Mejillonesit – Wikipedia
Mejillonesit | |
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Gruppe von glänzenden, farblosen Mejillonesitkristallen aus der Typlokalität Cerro Mejillones, Chile (Sichtfeld 1,9 × 1,9 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer | 2010-068[1] |
IMA-Symbol | Mej[2] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) | VII/D.38-010[4] |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m |
Raumgruppe | Pbca (Nr. 61)[3] |
Gitterparameter | a = 16,295(1) Å; b = 13,009(2) Å; c = 8,434(1) Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 8[3] |
Häufige Kristallflächen | {100}, {hk0}, {h0l}, {0kl}[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,36(1); berechnet: 2,367[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100}, gut nach {010} und {001}[3] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde |
Farbe | farblos[3] |
Strichfarbe | weiß[3] |
Transparenz | durchsichtig[3] |
Glanz | Glasglanz[3] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,507(2)[3] nβ = 1,531(2)[3] nγ = 1,531(2)[3] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 15° (gemessen); 0° (berechnet); bei 589 nm[3] |
Mejillonesit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung NaMg2(PO3OH)(PO4)(OH)⋅H5O2 und damit chemisch gesehen ein Natrium-Magnesium-Phosphat mit der Besonderheit, dass sein Kristallwasser in Form von Zundel-Kationen (H5O2+) gebunden ist. Neben Mejillonesit sind bisher nur noch die Minerale Afwillit und Rhomboklas bekannt, die ihr Kristallwasser in dieser Weise gebunden haben.
Der farblose und durchsichtige Mejillonesit entwickelt dicktafelige bis prismatische Kristalle mit glasglänzenden Oberflächen von maximal einigen Millimetern Größe, die meist in radialstrahligen Mineral-Aggregaten angeordnet sind.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Entdeckung von Mejillonesit erfolgte 2010 eher zufällig im Rahmen einer internationalen Kooperation von Wissenschaftlern aus Brasilien (Daniel Atencio, José M. V. Coutinho, Reynaldo R. Contreira Filho), Deutschland (Thomas Witzke, Gunnar Färber), Italien (Fabrizio Nestola) und Russland (Nikita V. Chukanov, Aleksandr E. Zadov).
Thomas Witzke und Gunnar Färber analysierten diverse Mineralproben aus chilenischen Guano-Fundstellen entlang der Küste, als bei einer der Proben vom Cerro Mejillones auf der gleichnamigen Halbinsel in der Provinz Antofagasta festgestellt wurde, dass dessen vom Röntgen-Diffraktometer erstellte Strukturmuster keine Übereinstimmung mit Mustern bereits bekannter Minerale zeigte. Nachdem eindeutig feststand, dass es sich bei der Mineralprobe aus Mejillones um ein neues Mineral handelte, legte Witzke auch den Namen nach dessen Typlokalität fest.[5] Die vollständige Mineralbeschreibung und der gewählte Name wurde bei der International Mineralogical Association (IMA) zur Prüfung eingereicht (Eingangs-Nr. der IMA: 2010-068) und im selben Jahr anerkannt.
Typmaterial des Minerals wird einerseits im „Museu de Geociências“ der Universität von São Paulo in Brasilien (Katalog-Nr. DR712) und andererseits im Mineralogischen Museum, benannt nach A. J. Fersman (FMM) der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau aufbewahrt (Katalog-Nr. 4043/1; Fragment vom Holotyp).[6]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mejillonesit wurde erst 2010 als eigenständiges Mineral von der IMA anerkannt bzw. die Entdeckung erst 2012 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Mineralsystematik nach Karl Hugo Strunz ist daher bisher nicht bekannt, da die Systematik von der IMA zuletzt 2009 aktualisiert wurde[7].
