Michel (Adelsgeschlecht) – Wikipedia

Michel ist der Name eines oberbayerischen Adelsgeschlechts. Der ursprünglich aus Mannheim stammenden Kaufmannsfamilie gelang im 19. Jahrhundert der wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufstieg. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Linien Michel-Raulino und Michel von Tüßling in den bayerischen Adels- und Freiherrenstand erhoben.

Abraham Friedrich Michel
(1791–1842)

Die urkundlich gesicherte, bürgerliche Stammreihe beginnt mit Hans Peter Michel (1642–1688), Bürger und Fischer in Sandhofen bei Mannheim. Die davor liegenden Ursprünge der Familie sind ungewiss.

Seine Nachfahren waren als Kaufleute in Mannheim tätig, bis sich der Wein- und Pferdehändler Johann Balthasar Michel als erster Protestant das Bürgerrecht in München erstritt.[1] Sein Sohn, der Bamberger Kaufmann Abraham Friedrich Michel (1791–1842) verheiratete sich 1821 mit Maria Katharina Raulino (1801–1858).

1905 kaufte Alfred[2] Michel (1870–1957) das oberbayerische Schloss Tüßling, sein Bruder Karl Michel (1866–1935) erwarb 1907 in München das Grundstück in der Königinstraße 17, und ließ dort eine Villa in neoklassizistischem Baustil errichten.[3]

Königinstr. 17, München, von Franz Deininger; Errichtung: 1907–1909

Die Linien Michel-Raulino beginnen mit den Brüdern Richard Freiherr von Michel-Raulino (1864–1926) und Karl Freiherr von Michel-Raulino (1866–1935), die in den bayerischen Freiherrenstand als „von Michel-Raulino“ am 17. Januar 1913 (immatrikuliert 9. März 1913) gehoben wurden. Diese Linien sind im Mannesstamm erloschen. Die Linie Michel von Tüßling beginnt mit Alfred Freiherr Michel von Tüßling (1870–1957), der in den bayerischen Adels- und Freiherrenstand als „Michel von Tüßling“ am 21. Dezember 1905 (immatrikuliert 11. Januar 1906) gehoben wurde. Diese Linie blüht im Mannesstamm noch heute.[4]

In Blau auf grünem Dreiberg ein wachsender geharnischter Fechtarm, in der Faust einen stoßbereiten gold-berifften silbernen Dolch haltend; auf dem Helm mit blau-silbernen Decken der Arm.

Michel von Tüßling

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In Blau ein schwebender weiblicher rechter Arm, bekleidet mit einem weißen, mit silbernen Litzen besetzten Puffärmel, mit den Fingern einen goldenen Ring mit rotem Stein emporhaltend; auf dem Helm mit blau-silbernen Decken 2 wachsende Arme wie das Schildbild, den Ring haltend.

Lillie Michel-Raulino (1868–1944)
  1. Johann Christoph (1731–1800) ⚭ Catharina Barbara Hoffmann (1731–1782)
    1. Abraham (1753)
    2. Sophia Elisabeth (1754–1758)
    3. Johann Balthasar (1755–1818) ⚭ Anna Elisabeth Back (1761–1800)
      1. Anna Catharina (1780–1783)
      2. Sophie Elisabeth (1783–1830) ⚭ Ernst Philipp Fries (1772–1829)
      3. Johann Christoph (1785–1820) ⚭ Carolina Heddaeus (...-...)
        1. Sophie (1820–1905)
        2. Ferdinand (1821-...)
      4. Karl Ludwig (1787–1792)
      5. Abraham Friedrich (1788–1790)
      6. Johann Wilhelm (1789–1826)
      7. Abraham Friedrich (1791–1842) ⚭ Maria Katharina Raulino (1801–1858)
        1. Dorothea Maria (1822–1828)
        2. Johann Peter (1825–1849)
        3. Ernst Philipp Ludwig (1826–1826)
        4. Sophie Magdalena (1828–1858) ⚭ Ludwig Jegel (1822–1884)
        5. Josef Karl (1829–1902) ⚭ Marie Schuster (1835–1899)
          1. Richard Freiherr von Michel-Raulino (1864–1926) ⚭ Lillie Prier de Saone (1868–1944)
            1. Lilly (1892–1973) ⚭ I. Otto Stromeyer (1881–1943), II. Willy Messerschmitt (1898–1978)
            2. Marie (1893–1978) ⚭ I. Robert Renz (1890-...), II. Karl Freiherr von Thüngen (1893–1944)
            3. Richard (1894–1960) ⚭ I. Josephine Zimmermann (1903–1951), II. Eva Charlotte Kloß (1902-...), III. Erica Gadzikowski (1906-...), IV. Gertrud Jacob (1894–1976)
              1. Monica (1939) ⚭ Günther Arthur Koryciak (1940–2011)
              2. Gabriele (1941) ⚭ Jens-Peter Weigelt (1934)
            4. Alfred (1904–1931) ⚭ Marion von Buchwaldt (1910-...)
          2. Karl Freiherr v. Michel-Raulino (1866–1935) ⚭ Caissa Anna Douglas (1874–1949)
            1. Elisabeth (1901-...) ⚭ Manfred Stromeyer (1888–1983)
          3. Sophie (1868) ⚭ Rudolf Freiherr von Guttenberg (1874–1921)
          4. Alfred Freiherr Michel von Tüßling (1870–1957) ⚭ Hertha Gräfin Wolffskeel von Reichenberg (1877–1948)
            1. Freda (1905–1936) ⚭ Henning von Nordeck (1895–1978)
            2. Karl (1907–1991) ⚭ I. Elisabeth von Stumm (1918–1996), II. Ulrike Barth (1925–1999)
              1. Friedrich Karl (1943) ⚭ I. Felicitas Gräfin zu Solms-Baruth (1952), II. Felicitas Vischer (1959)
                1. Nadine (1970)
                2. Benedikt (1976)
                3. Friedrich (1995)
                4. Alexandra (1995)
              2. Stephanie (1961) ⚭ I. Benedikt Graf Batthyány (1960), II. Bernd-Harald Bagusat (1943), III. Christian Graf Bruges-von Pfuel (1942)
              3. Ulrike (1962) ⚭ Eckbert von Bohlen und Halbach (1956)
    4. Sophie Elisabeth (1758–1811) ⚭ Johann Martin Stöß (1748–1814)
    5. Abraham (1760–1816) ⚭ Christine Henriette Ackermann (1771–1820)
      1. Luisa Catharina (1794–1869) ⚭ Friedrich Lauer (1793–1873)
      2. Johanna Magdalena (1802–1808)

