Olivia Vieweg – Wikipedia

Olivia Vieweg (2014)

Olivia Vieweg (* 3. Oktober 1987 in Jena) ist eine deutsche Comiczeichnerin und Drehbuchautorin. Von ihr stammen unter anderem die Graphic Novels Huck Finn, Endzeit, und Fangirl Fantasy.

Olivia Vieweg wurde 1987 in Jena geboren, als ersten Berührungspunkt mit dem Medium Comic gibt sie das Lustige Taschenbuch an. Prägender war für sie jedoch Sailor Moon, einer der ersten japanischen Anime, der in Deutschland große Erfolge feierte. Bereits während ihres Studiums (Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar) veröffentlichte sie eine Reihe Cartoonbücher beim Carlsen Verlag.[1] 2010 zeigte das Stadtmuseum Gera ihre erste Ausstellung, gemeinsam mit Katja Klengel.[2][3] Danach schloss ihr Studium mit dem Zombie-Comic Endzeit ab.[1]

Olivia Vieweg lebt in Weimar. 2015 war sie Stipendiatin in der Drehbuchwerkstatt München, dort gewann sie für ihr erstes Drehbuch Endzeit den Tankred-Dorst-Preis für das beste Buch des Jahres. 2014 zeichntete sie ein Jahr den einseitigen Comicstrips auf der Rückseite der Sonntagsbeilage des Tagesspiegels.[4]

2015 erschien beim Suhrkamp Verlag ihre Graphic Novel Schwere See, mein Herz, der Titel basiert auf einem Lied von Element of Crime. Während der Dreharbeiten zur Filmumsetzung ihres Drehbuchs zu Endzeit begann Olivia Vieweg eine neue Umsetzung der Geschichte als Graphic Novel, das Buch erschient 2018 beim Carlsen Verlag und 2020 unter dem Titel "Ever After"[5] in den USA.

2019 adaptierte sie den antiken Klassiker Antigone als Comic. Von 2020 bis 2021 war sie Stipendiatin der Akademie für Kindermedien und gewann mit ihrem Projekt Blasmusik des Todes den mit 15.000 Euro dotierten Preis für das Beste Projekt des Jahres[6] der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM), sowie den mit 2.500 Euro dotierten Preis des Magellan Verlag. Auf Basis dieses Projekts erschien 2024 beim Ueberreuter Verlag ihr erster Roman Die Stadt der Schattenschläfer[7].

Im gleichen Jahr erschien während es Internationalen Comic Salon Erlangens beim Carlsen Verlag ihre Graphic Novel Fangirl Fantasy. Das Buch, sowie die früheren Werke Viewegs wurden in einer Einzelausstellung[8] im Kunstmuseum Erlangen präsentiert.

Olivia Vieweg erste drei Langcomics Endzeit, Huck Finn und Antoinette kehrt zurück zeichnete sie ausschließlich mit Bleistift,[9] davor tuschte sie ihre Arbeiten üblicherweise. Nachbearbeitet und koloriert wird von ihr am Computer.[1] Bei den Geschichten ist ihr eine regionale Verortung wichtig, im Interview mit dem Deutschlandfunk geht sie auf ihren eigenen ostdeutschen Hintergrund ein und den Wunsch, ostdeutsche Landschaften zu Helden in ihren Geschichten zu machen[10]. Andreas Platthaus sieht als weitere wichtige Einflüsse Gothic-Elemente und die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts an.[3]

Erste Amateurcomics im „Mangastil“ (sogenannte Dōjinshi) veröffentlichte Vieweg im Onlineportal von Animexx unter dem Pseudonym VenusKaiô. Einige davon wurden in Anthologiereihen (Verlag Schwarzer Turm) veröffentlicht. Dabei fungierte sie teilweise erstmals auch als Herausgeberin, eine Aufgabe, die sie später bei den Subway to Sally Storybooks erneut übernahm. Die beiden Bände mit Kurzgeschichten nach Liedtexten der gleichnamigen Gruppe erschienen 2008 bei Egmont Manga & Anime sowie 2012 bei Schwarzer Turm.

