Paul von Bruns – Wikipedia

Paul von Bruns, fotografiert von Theodor Andersen

Paul Eduard von Bruns (* 2. Juli 1846 in Tübingen; † 2. Juni 1916 ebenda) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer.

Pauls von Bruns’ Eltern waren der Chirurg Victor von Bruns und Caroline Crone (1823–1918). Paul von Bruns heiratete im Jahr 1877 Marie Weizsäcker (1857–1939), eine Tochter von Karl Heinrich Weizsäcker. Ihr Bruder Karl von Weizsäcker – Großvater Richard von Weizsäckers – wurde 1906 Ministerpräsident im Königreich Württemberg. Das Ehepaar von Bruns hatte zwei Söhne. Oskar Bruns (1878–1946), war Professor der Inneren Medizin in Königsberg; Viktor Bruns (1884–1943) war Völkerrechtslehrer in Berlin.

Paul von Bruns studierte Medizin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und wurde 1867 Corpsschleifenträger der Suevia Tübingen.[1] 1870 wurde er zum Dr. med. promoviert. Als Assistent seines Vaters habilitierte er sich 1875. Er wurde 1877 Extraordinarius und übernahm in Tübingen 1882[2] den Lehrstuhl seines Vaters.[3] Er war Leibarzt des Königs von Württemberg und Obergeneralarzt der Württembergischen Armee.[4]

Seine Forschungen zur Phosphornekrose waren die Grundlage für das 1903 erlassene Verbot der Herstellung von Phosphorstreichhölzern. Praktische Auswirkungen hatten auch seine Untersuchungen über die Wirkung kleinkalibriger Geschosse. Auf Grundlage seiner Forschungsergebnisse befasste sich 1899 die Haager Friedenskonferenz mit den sog. Dumdum-Geschossen und beschloss deren Verbot.

Paul Eduard von Bruns starb im Ersten Weltkrieg, einen Monat vor seinem 70. Geburtstag am 2. Juni 1916.

Schriften (Auswahl)

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  • Das Rankenneurom. Ein Beitrag zur Geschwulstlehre. Tübingen, Univ., Diss., 1870.
  • Die Laryngotomie zur Entfernung intralaryngealer Neubildungen. Hirschwald, Berlin 1878.
  • Die Lehre von den Knochenbrüchen. Enke, Stuttgart 1886 (Deutsche Chirurgie; 27).
  • Die Geschoss-Wirkung der neuen Kleinkaliber-Gewehre: ein Beitrag zur Beurteilung der Schusswunden in künftigen Kriegen. In: Beiträge zur Klinischen Chirurgie. Band 4, 1889, Heft 1.
  • als Hrsg. mit Ernst von Bergmann: Deutsche Chirurgie. Begründet 1879 von Theodor Billroth und Albert Lücke. Ab 1894.
  • Über die Wirkung und kriegschirurgische Bedeutung der Selbstladepistole System Mauser. In: Beiträge zur klinischen Chirurgie. Band 19, 1897, Heft 2.
  • Ueber die Wirkung der Bleispitzengeschosse („Dumm-Dumm-Geschosse“). In: Beiträge zur klinischen Chirurgie. Band 21, 1898.
  • Ueber die Wirkung der neuesten englischen Armeegeschosse (Hohlspitzengeschosse). In: Beiträge zur klinischen Chirurgie. Band 23, 1899.
  • als Hrsg. mit Ernst von Bergmann: Handbuch der praktischen Chirurgie. 4 Bände. Enke, Stuttgart 1900–1901.
  • Die Tübinger Kriegsteilnehmer 1870/71: zur vierzigjährigen Gedenk-Feier den Kriegsgefährten gewidmet von P. Bruns; zu den Jahrestagen von Villiers-Champigny. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1910.
  • Red.: Kriegschirurgische Hefte der Beiträge zur klinischen Chirurgie. 15 Hefte. Laupp 1915–1919.

Der Bildhauer Richard Knecht schuf eine Büste und ein Denkmal von Bruns in Tübingen.[6]

Einzelnachweise

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  1. Kösener Korps-Listen von 1798 bis 1910, Hrsg. Karl Rügemer. Verlag der Academischen Monatshefte, Druck Carl Gerber GmbH München, Starnberg 1910, 197 (Corps)/881 (lfd. Nr. dort).
  2. Christoph Weißer, Jörg Arnholdt: Neue Aspekte zum Berufsweg des Chirurgen Fritz König (1866–1952) unter Berücksichtigung zweier Autographen seines Lehrers Ernst von Bergmann (1836–1907). In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 123–134, hier: S. 123, Anm. 8.
  3. Hans Killian: Meister der Chirurgie und die Chirurgenschule im gesamten deutschen Sprachraum. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 1980, S. 208.
  4. Wilhelm II. (Württemberg) war ebenfalls Tübser Schwabe
  5. a b c d e f g h i Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914. Hrsg. vom Kriegsministerium. Mittler, Berlin 1914, S. 1159.
  6. Knecht, Richard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 20: Kaufmann–Knilling. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 578 (Textarchiv – Internet Archive).