Patenstadt – Wikipedia

In der Patenstadt Flensburg wurde 1955 im Stadtteil Mürwik bei Klosterholz eine Straße nach der Stadt Swinemünde, zu der die Patenschaft besteht, benannt

Eine Patenstadt übernimmt die Patenschaft für Flüchtlinge, Vertriebene, eine Volksgruppe, eine andere Stadt oder auch von Produkten (wie Lebensmitteln, Lokomotiven, Schiffen usw.) sowie geografischen Landschaften, die der jeweiligen Patenstadt namentlich gewidmet werden.

Wesentlich für den Begriff der Patenschaft ist im Gegensatz zur Städtepartnerschaft die einseitig übernommene „Fürsorgeverpflichtung“ der Patenstadt. Vereinzelt finden sich auch Patenschaften anderer Körperschaften als Gemeinden, nämlich im Bereich der Kirche, so das Erzbistum München und Freising mit der katholischen Kirche in Ecuador. Das Bistum Eichstätt ist seit 1975 in Burundi/Afrika engagiert.[1]

Zahlreiche Patenschaften entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg[2] oder nach Umweltkatastrophen.[3] Patenschaften wurden nach dem Krieg zudem auch in umgekehrter Richtung eingegangen, so 1949 von Faribault (Minnesota) über Würzburg.[4]

In der Nachkriegszeit in Deutschland wurden Patenschaften häufig durch westdeutsche Körperschaften für die Bewohner der damaligen Landkreise in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, im Sudetenland oder in der DDR übernommen. Sogar Autobahnrastplätze erhielten auf Initiative von Hans-Christoph Seebohm entsprechende Namen.[5] Verschiedene Gemeinden betonen hier ihre Patenschaft für die im neuen Wohnort lebenden Bewohner bzw. deren dortige Kultureinrichtungen; andere stellen die Patenschaft mit der Herkunftsregion bzw. -gemeinde heraus. Letztere Art der Patenschaft war, zumindest zum Zeitpunkt der Patenschaftserklärung während des Kalten Krieges, fast immer einseitig.

Einzelne Patenschaftserklärungen wurden später wieder rückgängig gemacht, so 1989 die Patenschaft des Wetteraukreises in Hessen über den Heimatkreis Tepl-Petschau (im Sudetenland). Sie wurde 1990 vom dort gelegenen Bad Vilbel fortgeführt.[6] Aus anderen Patenschaften entstanden nach Ende des Kalten Krieges Städtepartnerschaften.

In seltenen Fällen wurde bereits nach dem Ersten Weltkrieg von Patenschaft gesprochen.[7][8] (siehe Ostpreußenhilfe)

Bundesweit bestehen etwa 700 Patenschaften von Städten, Landkreisen, Gemeinden und Bundesländern mit Bundeswehreinheiten.[9]

Wetzlar pflegt seit 1962 eine Patenschaft für das ostdeutsche Lied.[10] 1975 übernahm Wetzlar außerdem eine Patenschaft für Dori in Burkina Faso.[11]

Bei der Deutschen Bahn siehe Liste benannter IC/ICE-Fahrzeuge, bei der Lufthansa siehe hier.

Einzelnachweise

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  1. Burundi auf Bistum-Eichstaett.de Abgerufen am 3. Januar 2021
  2. Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Artikel Patenschaften
  3. Definition Patenschaft (Memento vom 26. März 2011 im Internet Archive)
  4. Patenstadt Faribault auf wuerzburg.de, abgerufen am 30. Juni 2022
  5. Claudia Pinl: Warthe im Westerwald. Erinnerungskultur an westdeutschen Autobahn-Parkplätzen (PDF; 113 kB). digitale-kulturanthropologie.de. Abgerufen am 25. Februar 2019.
  6. Heimatkreis Tepl-Petschau auf bad-vilbel.de Abgerufen am 6. Juli 2022
  7. Thomas Siemon: Erinnerung an Stallupönen - 100 Jahre Patenschaft im damaligen Ostpreußen HNA 31. Mai 2015
  8. Klaipėda auf Mannheim.de Abgerufen am 28. November 2020
  9. Bundesregierung: Sinn, Zweck, Umfang und Kosten von Patenschaften von Städten, Gemeinden und Landkreisen mit Einheiten der Bundeswehr. Hrsg.: 17. Deutscher Bundestag. Drucksache 17/2688. Berlin 30. Juli 2010, S. 3.
  10. Patenschaft für das ostdeutsche Lied, abgerufen am 30. Dezember 2020
  11. Patenschaft auf wetzlar.de
  12. Demmin auf der Homepage des BKGE, abgerufen am 9. Mai 2023.