Mustermann – Wikipedia

Mustermann ist ein häufig verwendeter Familienname fiktiver Personen in Deutschland. Erika Mustermann und Max Mustermann stehen als Platzhalternamen für eine beliebige (reale) Frau und einen beliebigen (realen) Mann. Sie werden seit 1978 in Mustern, Vorlagen und Ausfüllhilfen, Formularen, Hinweisen und Datenbanken verwendet. Die Namen werden als imaginäre Personen – daneben zunehmend als Bezeichnung auch für den deutschen Durchschnittsbürger – verwendet, wobei sie in der Marktforschung teilweise Otto Normalverbraucher und Markus Möglich verdrängen. Früher ähnlich verwendete Namen für fiktive Personen sind Hans und Grete (Kurzformen von Johannes und Margarethe als die früher häufigsten Taufnamen)[1] und Lieschen Müller.

Erika Mustermann

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Erika Mustermann ist durch den fiktiven Personalausweis und ebensolchen Reisepass zu bundesweiter Bekanntheit gelangt, mit denen die deutsche Bundesregierung 1982 der Öffentlichkeit das Aussehen der zum 1. November 1984 eingeführten[2] maschinenlesbaren Personalausweise vorführte. Ihre Vorgängerin war Renate Mustermann (* 5. August 1958 in Bonn), die 1978 für das Personalausweis-Muster verwendet wurde.[3]

Im Bundesgesetzblatt tauchte Erika Mustermann erstmals im März 1983 in der Verordnung zur Bestimmung der Muster der Personalausweise der Bundesrepublik Deutschland[4] auf. Als persönliche Angaben werden dort als Geburtsdatum der 12. September 1945, als Geburtsort München und als Geburtsname Erika Gabler verwendet. 1983 war Frau Mustermann 1,76 Meter groß, hatte blaue Augen und wohnte in der Heidestraße 17 in München.[5] In der Folgezeit ändern sich Erika Mustermanns Aussehen und Geburtsdatum mehrfach (seit 1997 der 12. August 1957 und seit ca. 2001 der 12. August 1964), als Geburtsort wird nun Berlin (im Personalausweis von 1997 und in manchen Reisepässen auch München) und als Geburtsname weiterhin Gabler verwendet. Frau Mustermann ist nun 1,60 Meter groß und hat grüne Augen.[6][7] Nachdem sie ursprünglich in der Münchener Heidestraße 17 wohnhaft war, wurde sie aber dort 1995 von der Post als „unbekannt“ ermittelt.[8] 1986 und 1997 wohnte sie in der Nußhäherstraße 10 in München,[9][10] 2007 wieder in der Heidestraße 17, allerdings diesmal in Köln, 2008 in Berlin, 2010 wieder in Köln. In diesem vorläufigen Personalausweis ist sie nicht verheiratet, heißt aber mit Nachnamen Mustermann.[11][12] Ihr in dem Musterausweis zeitweilig angegebener Ordensname lautet Schwester Agnes, was auf ein Leben als Ordensschwester nach dem Ende ihrer Ehe mit Max hinweist.[13]

Aufgrund der Vielfalt der mittlerweile im Umlauf befindlichen Vorlagen zeichnet sich die imaginäre Person der Erika Mustermann durch große Wandlungsfähigkeit aus. So ist sie ausweislich der Abbildungen in einer Verwaltungsvorschrift des Bundesministeriums des Innern zu elektronischen Dienstausweisen[14] sowohl im Bundesministerium des Innern als auch im Bundeskriminalamt beschäftigt, ihre Kriminaldienstmarkennummer ist 4711. Geboren ist sie nach diesen Mustern am 1. Dezember 1972. Darüber hinaus ist sie im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung tätig und zudem Soldatin im Rang eines Oberleutnants (w). Als Soldatin ist sie befugt, Schusswaffen zu führen, soweit sie dienstlich tätig wird, hat braungrüne Augen und ist 1,72 Meter groß.[14] Im Auswärtigen Dienst bekleidet sie im Generalkonsulat St. Petersburg die Ämter sowohl einer Konsularattachée als auch einer Generalkonsulin und besitzt sowohl einen Dienstpass als auch einen Diplomatenpass.[15] Außerdem ist sie ausweislich der Abbildungen in der Triebfahrzeugführerscheinverordnung (TfV) Triebfahrzeugführerin im Eisenbahnverkehr.[16]

Auf dem am 9. Dezember 2015 vorgestellten Flüchtlingsausweis bzw. Ankunftsnachweis weist Erika Mustermann, geb. Gabler, nun auch ihre Registrierung als Flüchtling aus Damaskus (Syrien) nach.[17]

Auf den Passbildern der Personalausweis- und Reisepass-Muster sowie der Passbild-Mustertafel sind reale Mitarbeiter der Bundesdruckerei zu sehen.[18] Sie sind die bislang einzigen Personen, deren Fotos im Bundesgesetzblatt gedruckt wurden.

