteilung der Konzession zum Bau und Betrieb der normalspurigen Eisenbahn.[5]

Die Eröffnungsfahrt fand am 17. Oktober 1888 vom Mühlkreisbahnhof aus statt.[6] Ab 1. Mai 1901 führte die Staatsbahn den Betrieb im Auftrag der Gesellschaft, die im Mai 1942 verstaatlicht wurde. Während die Personenzüge noch immer im Bahnhof Urfahr beginnen, der durch die Linzer Straßenbahn mit dem Hauptbahnhof verbunden ist, wurde für den Güterverkehr eine staatliche Verbindungsbahn nach Linz Hauptbahnhof am 14. November 1900 eröffnet. Nach der Errichtung bestanden Ausbaupläne in Richtung Bayern und Böhmen. 1909 begannen Detailplanungen für eine Streckenverbindung von Aigen über Černá v Pošumaví (Schwarzbach) und Horní Planá (Stuben) zur Bahnstrecke Budweis–Salnau (1892 errichtet, heute České Budějovice–Nová Pec). Zusätzlich waren noch eine Verlängerung bis Schwarzenberg am Böhmerwald und Verbindungen von Rohrbach nach Wegscheid und nach Obermühl, eine Linie Neufelden–Lembach–Hofkirchen und eine Anbindung über Aschach nach Wels geplant. Der Erste Weltkrieg und der Zerfall der Habsburgermonarchie verhinderten diese Pläne.

Ab dem Jahr 1900 verband die Linzer Verbindungsbahn die Mühlkreisbahn mit dem übrigen Eisenbahnnetz. Die Verbindungsbahn wurde nur für den Güterverkehr und betriebliche Zwecke verwendet, daher war im Personenverkehr die Mühlkreisbahn weiterhin von den anderen Eisenbahnlinien abgeschnitten. Seit der Einstellung des letzten Abschnitts der Strecke im Jahr 2015 und der Abtragung der Eisenbahnbrücke über die Donau ist die Mühlkreisbahn wieder ein Inselbetrieb. Die Wartung der eingesetzten Fahrzeuge wird in Rottenegg in einer neu errichteten Wartungshalle durchgeführt.[7]

Einbeziehung in die Regionalstadtbahn Linz

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Personenzüge der Mühlkreisbahn nehmen im Bahnhof Linz Urfahr ihren Ausgang, doch gab es Bestrebungen, sie im Personenverkehr besser an das Stadtzentrum anzubinden. Die vom ehemaligen Verkehrslandesrat Erich Haider (SPÖ) im Jahr 2008 angeregte Umwandlung der Mühlkreisbahn in eine Überlandstraßenbahn, die eine Umspurung (eines Teils) der Mühlkreisbahn auf die von der Straßenbahn Linz verwendeten Spurweite von 900 Millimeter erforderlich gemacht hätte, wurde mittlerweile verworfen.[8][9]

Stattdessen ist geplant, die Mühlkreisbahn über eine als Normalspurbahn neu zu errichtende Regionalstadtbahn Linz an den Hauptbahnhof anzubinden. Die im Mai 2024 (vorbehaltlich parlamentarischer Genehmigung) zwischen Bund und Land Oberösterreich unterzeichnete Finanzierungsvereinbarung sieht eine Fertigstellung der Regionalstadtbahn bis Mitte 2032 vor.[10] Die nunmehr vorgesehene Trasse entspricht der alten Trasse der Linzer Verbindungsbahn (vor 1965), der Bau einer City-S-Bahn auf dieser Trasse wurde bereits 1992 erwogen[11] und auch in den folgenden Jahren vom Land Oberösterreich bevorzugt.[12]

Es ist vorgesehen, die Mühlkreisbahn bis zum Jahr 2030 im Abschnitt zwischen Linz Urfahr und Kleinzell zu elektrifizieren.[13] Es steht im Raum, dass die mit der Errichtung der Regionalstadtbahn betraute landeseigene Schiene OÖ GmbH auch die Mühlkreisbahn übernimmt.[14]

