Musik in Königsberg – Wikipedia
Dieser Artikel behandelt die Musik in Königsberg im Herzogtum Preußen, Königreich Preußen und Freistaat Preußen vom 16. Jahrhundert bis 1945. „Eine umfassende Theatergeschichte der Stadt Königsberg liegt nicht vor, und heute wäre das Unterfangen, dem abzuhelfen, kaum noch zu realisieren“.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Königsberg i. Pr. wurde die Musik schon am Hof des Herzogs von Preußen gepflegt. Hofkapellmeister waren Johann Eccard und sein Schüler Johann Stobäus. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wirkte Hans Kugelmann als Komponist und Hoftrompeter. 1659 erschien die Musikalische Kürbislaube von Heinrich Albert (siehe Kürbishütte). Georg Riedel, langjähriger Kantor der Altstadt, leitete 30 Jahre das Musikamt der Stadt. Über 300 Jahre spielten die Königsberger Stadtmusikanten.
Siehe auch: Schlossturm-Blasen in Königsberg
Oper und Konzert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie überall wurde Hausmusik zunächst nur in den Häusern des Adels praktiziert. Öffentliche Aufführungen von Opern und Konzerten kamen im 19. Jahrhundert zustande. Caroline Unger und Franz Xaver Wolfgang Mozart gastierten am Pregel. Franz Liszt erhielt die Ehrendoktorwürde der Albertus-Universität. An der Königsberger Oper war Richard Wagner kurze Zeit Kapellmeister. Die deutsche Erstaufführung von Georges Bizets Carmen unter Max Staegemann (1879) brachte der Oper den weltweiten Durchbruch. Die von Max Brode initiierten Königsberger Symphoniekonzerte gewannen unter Wilhelm Sieben, Ernst Kunwald, Hermann Scherchen, Bruno Vondenhoff und Wilhelm Franz Reuss hohes Ansehen.[2] Vor allem dank Gustav Dömpke wurde Königsberg zur „Brahmsstadt“.
Der Königsberger Musikverein engagierte sich mit Ernst Wendel und Paul Scheinpflug erfolgreich für die Neue Musik.[3] Im 20. Jahrhundert waren Hans Knappertsbusch, Wilhelm Furtwängler und Karl Böhm Gastdirigenten in Ostpreußens Provinzialhauptstadt. Der Königsberger Komponist Otto Besch erklärte dazu: „Das Königsberger Konzertpublikum fühlte sich mehr und mehr wie eine Schicksalsgemeinschaft im Zeichen der Kunst. Es ging ein Fluidum von ihm aus, das auch die Künstler auf dem Podium nicht unberührt ließ.“[2]
Mit der Komischen Oper hatte Königsberg von 1923 bis 1925 noch ein zweites Opernhaus. Geleitet wurde es von dem Mäzen Bruno Dumont du Voitel.[2]
Chöre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine große Rolle spielten die Chöre, der Bachverein unter Walter Eschenbach und Traugott Fedtke, der Schubertchor unter Heinz von Schumann und der Domchor unter Herbert Wilhelmi.[4] Unter den vielen Männerchören ragten der Königsberger Sängerverein (Karl Ninke)[5]:102–103 und die Melodia hervor. Die Musikalische Akademie und die populäre Singakademie vereinigten sich unter Hugo Hartung. In der Musikerziehung wirkten die Professoren Hans Engel und Joseph Müller-Blattau am neuen Institut für Schul- und Kirchenmusik der Albertus-Universität und die Lehrkräfte des Konservatoriums Königsberg und des Fiebach-Konservatoriums.[2]
Ninke leitete mehrere Chöre und wirkte in Königsberg von 1913 bis 1945, danach in Hamburg bis 1954.[5]
Rundfunk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ostmarken Rundfunk AG und der Reichssender Königsberg waren große Förderer des Musiklebens in Ostpreußen. Hermann Scherchen, ein Förderer der modernen Musik, war die dominierende Persönlichkeit des Königsberger Musiklebens. Er leitete auch die Konzerte beim 60. Tonkünstlerfest des Allgemeinen deutschen Musikvereins in Königsberg.[6][7]
Ostpreußisches Musikfest
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1835 und 1837 fanden zwei Ostpreußische Musikfeste statt, die von Carl Heinrich Saemann ausgerichtet und geleitet wurden.[8][9] 1908, 1913 und 1924 wurden größere Musikfeste veranstaltet.[10]
Neuanfang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als erstes deutsches Orchester gastierte 2010 das MDR-Orchester in Kaliningrad.[11] Zu Ehren ihres Gründers Otto Nicolai konzertierten im selben Jahr die Wiener Philharmoniker im Königsberger Dom.[12]
Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dirigenten und Chorleiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Abendroth
