Musikphysiologie – Wikipedia

Musikphysiologie befasst sich mit den physiologischen Aspekten des Musikmachens und -hörens. Sie untersucht, wie der menschliche Körper Musik wahrnimmt, erzeugt und darauf reagiert, einschließlich der Funktionen des Gehirns, der Hörmechanismen, der Stimme, der Hand-Auge-Koordination und der muskuloskelettalen Gesundheit von Musikern. Sie berücksichtigt auch präventive und therapeutische Ansätze für musikbezogene körperliche Probleme.

Im Mittelpunkt der Musikphysiologie stehen Lehre und Erforschung der physiologischen Grundlagen des Musizierens und der Prophylaxe typischer Musikerkrankheiten. Der letztgenannte eigenständige Fachbereich besteht sowohl aus der Dokumentation von Ursachen als auch der Erforschung und Lehre der Prävention von Musikerbeschwerden beim Musikmachen, d. h. beim Üben, Konzertieren und Unterrichten. In ihren praktischen Fächern dient die Musikphysiologie der Förderung von Kompetenzen zur Selbstwahrnehmung sowie der Optimierung von Bewegungsmustern in Bezug auf Ergonomie und Ökonomie.

Relevant ist die Musikphysiologie in der Ausbildung[1][2] im Kontext der interdisziplinären Interessensgebiete folgender Fachbereiche: Musik, Medizin, Physiologie und Psychologie. Hierzu gehören neben den Musikern selbst all jene, die an deren Ausbildung und Berufsbegleitung beteiligt sind, wie Instrumental- und Gesangspädagogen, Arbeitswissenschaftler, Naturwissenschaftler, Instrumentenhersteller, Ärzte, Zahnärzte, Physiotherapeuten und verwandte Bereiche des gehobenen medizinisch-technischen Fachdienstes, Sport- und Musikwissenschaftler, Musikpsychologen, Alexander-Lehrer, Feldenkrais-Pädagogen, Dispokinesis-Lehrern, Musiktherapeuten, Ergotherapeuten und Vermittler anderer ähnlicher Therapieformen.

Christoph Wagner war Mediziner und Musiker und gilt als Pionier der Musikphysiologie im deutschsprachigen Bereich. Sein Ruf zum Professor für Musikphysiologie 1974 und die Gründung des ersten „Instituts für Musikphysiologie“ an der Hochschule für Musik und Theater Hannover im Jahre 1979 verbanden die Musikermedizin und Musikpädagogik im akademischen Bereich. Weitergeführt wird das Institut von Eckart Altenmüller. In Wien wurde 1974 Hilde Langer-Rühl (1911–1990), Pianistin und Atemlehrerin, die Begründerin des Lehrgangs für Atem-, Stimm- und Bewegungserziehung für Instrumentalisten an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Mittlerweile ist das Fach an zahlreichen Musikhochschulen in Lehre und Forschung integriert. Ferner gibt es spezielle Weiterbildungslehrgänge für Musiker und Musikpädagogen.

Im Jahre 1994 wurde die „Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin“ gegründet, 1998 die „Schweizerische Gesellschaft für Musik-Medizin“ (SMM) und 2009 die „Österreichische Gesellschaft für Musik und Medizin“ (ÖGfMM).

Literatur (Auswahl)

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  • Ulrike Wohlwender: Neuland Musikphysiologie – Christoph Wagner zum 80. Geburtstag (Musikphysiologie und Musikermedizin, Mainz 2-2011)
  • C. Spahn, B. Richter, Eckart Altenmüller: MusikerMedizin: Diagnostik, Therapie und Prävention von musikerspezifischen Erkrankungen (Schattauer 2010)
  • Zeitschrift Musikphysiologie und Musikermedizin der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin e. V. (DGfMM)
  • Susanne Klein-Vogelbach, Albrecht Lahme, Irene Spirgi-Gantert: Musikinstrument und Körperhaltung: Eine Herausforderung für Musiker, Musikpädagogen, Physiotherapeuten und Ärzte (Berlin 2000)
  • Egbert Johannes Seidel: Musikermedizin und Musikphysiologie Vorlesungsskript 2005 im Lehrbereich Musikermedizin und Musikphysiologie an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar

Einzelnachweise

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  1. Gregor Dolak: Schicksale – Musik geht auf die Nerven. In: Focus. Nr. 45, 2002 (focus.de [abgerufen am 24. April 2019]).
  2. Nadja Kwapil: Spielen bis zum Umfallen. In: Die Zeit, Nr. 42/2012