Marcus Aurelius Iulianus – Wikipedia

Aureus des Julian

Marcus Aurelius Iulianus (vollständiger Name wohl Marcus Aurelius Sabinus Iulianus) war einer von zahlreichen Usurpatoren in der Zeit der römischen Reichskrise des 3. Jahrhunderts. Der genaue Name des Usurpators, der Ort und der Zeitpunkt sowohl seiner Erhebung als auch seiner Niederlage sind in der Forschung umstritten. Fest steht aber, dass seine Erhebung in die Regierung des Kaisers Carinus (283–285) fällt.

Zu den schriftlichen Quellen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den Münzen stehen nur drei antike Quellen zur Verfügung, welche sich zum Teil widersprechen: der Liber de Caesaribus des Aurelius Victor, die Epitome de Caesaribus und die Historia Nea des Zosimos.

Ihre Angaben lassen sich folgendermaßen kurz zusammenfassen.

Aurelius Victor zufolge sei Iulianus corrector Venetiae (et Histriae), d. h. Statthalter von Venetien und Istrien gewesen, usurpierte bereits nach dem Tod des Carus (Sommer 283), habe Pannonien kontrolliert und soll zu Beginn des Jahres 285 in Illyricum gefallen sein.[1]

Die Epitome de Caesaribus und Zosimos berichten dagegen, Iulianus sei Prätorianerpräfekt gewesen, habe sich nach dem Tod des Numerianus (Herbst 284) in Italien erhoben und sei dort später auch geschlagen worden. Die Epitome nennt darüber hinaus den Ort der Schlacht, nämlich Verona.[2]

Antoninian Marcus Aurelius Iulianus

Die Gold- und Billonmünzen (Aurei bzw. Antoniniane) des Iulianus geben uns in vielfältiger Weise Auskunft. Sie stellen die einzig erhaltenen Bildnisse des Usurpators dar und verweisen zudem auf dessen Machtbasis. Denn entsprechend der rückseitigen Münzstättensignatur wurden sie alle in Siscia, der Hauptstadt der Provinz Pannonia superior, geprägt. Darüber hinaus zeigen einige Antoniniane als Reversdarstellung die Personifikationen der beiden pannonischen Provinzen, umgeben von der Legende PANNONIAE AVG(usti).

Name und Titulatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinsichtlich des Namens ist folgendes festzustellen: Die Epitome de Caesaribus und die Historia Nea sprechen von einem Sabinus Iulianus, die Münzen des Usurpators nennen ihn Marcus Aurelius Iulianus. Dabei wird Sabinus Iulianus sein Geburtsname gewesen sein; nach seiner Kaisererhebung wird er sich den prestigeträchtigen Namen Marcus Aurelius, wie andere Kaiser vor und nach ihm, gegeben haben. Ein Widerspruch muss hierbei nicht entstehen. Name und Titulatur lassen sich folgendermaßen ergänzen:

IMP(erator) C(aesar) M(arcus) AVR(elius) [SABINVS] IVLIANVS P(ius) F(elix) AVG(ustus).

Der historische Ablauf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Carinus (283–285) im Spätsommer/Herbst 284 vom Tod seines Bruders Numerianus (283–284) erfahren hatte, verließ er Siscia in Richtung Rom. Dies nutzte der damalige corrector Venetiae (et Histriae) Iulianus aus und marschierte in Pannonien ein, womit er sich Siscia als Machtbasis und Münzstätte sichern konnte. Vermutlich zu Beginn des darauffolgenden Jahres zog Carinus aus Rom aus, um Iulianus zu besiegen. Dieser fiel nach der ersten Schlacht, entweder in Verona oder in Pannonien.

  • Klaus Altmayer: Die Herrschaft des Carus, Numerianus und Carinus als Vorläufer der Tetrarchie (= Historia Einzelschriften. Band 230). Franz Steiner, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-515-10621-4, S. 166–171.
  • R. A. G. Carson: Principal coins of the Romans. Band 2: The principate. 31 BC-AD 296. London 1980.
  • Richard Delbrueck: Die Münzbildnisse von Maximinus bis Carinus (= Das römische Herrscherbild. Band III.2). Berlin 1940.
  • Thorsten Fleck: Julianus I. von Pannonien. Überlegungen zu Chronologie und Münzprägung. In: Geldgeschichtliche Nachrichten. Band 212, März 2003, S. 61–64. ISSN 0435-1835 (bietet trotz der mageren Quellenlage die bisher umfassendste Darstellung).
  • Edmund Groag, Arthur Stein, L. Petersen (Hrsg.): Prosopographia Imperii Romani Saec. I. II. III. Berlin Leipzig 1933 ff., Bd. 1, 1933.
  • Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: M. Aur. Sabinus Iulianus 24. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 474.
  • B. M. Felletti Maj: Iconografia romana imperiale II. Da Severo Alessandro a M. Aurelio Carino (222–285 d. C.). Rom 1958.
  • Dietmar Kienast, Werner Eck, Matthäus Heil: Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie. 6. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-534-26724-8, S. 253–254.
  • Harold Mattingly, Edward A. Sydenham (Hrsg.): The Roman Imperial Coinage. Bd. V/2: Probus-Amandus. London 1933, Neudruck 1998.
  • Efrem Pegan: Imperator Marcus Aurelius Julianus In: Numizmaticke Vijesti. Band 15, 1968, S. 45–52.
  • A. S. Robertson: Roman imperial coins in the Hunter Coin Cabinet. Bd. IV: Valerian I to Allectus. London / Glasgow / New York 1978.
Commons: Marcus Aurelius Iulianus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Aurelius Victor 39,9f.
  2. Epitome de Caesaribus 38,6; Zosimos 1,73,1–3.