Laut der Telefonauskunft gibt es mindestens eine Person mit Namen Erika Mustermann.[19]

Erika Mustermann im Internet
Mit der Einführung des neuen elektronischen Personalausweises (nPA) zum 1. November 2010 erlangte Erika Mustermann noch größere Popularität. Sie war auf sämtlichen offiziellen Informationsmaterialien und im Internetportal zum neuen Personalausweis abgebildet.

Unter dem Motto „Erika hat ’nen Neuen“ informierte sie außerdem ein Jahr lang in den VZ-Netzwerken SchülerVZ, StudiVZ[20] und MeinVZ[21] über den neuen Personalausweis.

Das Bundesministerium des Innern entschloss sich, den persönlichen Dialog der fiktiven Erika mit ihren Freunden aus den VZ Netzwerken auf seine offiziellen Informationsseite zum neuen Personalausweis zu übernehmen und richtete eine ständige Rubrik Erika Mustermann ein.[22] Unter dem Motto „Erika zieht zu ihrem Neuen“ zog Erika am 30. November 2011 auf das Ausweisportal um, „zu ihrem Neuen (Personalausweis)“. Durch Nachrichten und Pinnwandeinträge trat sie dort in Erscheinung.

Deutsches Fahrerkarten-Muster

Max Mustermann ist im deutschen Sprachgebrauch ähnlich Otto Normalverbraucher eine fiktive Person und Inbegriff des Durchschnittsdeutschen. Er ist ein Verwandter, nach üblicher Annahme der Ehemann,[13] der wesentlich bekannteren, ebenfalls fiktiven Erika Mustermann, die mit Foto und Lebensdaten viele Musterausweise und Dokumente ziert. Ausweisdokumente auf den Namen Max Mustermann sind wesentlich weniger verbreitet, einzig das Kraftfahrt-Bundesamt veröffentlichte ein Muster der 2006 eingeführten EG-Fahrerkarte mit dem Bild eines am 1. Februar 1976 geborenen Max Mustermann, ausgestellt von der Fahrerlaubnisbehörde Musterstadt.

Während Max Mustermann auf behördlichen Mustern nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist er bei Herausgebern von Kunden-, Kredit- und Debitkarten sehr nachgefragt. Er ist virtueller Eigentümer vieler Dutzend Karten, die seinen Namen tragen.

Im März 2003 gab ein Quakenbrücker Paar seinem Sohn den Namen Max Mustermann, nach eigener Aussage ohne die Bekanntheit des Namens zu kennen. Im Juli 2016 war der zu dem Zeitpunkt 13-Jährige wegen seines Namens in der Fernsehsendung Kaum zu glauben! des NDR.[23][24] Laut der Sendung ist er der einzige, der diesen Namen in Deutschland trägt.[25][26]

Bei der Wahl des hessischen Ministerpräsidenten am 18. Januar 2014 gab die Landtagsverwaltung im ersten Wahlgang irrtümlich drei Stimmkarten in Umlauf, die statt des Kandidaten Volker Bouffier den Namen Max Mustermann trugen.[27] Eine dieser Karten wurde gelocht und in die Wahlurne eingeworfen, sodass das Wahlergebnis lautete: 61 Stimmen für Bouffier, eine Stimme für Mustermann.[28] Der Wahlgang wurde daraufhin wiederholt. Im zweiten Durchgang erhielt Bouffier 62 Stimmen.[27]

