Neuroblast – Wikipedia

Als Neuroblast wird eine teilungsfähige neuronale Vorläuferzelle bezeichnet, die sich zu einem nicht mehr teilungsfähigen jungen Neuron weiterentwickelt, das sich dann – oft erst nach gewisser Zeit und einer Wanderung – unter Einfluss seiner Umgebung endgültig zum (reifen) Neuron ausdifferenziert.[1]

Neuroblasten gehen – ebenso wie Glioblasten – aus wenig differenzierten neuralen Stammzellen hervor, die in der embryonalen Entwicklungsphase als Neuroepithel die Wandung des Neuralrohres bilden. Zunächst, anfangs der 5. Entwicklungswoche beim Menschen, bilden sie als ventrikuläre Zone ein einschichtiges Epithel und nehmen dabei die ganze Wanddicke des späteren ZNS ein, zwischen der ventrikulären inneren Oberfläche um die Neuralrohrlichtung und der äußeren mesenchymal begrenzten Oberfläche (spätere Pia mater). Diese Stammzellen teilen sich (Proliferation), und nach einer Mitose entsenden beide Tochterzellen gewöhnlich je einen basalen und einen apikalen Zellfortsatz, die an der inneren bzw. der äußeren Grenzfläche kontaktieren. Danach bewegt sich zwischen den beiden Fortsätzen das den Zellkern enthaltende Soma dieser bipolaren Zellen auf und wieder ab. Die apikalen Fortsätze bilden anschließend eine äußere Marginalzone (Randzone), wenn sie nicht zurückgezogen werden und die Zelle sich abrundet, um sich erneut zu teilen. Aus diesen Zellteilungen gehen wieder Stammzellen hervor sowie – nach einigen Mitosezyklen – die Vorläuferzellen sowohl von Nervenzellen als auch von Gliazellen.[2][3]

Später verlagern Zellen, die keinen Mitosezyklus mehr durchlaufen, überwiegend junge Neuronen, ihren Zellkern in eine mittlere Lage und bilden so eine Intermediärzone. Andere Zellen nehmen eine Position zwischen dieser und der ventrikulären Zone ein und bleiben weiter teilungsfähig. Diese Population bildet damit eine subventrikuläre Zone. Weitere Zellen bilden im Bereich des späteren Gehirns zwischen Intermediärzone und Marginalzone eine weitere Zellreihung, kortikale Platte genannt.[4] Anschließend wandern zahlreiche (junge) Neuronen aus der ventrikulären Zone aus, zumeist längs der von Radialglia gebildeten Leitstrukturen, manche auch tangential quer dazu.[5]

Auch nach der Geburt kann nicht nur bei anderen Säugetieren,[6] sondern auch beim Menschen noch eine Neubildung von Neuronen stattfinden[7] – mit ähnlichen Verhältnissen in der so genannten subventrikulären Zone, sowie in Regionen des Hippocampus[8] und der subkortikalen weißen Substanz[9] – als adulte Neurogenese.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. D. Purves, G. Augustine, D. Fitzpatrick: Neuroscience. 2. Ausgabe. Sinauer Associates, 2001, Neuronal Migration.
  2. D. Clarke: Neural stem cells. In: Bone Marrow Transplant. Band 32. Jahrgang, (S)1, 2003, S. 13–17, PMID 12931233.
  3. M. Götz, W. Huttner: The cell biology of neurogenesis. In: Nat Rev Mol Cell Biol. Band 6. Jahrgang, Nr. 10, 2005, S. 777–788, PMID 16314867.
  4. Benninghoff: Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen, Bd. 3. Nervensystem, Haut und Sinnesorgane. Urban und Schwarzenberg, München 1985, ISBN 3-541-00264-6, S. 66ff.
  5. J. Cooper: Mechanisms of cell migration in the nervous system. In: Journal Cell Biology. Band 202. Jahrgang, Nr. 5, September 2013, S. 725–734, doi:10.1083/jcb.201305021 (rupress.org).
  6. C. Cooper-Kuhn: Regulation of neurogenesis in the adult mammalian brain. Dissertation, Universität Regensburg, 2003.
  7. S. Goldman, F. Sim: Neural progenitor cells of the adult brain. In: Novartis Found Symposion. Band 265. Jahrgang, 2005, S. 66–80, PMID 16050251.
  8. P. Eriksson und Team: Neurogenesis in the adult human hippocampus. In: Nature Medicine 4, 1998, S. 1313–1317. PMID 9809557.
  9. M. Nunes und Team: Identification and isolation of multipotential neural progenitor cells from the subcortical white matter of the adult human brain. In: Nature Medicine 9, 2003, S. 439–447. PMID 12627226.