2010 bekam sie für die Herausgabe von Paper Theatre einen „Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation“ im Rahmen des ICOM Independent Comic Preises.[11]

Von 2009 bis 2011 erschienen drei Bücher mit Cartoons über eine getigerte Perserkatze bei Carlsen. Der erste Band Warum Katzen besser sind als Männer erschien 2009 und lag 2011 in dritter Auflage vor.[12] Dazu gestaltete sie diverse Merchandisingartikel wie Plüschtiere und Buttons.[13] Zu der Figur zeichnete sie auch drei einseitige Gagcomics, die im Magazin Comix abgedruckt wurden.[14]

In Endzeit versuchen zwei junge Frauen, nachdem sie mit dem Zug auf halber Strecke stecken geblieben sind, sich zu Fuß durch eine von Zombies bevölkerten Welt nach Jena durchzuschlagen. Der 72 Seiten umfassende Comic wurde als Diplomarbeit 2011 für die Bauhaus-Universität geschaffen. Er erschien 2012 zunächst ummontiert auf 46 Seiten im größeren Format A4 und gespiegelt auf japanische Leserichtung in drei Fortsetzungen im Magazin Comix,[15] sowie im selben Jahr in Originalform bei Schwarzer Turm als Buch. Einige Jahre später nahm sich Vieweg der Story wieder an, verwandelte sie in ein Drehbuch (verfilmt von Arte und ZDF, und 17. August 2021 im Rahmen der ZDF-Reihe Das kleine Fernsehspiel veröffentlicht[16]) und erneut in einen Comic, der 2018 wieder unter dem Titel Endzeit im Carlsen Verlag erschienen und mit 288 Seiten deutlich umfangreicher als die ursprüngliche Fassung ist. Koloriert wurde die Fassung von 2018 durch Ines Korth und Adrian vom Baur.[17]

Die Adaption von Die Abenteuer des Huckleberry Finn entstand aus der Vorgabe des Suhrkamp Verlages, für deren von Andreas Platthaus kuratierten neuen Graphic-Novel-Schiene zunächst ausschließlich Werke aus dem eigenen Programm als Comic umzusetzen.[18][1] Olivia Vieweg verlegte das Werk ins 21. Jahrhundert und vom Mississippi an die Saale. Den Sklavenjungen Jim machte sie zur asiatischen Zwangsprostituierten Jin.

Antoinette kehrt zurück

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Das 2012 erstmals von Ehapa vergebene Comic-Stipendium stand unter dem Motto „Heimat 2.0“ und war mit 5000 € Vorschuss und einer fixen Veröffentlichung im Verlag dotiert.[19] Vieweg gewann den Preis mit ihrem Exposé über eine junge Frau, die nach Rache sinnt und aus Los Angeles in ihre alte Heimat kommt. Die Geschichte zitiert Der Besuch der alten Dame, verarbeitet aber auch das Motiv „Mobbing unter Jugendlichen“ aus Mohiro Kitos Manga Naru Taru.[11][20]

Comics

Romane

Cartoons

Anthologiebeiträge

  • Lowschool. In: Manga Spot 2006. Animexx, München 2006, S. 49–67.
  • Gevatter Tot. In: Es war keinmal (= Turm-Manga spezial). Band 1. Schwarzer Turm, Hünfeld 2006, ISBN 3-934167-30-6.
  • Alle Wege führen nach Rom. In: Paper Theatre. Nr. 2. Schwarzer Turm, Weimar 2006, ISBN 3-934167-29-2, S. 51–72.
  • Die Flut. In: Manga-Mixx. Nr. 3. Animexx, München 2007, DNB 1047275058, S. 70–88 (frei nach Herr Keuner und die Flut von Bertolt Brecht).
  • Prinzessin auf der Erbse. In: Subway to Sally Storybook. Band 1. Egmont Manga & Anime, Köln 2008, ISBN 978-3-7704-6938-3, S. 181–188.
  • Morgen bin ich weg. In: Paper Theatre. Nr. 6. Schwarzer Turm, Weimar 2009, ISBN 3-934167-29-2, S. 167–183.
  • Kein Plan! In: Comix & Beer. 100 ganz legale Comicrightverletzungen. Comicstammtisch Leipzig, Leipzig 2009, S. 21.
  • Das schwarze Meer. In: Subway to Sally Storybook. Band 2. Schwarzer Turm, Weimar 2012, ISBN 978-3-934167-58-2, S. 107–116.