Die 58 km lange Strecke beginnt im Bahnhof Linz Urfahr (vulgo Mühlkreisbahnhof) im Linzer Stadtteil Urfahr, führt zunächst am nördlichen Donauufer entlang und ab Ottensheim dann weiter landeinwärts in nordwestlicher Richtung im Tal der Rodl bis kurz vor Rottenegg. Danach folgt eine 5 km lange Steilstrecke mit einer Adhäsionssteigung von 46 ‰ im Saurüsselgraben parallel zur B 127 von 268 m ü. A. nach Lacken (440 m ü. A.). Seit Einstellung der Erzbergbahn im Planverkehr ist dies die höchste Steigung im gesamten ÖBB-Netz. Weiter bergan geht es bis Gerling, wo die Strecke in einer Rechtskurve in den Talverlauf des Pesenbaches einschwenkt, ehe vor der Station Neuhaus-Niederwaldkirchen nahe Drautendorf (556 m ü. A.) wieder ein Anstieg folgt. Durch das Diesenbachtal abwärts wird am Bahnhof Neufelden (447 m ü. A.) das tiefe Tal der Großen Mühl erreicht, bei deren Hangtrassierung mehrere Tunnel notwendig wurden.[15]

Um die Bezirkshauptstadt Rohrbach-Berg anzubinden, verlässt die Bahnstrecke kurz vor Haslach das Tal der Großen Mühl und folgt dem Almesmühlbach. Nach Überwindung einer Höhe von 627 m am Bahnhof Rohrbach-Berg erreicht die Trasse bei Oepping das Tal des Krenbaches und folgt diesem, parallel zur B 127 verlaufend, bis Schlägl, wo sie die Große Mühl überquert. Schließlich erreicht sie nach einer Haltestelle nahe der Prämonstratenserabtei Schlägl den Endbahnhof Aigen-Schlägl in 565 m ü. A.[16]

Überwiegend gibt es nach Aigen-Schlägl einen 2-Stunden-Takt, der abschnittsweise verdichtet wird. Auf dem Abschnitt Rottenegg–Linz Urfahr wird im Berufsverkehr teils ein 15-Minuten-Takt angeboten, ansonsten gibt es einen 30- bis 45-Minuten-Takt. Die Symmetriezeit stimmt bis Rottenegg mit der sonst in Mitteleuropa üblichen überein. Zugkreuzungen finden in Neuhaus-Niederwaldkirchen, Haslach, Ottensheim und Puchenau-West statt. Zwischen Linz Urfahr und Rottenegg ist die Mühlkreisbahn eine Selbstbedienungsstrecke.

Bis zur vollständigen Umstellung auf Triebwagen wurden Züge mit der Reihe 2043 geführt. (1992)
Ein 5022 (Desiro) im Bahnhof Linz Urfahr
Cityshuttle-Wendezug in Linz Urfahr

Die Mühlkreisbahn erwarb als Erstausstattung 1888 fünf Lokalbahnmaschinen bei Krauss in Linz. Sie hatten die Namen Urfahr, Aigen, Linz, Neufelden und Rohrbach. Die kkStB bezeichnete die Maschinen zunächst als 94.61–65, ab 1905 als 494.61–65.

Im Personenverkehr werden heute Dieseltriebwagen der Reihen 5047 und 5022 (Desiro, seit 2005) eingesetzt.

Auf der Mühlkreisbahn findet aktuell kein Güterverkehr mehr statt.

Lokomotive Aigen vor dem Museum

In Rohrbach-Berg ist ein Museum zur Mühlkreisbahn mit der Präsentation der Geschichte von Bahnstationen der Mühlkreisbahn eingerichtet. Ausgestellt ist auch die Lokomotive Aigen, die bis 1910 auf der Strecke eingesetzt wurde.[17]

Am Samstag, dem 30. August 2008 brachten die ÖBB in Kooperation mit dem BSV Linzer Eisenbahner am Bahnhof Linz Urfahr einen Sonderpoststempel zum 120-jährigen Jubiläum heraus.[18]