Andere Mitglieder der Familie Mustermann

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Deutsches Führerschein-Muster
  • Für den elektronischen Personalausweis wurde auch die Person des Markus Mustermann verwendet. Er ist am 17. Juni 1982 in Berlin geboren. Sein Bild wird durch eine Silhouette dargestellt.[29]
  • In der Passverordnung vom 19. Oktober 2007 wurde erstmals ein Kinderreisepass-Muster abgebildet, ausgestellt auf den am 15. März 2003 in München geborenen Leon Mustermann, der 1,40 Meter groß ist, grüne Augen hat und in Köln wohnt.[30] Sein Geburtsdatum wurde zweimal korrigiert. In der Änderung der Passverordnung vom 25. Oktober 2010 ist er am 15. März 2006 geboren[31] und in der vom 20. Februar 2013 am 15. März 2008.[32] Nicht bekannt ist, ob Leon ein Sohn oder ein Enkel von Erika Mustermann ist.
  • Eine Cleopâtre Mustermann, geb. Sodoge, ist Inhaberin eines Reiseausweises für Ausländer, eines Reiseausweises für Flüchtlinge und eines Reiseausweises für Staatenlose.[33]
  • Die deutschen EU-Führerschein-Muster sind auf die Zwillingsschwestern Desiré Jeanette und Anne Mustermann ausgestellt, beide am 28. Februar 1964 in Bonn geboren.[18]
  • Als Adoptivvater von Erika Mustermann gab die taz 2010 einen Franz-Xaver Gabler an, dessen Identität jedoch nicht durch amtliche Dokumente belegt ist.[34][23]
  • Auf EC-Karten-Mustern und auf Chipkarten-Mustern der Krankenkassen erscheinen auch Elfriede, Michaela, Ute, Manfred und Prof. Hans Mustermann.[35]
  • Christiane, Marianne, Emil, Erwin, Georg, Klaus, Karl, Otto, Ralf und Martin Mustermann finden sich auf Mitglieds-, Club- und Kundenkarten-Mustern.[36]
  • Im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist Petra Mustermann in verschiedenen Einrichtungen tätig, u. a. in der LWL-Klinik Dortmund und in der LWL-Schulverwaltung Münster, auch Peter Mustermann arbeitet dort, etwa als Kaufmännischer Direktor, Chefarzt oder Ärztlicher Direktor in verschiedenen LWL-Kliniken.[37]
  • Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat Karin Mustermann, gebürtig aus Bangkok in Thailand und Jahrgang 1966, im Jahr 2008 den Einbürgerungstest durchgeführt.[38]
  • Harald Mustermann ist Polizeihauptkommissar bei der Polizei Hamburg.[39]
  • Auf manchen Abbildungen des "Muster nPA" findet sich Erik Mustermann.[40]

Weitere Muster-Namen

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Elektronischer Aufenthaltstitel von Emine Kartal
  • Die deutsche Hip-Hop-Band Blumentopf veröffentlichte 2003 auf ihrem Album Gern geschehen das Lied Manfred Mustermann, das das Leben eines fiktiven Durchschnittsmannes von der Geburt bis zum Tod erzählt.
  • Robert Löhr veröffentlichte 2013 den Roman Erika Mustermann, der vom Kampf einer Grünen gegen die Piratenpartei erzählt.[45]
  • Im Jahr 2016 erschien von Bettina Peters eine fiktive Biografie der Erika Mustermann.[46] Im Buch hat die pünktliche, ordnungsliebende Erika Mustermann eine psychische Krise, die sie mit Hilfe eines Psychiaters bewältigen will. Die Autorin verbindet mit Fantasie unzählige statistische Zahlen und Fakten zu einem fiktiven Lebenslauf.[47]
  • Den Nachnamen Mustermann führen in Deutschland etwa 100 reale Personen, darunter auch der bereits erwähnte Max Mustermann aus Quakenbrück.[48]