Da das Mineral ein wasserhaltiges Phosphat mit zusätzlichen Anionen (OH etc.) sowie mit großen und mittelgroßen Kationen (Na, Mg) und einem Stoffmengenverhältnis von (OH etc.) : RO4 = 2 : 1 ist, wird es voraussichtlich in die Unterabteilung Phosphate mit weiteren Anionen, mit H2O, mit großen und mittelgroßen Kationen, (OH etc.) : RO4 = 2 : 1 (System-Nr. 8.DL.) einsortiert.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/D.38-010. Dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Mejillonesit zusammen mit Angarfit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/D.38 bildet.[4]
Die von der Mineraldatenbank „Mindat.org“ weitergeführte Strunz-Klassifikation in der 9. Auflage (auch Strunz-Mindat) ordnet den Mejillonesit [wie die Lapis-Systematik] in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“. Eine weitergehende Klassifizierung wurde hier bisher nicht vorgenommen (Stand 2024).[8]
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mejillonesit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbca (Raumgruppen-Nr. 61) mit den Gitterparametern a = 16,295(1) Å; b = 13,009(2) Å und c = 8,434(1) Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Kristallstruktur von Mejillonesit[3] |
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Farbtabelle: _ Na _ Mg _ P _ O _ Oz (Zundel-Kation) _ H |
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mejillonesit fand sich in Form isolierter Kristallaggregate in dünnen Zonen innerhalb von feinkörnigem Opal-Zeolith am Nordhang des Cerro Mejillones in Chile. Seine Typlokalität am Cerro Mejillones ist auch der bisher einzige bekannte Fundort für Mejillonesit in Chile, wo das Mineral neben Opal und Zeolith noch mit Bobierrit, Gips, Klinoptilolith-Na und -K vergesellschaftet auftrat.
Weltweit ist bisher nur ein weiterer Fundort dokumentiert (Stand 2022). In Polen wurde das Mineral auf einer brennenden Kohlenhalde der Grube Marcel bei Radlin in der Woiwodschaft Schlesien entdeckt.[9]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Daniel Atencio, Nikita V. Chukanov, Fabrizio Nestola, Thomas Witzke, José M. V. Coutinho, Aleksandr E. Zadov, Reynaldo R. Contreira Filho, Gunnar Färber: Mejillonesite, a new acid sodium, magnesium phosphate mineral, from Mejillones, Antofagasta, Chile. In: American Mineralogist. Band 97, 2012, S. 19–25, doi:10.2138/am.2012.3867 (englisch, researchgate.net [PDF; 6,4 MB; abgerufen am 25. März 2022]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mejillonesit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Mejillonesite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
- Peter A. Williams, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart Mills: New Minerals approved in 2010, nomenclature modifications approved in 2010. (PDF 284 kB) Commission on new minerals, nomenclature and classification International Mineralogical Association, 2010 (englisch).
- DRadio Wissen – Mineralogie: Entdeckungen im Labor von Susanne Arlt am 13. Mai 2011 (Interview mit Thomas Witzke unter anderem zur Entdeckung von Mejillonesit) ( vom 29. April 2013 im Webarchiv archive.today)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 12. August 2024]).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p Daniel Atencio, Nikita V. Chukanov, Fabrizio Nestola, Thomas Witzke, José M. V. Coutinho, Aleksandr E. Zadov, Reynaldo R. Contreira Filho, Gunnar Färber: Mejillonesite, a new acid sodium, magnesium phosphate mineral, from Mejillones, Antofagasta, Chile. In: American Mineralogist. Band 97, 2012, S. 19–25, doi:10.2138/am.2012.3867 (englisch, researchgate.net [PDF; 6,4 MB; abgerufen am 25. März 2022]).
- ↑ a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ DRadio Wissen – Mineralogie: Entdeckungen im Labor von Susanne Arlt am 13. Mai 2011 (Interview mit Thomas Witzke unter anderem zur Entdeckung von Mejillonesit) ( vom 29. April 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – M. (PDF 326 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Classification of Mejillonesite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
- ↑ Localities for Mejillonesite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. März 2022 (englisch).