Als Herausgeberin

  • (mit Vicky Danko und Beatrice Beckmann): Paper Theatre Band 6 und 7[24]
  • Subway to Sally Storybook 1 und 2
  • Blütenträume 2 (= Turm-Manga spezial. Band 7). Schwarzer Turm, Weimar 2009, ISBN 978-3-934167-45-2.
  • Blütenträume 3 (= Turm-Manga spezial. Band 9). Schwarzer Turm, Weimar 2010, ISBN 978-3-934167-49-0.
Commons: Olivia Vieweg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d Matthias Hofmann: „Die Jungs und ich haben beschlossen eine Bande zu gründen.“ Auf den Spuren von Huckleberry Finn. In: Zack. Nr. 171. Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag, September 2013, ISSN 1438-2792, S. 34–36 (Interview mit Olivia Vieweg).
  2. Christian Werner: Zeichnende Studentin. Dicke Katzen überall. Die Zeit, 5. November 2009, S. 2, abgerufen am 2. Juni 2014: „Ab 12. Dezember 2009 zeigt das Stadtmuseum Gera […]“
  3. a b Andreas Platthaus: Vom Mangafan zur Comicmeisterschaft. 5. März 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2014; abgerufen am 31. Mai 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blogs.faz.net
  4. Lars von Törne: Neuer Tagesspiegel Comic-Strip. Die fabelhafte Welt der Olivia Vieweg. Der Tagesspiegel, 1. Juli 2014, abgerufen am 14. August 2014.
  5. Ever After. (lernerbooks.com [abgerufen am 6. August 2024]).
  6. agents: Olivia Vieweg (D) | cointernational.de. 20. Dezember 2022, abgerufen am 6. August 2024 (deutsch).
  7. "Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der... In: Ueberreuter Verlag. Abgerufen am 6. August 2024 (deutsch).
  8. magazin museum.de: Fangirl Fantasy - Olivia Viewegs Comicwelten - museum.de. Abgerufen am 6. August 2024.
  9. Olivia Vieweg: Antoinette kehrt zurück. 1. Auflage. Egmont Graphic Novel, Köln 2014, ISBN 978-3-7704-5500-3, S. 89.
  10. deutschlandfunk.de: Sommerreihe "Hinterland": Olivia Vieweg und die verlassene DDR Spielzeugfabrik. Abgerufen am 6. August 2024.
  11. a b Bernd Hinrichs: Made in Germany. Das Alfonz-Zeichnerporträt. Folge 5: Olivia Vieweg. In: Alfonz. Nr. 2 (April–Juni). Edition Alfons, Verlag Volker Hamann, 2014, ISSN 2194-2706, S. 44 f.
  12. Porträt: Olivia Vieweg. In: Comix. Nr. 3/2011. JNK, Verlag Jurgeit, Krismann & Nobst, Berlin 2011, DNB 1014791847, S. 23.
  13. Schwarzer Turm auf der Leipziger Buchmesse 2011. Schwarzer Turm, 14. März 2011, abgerufen am 28. Mai 2014.
  14. Olivia Vieweg: Dicke Katze. Spring. In: Comix. Nr. 3/2011. JNK, Verlag Jurgeit, Krismann & Nobst, Berlin 2011, DNB 1014791847, S. 22., Olivia Vieweg: Dicke Katze. Neue Konkurrenz. In: Comix. Nr. 5/2011. JNK, Verlag Jurgeit, Krismann & Nobst, Berlin 2011, S. 20., Olivia Vieweg: Dicke Katze. Böse Tricks. In: Comix. Nr. 7/2011. JNK, Verlag Jurgeit, Krismann & Nobst, Berlin 2011, S. 4.
  15. in Ausgabe 04/2012 bis 06/2012; jeweils JNK, Verlag Jurgeit, Krismann & Nobst, Berlin
  16. "Endzeit": 2021
  17. Barbara Buchholz: „Endzeit“ revisited Auf Leben und Tod in der Zombie-Zone. tagesspiegel.de 2018
  18. Matthias Hofmann: Suhrkamp goes Graphic Novel: »Gute Comics brauchen ihre Zeit «. Comic Report, 2011, abgerufen am 29. Mai 2014 (Interview mit Andreas Platthaus).
  19. Steffen Hautog: Das Comic-Stipendium 2012. Aus dem Tagebuch eines Costima. In: Alfonz – Der Comicreporter. Nr. 1 (Januar–März). Edition Alfons, Verlag Volker Hamann, 2012, ISSN 2194-2706, S. 13–16 (Costima für Comic-Stipendium-Macher).
  20. Anna Mayrhauser: Trauerwurst und Racheengel. In: Süddeutsche Zeitung. 2. Juni 2014, S. 12 (Rezension zu Vieweg und zu Britt/Arsenault)
  21. Hanna Reifgerst: Die Preisträgerinnen der Akademie für Kindermedien 2020/2021. In: Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V. 10. Juni 2021, abgerufen am 6. August 2024 (deutsch).
  22. agents: Olivia Vieweg (D) | cointernational.de. 20. Dezember 2022, abgerufen am 6. August 2024 (deutsch).
  23. 2014/15. Abgerufen am 13. September 2017 (deutsch).
  24. Felix Giesa (Interview): Preisträger 2010 Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation: Vicky Danko, Beatrice Beckmann und Olivia Vieweg für das Engagement beim Independent Manga. In: Comic! Jahrbuch 2011. Interessensverband Comic e.V. ICOM, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-88834-941-6, S. 210, 212 (comic-i.com – nur in Auszügen, zu belegende Information aber komplett).