Weitere Platzhalter

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Wiktionary: Erika Mustermann – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Max Mustermann – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Hans und Grete im Traubüchlein (1529) von Martin Luther, die Kölner Sage von Jan und Griet oder Hänsel und Gretel in den Kinder- und Hausmärchen (1812) der Brüder Grimm.
  2. Viertes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise vom 25. Februar 1983 (BGBl. I S. 194).
  3. Passkarte 1978, Bild auf Commons.
  4. BGBl. 1983 I S. 291.
  5. BGBl. 1983 I S. 291, 292.
  6. Personalausweismuster 2007, Bild auf Commons.
  7. Personalausweismuster 2010, Bild auf Commons.
  8. Am 2. September 1995 in München, Heidestraße 17 unzustellbarer Brief (Memento vom 7. Oktober 2010 im Internet Archive).
  9. BGBl. 1986 I S. 1009, 1010.
  10. BGBl. 1997 I S. 33, 34.
  11. BGBl. 2010 I S. 1460, 1470.
  12. Muster des vorläufigen Personalausweises, Bild auf Commons.
  13. a b Anne-Kattrin Palmer: Seit 30 Jahren ein echtes Beispiel. Auf den Spuren der Erika Mustermann. In: Express, 20. September 2012, abgerufen am 5. April 2019.
  14. a b Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum elektronischen Dienstausweis vom 7. Mai 2008 (O 1 – 131 234-1/2), Anlage A.
  15. Zweite Verordnung zur Änderung der Passverordnung sowie zur Änderung der Aufenthaltsverordnung vom 15. Februar 2017, Anlage 1 (zu Artikel 1), BGBl. 2017 I S. 162, Anlagen 4 und 5.
  16. Verordnung über die Erteilung der Fahrberechtigung an Triebfahrzeugführer sowie die Anerkennung von Personen und Stellen für Ausbildung und Prüfung (Triebfahrzeugführerscheinverordnung – TfV) vom 29. April 2011 (BGBl. I S. 705), Anlage 1.
  17. Bundesregierung beschließt Ankunftsnachweis. Pressemitteilung des Bundesministerium des Innern, 9. Dezember 2015.
  18. a b Europäischer Abschied von Erika Mustermann. (Memento vom 10. August 2010 im Internet Archive) In: Berliner Morgenpost, 12. Januar 1999.
  19. Suche bei dastelefonbuch.de nach Mustermann Erika, ausgeführt am 7. April 2024.
  20. Erika Mustermann im StudiVZ.
  21. Erika Mustermann in MeinVZ.
  22. Erika zieht auf das Ausweisportal. (Memento vom 21. Oktober 2012 im Internet Archive).
  23. a b Peter Maxwill: Passbild-Phantom. Wer ist Erika Mustermann? In: Spiegel Online. 2. April 2012.
  24. Stefan Biestmann: Nicht bloß amtliches Muster. Max Mustermann lebt! n-tv, 12. November 2007.
  25. Kaum zu glauben XXL. In: youtube.com. 29. Juli 2016, abgerufen am 4. April 2018.
  26. Max Mustermann – es gibt ihn wirklich. Bei: Welt Online, 13. November 2007
  27. a b Hessischer Landtag, 19. Wahlperiode, Plenarprotokoll 19/1, 18. Januar 2014, S. 15 (online)
  28. Und dann steht da Max Mustermann. In: faz.net, 18. Januar 2014.
  29. Bundesministerium des Innern: Anwendungstest neuer Personalausweis. Bild auf Commons.
  30. BGBl. 2007 I S. 2386, 2411.
  31. BGBl. 2010 I S. 1440.
  32. BGBl. 2013 I S. 330, 333, Bild auf Commons.
  33. Zweite Verordnung zur Änderung der Passverordnung sowie zur Änderung der Aufenthaltsverordnung vom 15. Februar 2017, Anlage 1 (zu Artikel 1), BGBl. I S. 162, Anlagen D4c, D7a, D8a.
  34. Die Wahrheit. Die deutsche Musta Hari. In: taz.de, 9. November 2010.
  35. a b Samstag, 12. September 2009: Erika Mustermann ist 64. (Memento vom 10. August 2010 im Internet Archive).
  36. Eingegangene Glückwunschkarten. (Memento vom 6. Oktober 2010 im Internet Archive).
  37. Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe: Corporate Design Handbuch. Grafisches Erscheinungsbild des LWL. (PDF; 2,5 MB) Ausgabe Dezember 2010.
  38. Musterbogen Einbürgerungstest. BAMF, abgerufen am 20. November 2019.
  39. Polizei Hamburg: Dienstausweise.
  40. Bundesrepublik Deutschland, Bundesministerium des Innern: Deutsch: Muster nPA von Erik Mustermann. 16. Juli 2012, abgerufen am 26. April 2022.
  41. Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie: Muster des österreichischen EU-Führerscheins. Bild auf Commons.
  42. Digital-Vignette Shop Screenshot. Abgerufen am 10. September 2017.
  43. Offene Fragen bei elektronischer Aufenthaltserlaubnis.
  44. BLZ: Gender-Regeln: Berliner Beamte sollen ihre Pronomen angeben. 5. Februar 2023, abgerufen am 7. Februar 2023.
  45. Robert Löhr: Erika Mustermann. Roman. Piper Verlag, München/ Zürich 2013, ISBN 978-3-492-05452-2.
  46. Bettina Peters: Erika Mustermann. Das geheime Leben der bekanntesten Durchschnittsdeutschen. Eden Books, Hamburg 2016, ISBN 978-3-95910-077-9.
  47. Ute Krebs: Das unbekannte Leben einer bekannten Frau. In: Freie Presse. 13. September 2016.
  48. Stefan Biestmann, DPA: Es gibt ihn wirklich: Max Mustermann. In: aachener-zeitung.de. 12. November 2007, abgerufen am 20. März 2021.