  • Erwiderung der tracirenden Ingenieure der Mühlkreisbahn auf das Gutachten bezüglich der Lokalbahn von Urfahr nach Aigen. Wimmer, Linz 1882, 6 Seiten.[19]
  • Jordan Kajetan Markus: Mühlkreisbahn. Führer von Urfahr-Linz nach Otensheim, Neufelden, Haslach, Rohrbach, Aigen-Schlägel und Umgebung bis an die Marken des Böhmerwaldes. Wimmer Verlag, Linz 1888 (landesbibliothek.at).
  • Josef Sames: Die Geschichte der Mühlkreisbahn Linz-Urfahr-Aigen-Schlägel. Selbstverlag, Linz 1939.[20]
  • Franz Aschauer: Oberösterreichs Eisenbahnen. Geschichte des Schienenverkehrs im ältesten Eisenbahnland Österreichs. (Hrsg. vom Amt d. OÖ. Landesregierung.) [Illustr.]. OÖ. Landesverlag in Komm., Wels 1964.[21]
  • Franz Humenberger u. a.: Rohrbach – vom Markt zur Stadt. Festschrift zur Stadterhebung am 5. Juli 1987. Rohrbach in Oberösterreich 1987.
  • Adolf Czapek, Josef Jauker: 100 Jahre Mühlkreisbahn. Linz/Urfahr–Aigen/Schlägl 1888–1988. Festschrift anläßlich des Jubiläums 22.7.–24.7.1988. Deutschbauer, Rohrbach 1988.
  • Christian Hager: Die Mühlkreisbahn. Strecke Linz Urfahr – Aigen-Schlägl u. Linzer Verbindungsbahn. 2. Auflage. Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr 1989, ISBN 3-85068-251-X.
  • Heribert Schwarz: 110 Jahre Mühlkreisbahn (1888–1998). Ein Unterrichtsbehelf für die Volksschule. Kleinzell im Mühlkreis 1998.
  • Werner Schröter: 130 Jahre Mühlkreisbahn. Altenfelden 2018.[22]
Commons: Mühlkreisbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gesetz, betreffend die Zugeständnisse und Bedingungen für den Bau der Mühlkreisbahn, RGBl. Nr. 65/1885.
  2. Gesetz vom 29. Juni 1888, über die theilweise Abänderung des Gesetzes vom 29. April 1885 (R. G. Bl. Nr. 65), betreffend die Zugeständnisse und Bedingungen für den Bau der Mühlkreisbahn, RGBl. Nr. 108/1888.
  3. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 5. Juni 1901, betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen der Allerhöchsten Concessionsurkunde vom 28. Juli 1886, R. G. Bl. Nr. 136, für die Localbahn Linz-Urfahr nach Aigen (Mühlkreisbahn), RGBl. Nr. 69/1901.
  4. pospichal.net
  5. Concessionierung der Mühlkreisbahn. In: Josef Wimmers Buchdruckerei (Hrsg.): Linzer Tages-Post. 7. August 1886, S. 2 (anno.onb.ac.at [abgerufen am 10. Juli 2017]).
  6. Erlebnis Mühlkreisbahn (Memento vom 5. März 2009 im Internet Archive)
  7. Gernot Fohler: Wartungshalle ist im Frühling fertig. In: Meinbezirk.at. 11. März 2015, abgerufen am 26. Mai 2024.
  8. Linz: Wird Mühlkreisbahn eine Stadtbahn? In: Eurailpress. 29. August 2008, abgerufen am 24. März 2014.
  9. Linz verzichtet: Stadtbahn und O-Busse sollen neue Straßenbahnachse ersetzen. In: Oberösterreichische Nachrichten. 14. Dezember 2019, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  10. Anlage 2 zur Regierungsvorlage für eine Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreich über die Finanzierung des Baus der Regionalstadtbahn Linz. (PDF) Bundesregierung, abgerufen am 26. Mai 2024.
  11. City-S-Bahn - Utopie oder Zukunftsperspektive. 30. Dezember 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Februar 2012; abgerufen am 24. März 2014.
  12. Andreas Kremsner: Linz soll City-S-Bahn und zusätzlich noch eine Straßenbahn bekommen. In: nachrichten.at. 8. August 2009, abgerufen am 24. März 2014.
  13. 600 Millionen für die Schiene: Alle Nebenbahnen werden erhalten. In: nachrichten.at. 3. Juli 2019, abgerufen am 11. Juli 2022.
  14. Gerald Mandlbauer: Die Mühlkreisbahn soll in Landesbesitz gehen. Oberösterreichische Nachrichten, 16. Mai 2024, abgerufen am 26. Mai 2024.
  15. eisenbahntunnel.at Bilder der Tunnelportale
  16. Baugeschichte. 8. Januar 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. April 2009; abgerufen am 24. März 2014.
  17. Mühlkreisbahn-Museum. In: boehmerwald.at. Abgerufen am 11. Juli 2022.
  18. Die Briefmarke und Post.Philatelie, Ausgabe August 2008.
  19. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek
  20. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek
  21. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek
  22. Die Mühlkreisbahn feiert ihren 130.sten Geburtstag. In: meinbezirk.at. 19. September 2018, abgerufen am 11. Juli 2022.