Menachem Ussishkin – Wikipedia

Menachem Ussishkin

Avraham Menachem Mendel Ussishkin (auch Abraham Menacham Mendel Ussischkin, geboren 16. August 1863 in Dubrowno, Russisches Kaiserreich; gestorben 2. Oktober 1941 in Jerusalem, Völkerbundsmandat für Palästina) war ein führender sozialistischer[1] Zionist. Er war in den Jahren 1921–1923[1] Vorsitzender der Zionistischen Weltorganisation (WZO) und 1923–1941[1] Präsident der Landkauforganisation Jüdischer Nationalfonds (KKL).

Menachem Ussishkin wurde 1863 im heute belarussischen Stetl Dubrowno im zaristischen Russland geboren. In seiner Jugend war er ein begeisterter Leser der zeitgenössischen hebräischen Schriftsteller. Von da ab wurde die Wiederbelebung des Hebräischen in Eretz Israel eines der Ziele[1] seiner Lebensarbeit.

Wie viele andere Gründungsmitglieder[1] von Chibbat Zion wurde er von den Pogromen des Jahres 1881 in Russland aufgerüttelt, die ihm die Notwendigkeit einer jüdischen Auswanderung vor Augen führten. Ussishkin begann, aktiv für verschiedene zionistische Gruppen zu arbeiten. Nachdem er am Technologischen Institut in Moskau[1] sein Ingenieurstudium abgeschlossen hatte, widmete er sich der hebräischen Erziehungsarbeit, der zionistischen Propaganda und der Beschaffung von Geldern in Russland.

1903[1] ging er nach Palästina. Ussishkin war ein „praktischer Zionist“, für den das landwirtschaftliche Siedlungswesen im Jischuv den ersten und wichtigsten Schritt zur Erlangung eines jüdischen Staates darstellte. Theodor Herzl hielt er für einen Visionär, der sich nur an äußeren Hindernissen abarbeitete, dem aber jedes Verständnis der Juden und ihrer inneren Widerstände abging.[1] Entsprechend aktiv warb er selbst Jugendliche für die Arbeit als Pioniere und für landwirtschaftliche Siedlungen an. Er war Delegierter beim ersten Zionistischen Kongress 1897 in Basel und wurde zum Hebräischen Sekretär des Kongresses ernannt.

Am 7. Kongress 1905 gehörte er gemeinsam mit Yitzhak Grinboim zu den Radikalen,[2] die die Ablehnung des von Theodor Herzl unterstützten Ugandaplanes erzwangen. Ussishkin schlug ein zionistisches Programm vor, das später von der zionistischen Bewegung übernommen wurde. Unter seinem Einfluss unterstützte die zionistische Bewegung die Gründung landwirtschaftlicher Siedlungen, erzieherischer und kultureller Einrichtungen und einer Hebräischen Universität.

1921–1923[1] war er Vorsitzender im Exekutivkomitee der WZO. 1923 wurde er zum Vorsitzenden des Jüdischen Nationalfonds (קרן קימת לישראל, Keren Kayemet LeYisrael, K.K.L.) gewählt, eine Position, die er für fast zwanzig Jahre innehatte. Zudem gehörte er der „elitär-exklusiven“[3] akademischen Gesellschaft Palestine Oriental Society an.[3]

Im Mai 1936[4] äußerte er sich vor einer britischen Anhörungskommission zugunsten einer Umsiedlung („population transfer“[4]) der arabisch-palästinensischen Bevölkerung in den Irak,[4] wobei er suggerierte, dass die Palästinenser selbst den Wunsch haben würden, in den Irak abzuziehen,[4] insofern forderte er keinen gewalttätigen Transfer. David Ben-Burion kritisierte[4] ihn dafür, weil er durch das Bekanntwerden der Forderung eine Schwächung der zionistischen Verhandlungsposition gegenüber den Briten befürchtete.

Bis zuletzt aktiv, starb Ussishkin 1941. Auf seinen Wunsch hin wurde er auf dem Skopusberg in Jerusalem bestattet.

  • Joseph Klausner: Menahem Ussishkin. His Life and Work. Published by the Joint Zionist Publication Committee, London o. J. (1944).
  • John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 862.
  • Ussishkin, Menahem, in: Yaacov Shimoni: Biographical dictionary of the Middle East. Facts on File, New York 1991, S. 230 f.
Commons: Menachem Ussishkin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Danny Trom: L’État de l’exil – Israël, les juifs, l’Europe. Presses Universitaires de France (PUF), Paris 2023, ISBN 978-2-13-084463-1, S. 161 f.
  2. Dan Diner: Ein anderer Krieg – Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg, 1935–1942. Deutsche Verlags-Anstalt (Penguin Random House), München 2021, ISBN 978-3-421-05406-7, S. 105.
  3. a b Menachem Klein: Jerusalem: geteilt, vereint – Araber und Juden in einer Stadt. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-633-54289-5, S. 92 (gekürzte deutschsprachige Ausgabe von Lives in Common. Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa, and Hebron, C. Hurst & Co. Publishers, 2014; übersetzt von Eva-Maria Thimme).
  4. a b c d e Mark Tessler: A History of the Israeli-Palestinian Conflic. In: Mark Tessler (Hrsg.): Indiana Series in Middle East Studies. 2. Auflage. Indiana University Press, Bloomington and Indianapolis 2009, ISBN 978-0-253-22070-7, S. 243 und Fußnote 113, S. 869 f.