- Leo Borchard
- Max Brode
- Heinrich Dorn
- Walter Eschenbach
- Otto Fiebach
- Hugo Hartung
- E.T.A. Hoffmann
- Adolf Jensen
- Albert Krantz
- Otto Nicolai
- Emil Paur
- Hermann Pätzold
- Johann Friedrich Reichardt
- Gustav Sabac el Cher
- Carl Heinrich Saemann
- Heinz von Schumann
- Felix Weingartner
- Herbert Wilhelmi
Komponisten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Sebastiani
- Constanz Berneker
- Hermann Goetz
- Heinz Tiessen
- Werner Richard Heymann
- Otto Besch
- Herbert Brust
- Otto Nicolai
- Hermann Pätzold
- Ernst Maschke
Instrumentalisten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Louis Köhler
- Melanie Michaelis
- Margarethe Quidde
- Hans-Erich Riebensahm
- Margarete Schuchmann
- Rudolf Winkler
Sänger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Musikkritiker
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Theater- und Konzertprogramme aus Königsberg haben archiviert
- die Akademie der Künste Berlin
- die Staatsbibliothek Berlin
- das Museum Stadt Königsberg in Duisburg (2016 geschlossen)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Maria Federmann: Musik und Musikpflege zur Zeit Herzog Albrechts – zur Geschichte der Königsberger Hofkapelle in den Jahren 1525–1578. 1932, privater Nachdruck 1981.
- Georg Küsel: Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Königsberg in Preußen. Königsberger Studien zur Musikwissenschaft, II. Königsberg 1923.
- Hermann Güttler: Königsbergs Musikkultur im 18. Jahrhundert. Königsberg 1925.
- Ernst August Hagen: Geschichte des Theaters in Preussen, vornämlich der Bühnen in Königsberg und Danzig von ihren ersten Anfängen bis zu den Gastspielen J. Fischer’s und E. Devrient’s. Königsberg 1854 (Digitalisat)
- Erwin Kroll: Musikstadt Königsberg. Freiburg im Breisgau 1966.
- Joseph Müller-Blattau: Geschichte der Musik in Ost- und Westpreußen, 2. Auflage. Wolfenbüttel 1968, S. 149.
- (Deutscher) Bühnenspielplan (1896–1944).
- Werner Schwarz: Musikgeschichte Pommerns, Westpreussens, Ostpreussens und der baltischen Lande. Dülmen 1990. ISBN 978-3899600704.
- Hans Huchzermeyer: Studien zur Musik- und Kulturgeschichte Berlins, Pommerns und Ostpreußens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Franz W. Ressel: Violinist in Berlin – Rohloff-Familie: Lehrerorganisten in Pommern – Ernst Maschke: Kirchenmusiker in Königsberg/Preußen – Maschke-Latte: Porträt einer jüdisch-christlichen Königsberger Familie, Minden 2013, ISBN 978-3-00-041716-0
- Hans Huchzermeyer: Zur Geschichte der evangelischen Kirchenmusik in Königsberg/Preußen (1800–1945). Die kirchenmusikalischen Ausbildungsstätten, Minden 2013, ISBN 978-3-00-041717-7
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Besch: Musikleben in Königsberg In: Das Ostpreußenblatt, 28. April 2001.
- Website Kultur in Ostpreußen
- Musikfeste in Ostpreußen. Kultur in Ostpreußen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans-Dieter Meyer (2010) in kultur-in-ostpreussen.de
- ↑ a b c d Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1 (nach Berichten von Otto Besch)
- ↑ Königsberger Musikverein (Kultur in Ostpreußen)
- ↑ Bach-Verein Königsberg
- ↑ a b Erwin Kroll: Musikstadt Königsberg. Geschichte und Erinnerung. Atlantis Verlag, Freiburg i. Br. und Zürich.
- ↑ Gerhard von Glinski, Peter Wörster: Königsberg. Die ostpreußische Hauptstadt in Geschichte und Gegenwart. Westkreuz-Verlag, Berlin Bonn 1992, ISBN 3-922131-68-9, S. 96
- ↑ Die Oper. Sonderheft zum 60. Deutschen Tonkünstler-Fest. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Search results 1837. In: Bach Bibliography (englisch / deutsch)
- ↑ Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten: ein Kompendium. Vandenhoeck & Ruprecht, 1998, ISBN 3-525-27815-2, S. 142 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ 1. Ostpreußisches Musikfest 1908 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Victoria Teichert: MDR-Sinfonieorchester in Kaliningrad: Das Konzertereignis des Jahres – eine Sinfonie der Freundschaft ( vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Superillu.de, 22. Januar 2010.
- ↑ Beiträge ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Freunde Kants und Königsbergs, Februar 2010.