Panait Istrati – Wikipedia

Panait Istrati (1927)
Gedenktafel am Haus in Paris, in dem er von 1922 bis 1930 seine Hauptwerke geschrieben hat.
Seine Beerdigung in Bukarest im April 1935
Die Panait-Istrati-Bibliothek in Brăila (2010)

Panait Istrati (* 22. August 1884 in Brăila, Rumänien; † 16. April 1935 in Bukarest) war ein französisch- und rumänischsprachiger Schriftsteller griechisch-rumänischer Herkunft.

Panait Istratis Mutter war die Wäscherin Joița Istrate, sein Vater der konzessionslose Tabakhändler Georgios Valsamis aus Kefalonia in Griechenland. Er wuchs zweisprachig auf und beherrschte neben Rumänisch auch Griechisch fließend.[1] Im Dorf Baldovinești nahe Brăila besuchte er die Grundschule sechs Jahre lang, wobei er zweimal sitzenblieb. Später verdiente er seinen Lebensunterhalt als Kellner in einem Cabaret[2] und als Gehilfe eines Pastetenbäckers in Kairo[2] und Alexandria.[2] Mit einem Rumänen, dem er in Ägypten begegnet war, arbeitete er als Dekorations- und Baumaler mehrere Monate im Dorf Ghazir[2] im Libanongebirge. Seine Reisen, teils als Landstreicher,[3] führten ihn auch nach Istanbul, Neapel, Paris und die Schweiz. Er war auch ein unermüdlicher Leser. 1909[2] war er vermutlich an der Gründung der Sozialistischen Partei Rumäniens beteiligt.

In tiefster Armut lebend, krank und einsam, unternahm er 1921 einen Suizidversuch[3] auf dem Weg nach Nizza, aber er wurde gerettet. Er hatte einen selbstbekennenden Brief[3] an Romain Rolland geschrieben, der nach dem Suizidversuch bei ihm gefunden und Rolland zugestellt wurde, worauf der ihm sofort antwortete. Im Jahr 1923 wurde seine Erzählung Kyra Kyralina mit einem Vorwort von Romain Rolland veröffentlicht. Rolland nannte ihn in diesem Vorwort den „Gorki[3] der Balkanländer“.

1927 reiste er gemeinsam mit Nikos Kazantzakis in die Sowjetunion und besuchte Moskau und Kiew. Eine zweite Reise folgte 1929, wo er die Wahrheit über die stalinistische Diktatur erfuhr. Daraufhin entstand sein berühmtes Buch Auf falscher Bahn. Seine früheren kommunistischen Freunde brandmarkten ihn nun als „Faschisten“.

Seine Berühmtheit in Frankreich setzte er 1935 für den noch unbekannten George Orwell ein. Im Vorwort für die französische Ausgabe von dessen Erstlingswerk Down and Out in Paris and London (frz. La Vache Enragée) hebt er Orwells „schnörkellose“ Sprache hervor und schreibt in Erinnerung an seine eigene Zeit als Landstreicher: „Als wären wir seine Gefährten, begleiten wir Orwell durch die Unterwelt von Paris und London. Er zeigt uns dieses schreckliche Leben dort, vor allem in London, indem er selbst Teil davon wird.“[4]

Er kehrte krank und gebrochen nach Rumänien zurück, wo er 1935 an Tuberkulose starb. Panait Istrati wurde auf dem Cimitrul Bellu (deutsch Bellu-Friedhof) in Bukarest beigesetzt.[5]

Die Geschichten um Adrian Zograffi:

Die Jugend des Adrian Zograffi:

  • Codin. Paris 1926
    • aus dem Französischen von Elisabeth Eichholz, Büchergilde Gutenberg, 1986, ISBN 3-7632-3144-7
  • Michail. Paris 1927
    • aus dem Französischen von Karl Wilhelm Körner und O. R. Sylvester, Frankfurt/M.: Rütten & Loening, 1931 und Büchergilde Gutenberg, 1986, ISBN 3-7632-3145-5
  • Der Schwammfischer. Paris 1930
    • aus dem Französischen von Elisabeth Eichholtz-Legagneux, Büchergilde Gutenberg ISBN 3-7632-3146-3
  • Familie Perlmutter, Büchergilde Gutenberg ISBN 3-7632-3148-X
  • Die Disteln des Baragan. Paris 1928
    • aus dem Französischen von Erna Redtenbacher, Hamburg: Gebrüder Enoch, 1928 und Büchergilde Gutenberg, 1988, ISBN 3-7632-3149-8

Das Leben des Adrian Zograffi:

Außerhalb des Zyklus um Adrian Zograffi:

Berichte einer Reise durch die Sowjetunion: Drei Bücher über Sowjetrussland:

1. Auf falscher Bahn, 16 Monate in Russland, München 1930, Piper

2. So geht es nicht. Die Sowjets von heute, München 1930, Piper

3. Russland nackt, Zahlen beweisen, München 1930, Piper

  • Ilja Ehrenburg: Menschen – Jahre – Leben. Memoiren. Band 2 1923–1941, München 1962, wieder München 1965, ISBN 3-463-00512-3, S. 197–202 (Portrait).
  • Heinrich Stiehler: Panait Istrati. Von der Schwierigkeit, Leben zu erzählen. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt 1990, ISBN 3-7632-3851-4.
  • Heinrich Stiehler: Zur Rezeption Panaït Istratis in der BRD und der DDR. Eine qualitative Inhaltsanalyse. In: Beatrice Nickel, Carolin Fischer (Hg.): Französische und frankophone Literatur in Deutschland 1945-2010. Rezeption, Übersetzung, Kulturtransfer. Peter Lang, Bern 2011, ISBN 978-3-631-55953-6, S. 43–50.
  • Jules Ferdmann: Panait Istrati. In: Davoser Revue. Jg. 1, 1926, Nr. 8, S. 23–27.
  • Birgit Schmidt: „Ich bin kein Theoretiker, aber ich verstehe den Sozialismus ganz anders“. Leben, Arbeit und Revolte des rumänischen Schriftstellers Panaït Istrati. Edition AV, Frankfurt 2019.
    • leicht gekürzt und überarb., ohne Anm.,: Wo ist das Omelette? Dschungel, Beilage zu jungle world, 45, 7. November 2019, S. 18–23 (Porträt).
Commons: Panait Istrati – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Panait Istrati: Kyra Kyralina (im Vorwort)
  2. a b c d e Ilham Khuri-Makdisi: The Eastern Mediterranean and the Making of Global Radicalism, 1860–1914 (= Edmund Burke, Kenneth Pomeranz, Patricia Seed [Hrsg.]: The California World History Library). University of California Press, Berkeley and Los Angeles 2010, ISBN 978-0-520-26201-0, S. 151.
  3. a b c d Jochen Schmidt: Gebrauchsanweisung für Rumänien. Nr. 7627. Piper Verlag, München 2013, ISBN 978-3-492-27627-6, S. 133 f.
  4. Vorwort zu französischen Ausgabe La Vache Enragée (Paris 1935), in: George Orwell: Ganz unten in Paris und London. Berlin 2021, ISBN 978-3-945831-29-8, S. 15.
  5. knerger.de: Das Grab von Panait Istrati