Bekannte Familienmitglieder

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  • Johann Balthasar Michel (1755–1818), war ein Wein- und Pferdehändler. Er erhielt am 30. Juli 1801 als erster Protestant das Bürgerrecht der Stadt München.
  • Richard von Michel-Raulino (1864–1926), Mitglied der DNVP sowie von 1902 bis 1926 der Herausgeber und Eigentümer des Bamberger Tagblatts. Als engagiertes DNVP-Mitglied, war die Zeitung dementsprechend national-konservativ unter ihm ausgerichtet. Nach seinem Tod 1926 verblieb die Zeitung im Besitz der Familie und behielt ihre politische Orientierung bis zur Einstellung 1934 bei.[5]
  • Alfred Freiherr Michel von Tüßling (1870–1957), geb. Alfred Michel, wurde am 21. Dezember 1905 (immatrikuliert 11. Januar 1906) in den bayerischen Adels- und Freiherrenstand als „Michel von Tüßling“ gehoben, erwarb 1905 das oberbayerische Schloss Tüßling, seit 1991 im Besitz seiner Enkeltochter Stephanie (* 1961), Vater des Karl Freiherr Michel von Tüßling (1907–1991)[6][7]
  • Karl Freiherr Michel von Tüßling (1907–1991), diente als SS-Offizier (SS-Sturmbannführer). Von 1936 an war er der persönliche Adjutant des Reichsleiters der NSDAP, Chefs der Kanzlei des Führers und SS-Obergruppenführers Philipp Bouhler.
  • Stephanie von Pfuel (* 1961, Tochter von Karl Freiherr Michel von Tüßling), ehemalige Kommunalpolitikerin, Ehrenbotschafterin der SOS-Kinderdörfer und Besitzerin von Schloss Tüßling, Ehe mit Christian Graf Bruges von Pfuel (* 1942), seit 2006 geschieden[8]
  • Von 1820 bis 1957 bestand in Bamberg die Tabakfabrik Johann Peter Raulino & Company, die ab 1949 als Raulino GmbH firmierte.[9][10]
  • Willy Messerschmitt übernahm 1928 zusammen mit einer Finanzgruppe um den Freiherrn von Michel-Raulino die Bayerischen Flugzeugwerke.
  • Im oberbayerischen Tüßling gab es die Schlossbrauerei Dr. Alfred Freiherr Michel von Tüßling, ab 1957 Freiherrlich von Michel'sche Brauerei Schloss Tüßling.[11]
  • In Tüßling ist die Baron-Michel-Straße nach dem Geschlecht benannt.
  • In Bamberg ist die Michel-Raulino-Straße nach einer Linie des Geschlechts benannt.
  1. 200 Jahre evangelische Kirchengemeinde in München Evangelisch-Lutherisches Dekanat, München 2022.
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1915. In: "Der Gotha". 65. Auflage. Michel von Tüßling, Karl Michel von Tüßling. Justus Perthes, Gotha 16. November 1914, S. 629–630 (archive.org [abgerufen am 10. November 2022]).
  3. Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski: Denkmäler in Bayern – Landeshauptstadt München Mitte, Band 2, In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler in Bayern, Band 2,1. Oberbayern, Kreisfreie Städte, Edition Lipp, München, S. 417–418.
  4. Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser, Band XV, Band 96 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1989, S. 359 ff.
  5. Stefan Knoch: Bamberger Tagblatt (1834-1945), publiziert am 1. Dezember 2014; in: Historisches Lexikon Bayerns, abgerufen am 20. November 2018
  6. Website Schloss Tüßling, abgerufen am 20. November 2018
  7. Gustav Weltrich, Der aufrechte Löwe oder Die Grafen von Wartenberg (2009), S. 277
  8. Kaffee-Gräfin brüht Ex von Caroline Beil auf. In: bz-berlin.de. 23. Februar 2006, abgerufen am 31. Dezember 2014.
  9. Die Geschichte der Firma Joh. Pet. Raulino & Comp., abgerufen am 18. Juni 2015 (Memento des Originals vom 18. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ulliswelt.beepworld.de
  10. Raulino Tabakdynastie aus Bamberg, abgerufen am 18. Juni 2015 (Memento des Originals vom 18. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stromeyer-strategy.de
  11. Historisches Brauereiverzeichnis Deutschland, abgerufen am 16. Juni 2015 (Memento des Originals vom 25. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.klausehm.de