Pontoniersport – Wikipedia

Ein Kunststoff-Übersetzboot der Schweizer Armee in privatem Gebrauch

Der Pontoniersport ist eine traditionelle Wassersportart der Schweiz. Er wird vom Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) unterstützt. Bei diesem Sport wird hauptsächlich mit Übersetzbooten und Weidlingen auf Flüssen und Seen gerudert und gestachelt. Diese Sportart erfordert neben Kraft auch ein grosses Wissen über das Element Wasser. Im Gegensatz zum Wasserfahren werden beim Pontoniersport nicht nur kurze Zeiten von den Wettkämpfern erwartet, sondern – als Training für den Brückenbau – auch Präzision beim Fahren.

Der Begriff kommt von den Pontons, jenen Schiffshohlkörpern zum Bau von meist behelfsmässigen Brücken. Es besteht eine Verbindung zwischen den Pontonierfahrvereinen (auch Pontoniersportvereine) und den Pontonieren der Schweizer Armee.[1]

Vereinslokal und Boote der Pontoniere Schaffhausen

Der Pontoniersport wird in Pontonierfahrvereinen betrieben. Diese trainieren meistens zwei- bis dreimal pro Woche im Sommer und einmal pro Woche im Winter. Im Sommer wird an oder auf einem Fluss (Rhein, Aare, Limmat, Reuss und vereinzelt auch an der Rhone) das Wasserfahren trainiert, wohingegen man im Winter in der Halle Präzision, Ausdauer oder Schwimmen übt. In der Schweiz gibt es insgesamt 40 Vereine (Stand 29. November 2022), die dem Schweizerischen Pontonier-Sportverband angehören.[2]

Jährlich werden etwa vier gesamtschweizerische Wettfahren durchgeführt. Daneben kommen noch verschiedene kleine Wettfahren und Spezialwettkämpfe zur Austragung. Der Wettkampfparcours kann mit einem Hindernislauf auf dem Wasser verglichen werden. Es geht darum, verschiedene Übungsteile möglichst schnell und präzise sowie stilistisch einwandfrei zu absolvieren.

Jährlich gibt es eine Schweizer Meisterschaft und eine Jungpontonier-Schweizer-Meisterschaft. Alle drei Jahre findet ein Eidgenössisches statt. Die übrigen Wettkämpfe sind zeitlich nicht eingeordnet.

Einzelwettfahren

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Beim Einzelwettfahren geht es darum, als Fahrerpaar möglichst viele Punkte zu erreichen. Als Wettkampfelemente gelten bei diesem Bereich:

  • Stachelfahrt; hier geht es darum, gegen die Strömung möglichst schnell eine bestimmte Strecke zurückzulegen.
  • Abfahrt unterhalb einer „Stange“ oder eines „markierten Felsens“
  • Einfahren in „Brückenlinie“ (Geschicklichkeit), (auch „Ankerlinie“ genannt; dieses Element gilt nicht für Jungpontoniere). Bei der Einfahrt in die „Brückenlinie“ muss man die Durchfahrt zwischen zwei Pfosten (anstelle von Brückenpfeilern) rückwärts absolvieren.
  • Durchfahrt zwischen markierten Brückenpfeilern
  • Landung auf einem bestimmten Ziel
  • Landung auf höchstem Ziel (möglichst hoch am Gegenufer landen)
  • Gewisse Objekte müssen unter Zeitdruck gefahren werden, wobei die Zeit in eine Punktzahl umgerechnet wird.

Sektionswettfahren

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Beim Sektionswettfahren geht es darum, als Verein oder Gruppe eines Vereins mit mehreren Übersetzbooten einen Parcours möglichst perfekt zu fahren. Hinzu kommt, dass alles im gleichen Takt, mit gleichen Abständen zwischen den Booten und mit vier statt mit zwei Personen pro Boot (die Fahrerpaare wechseln beim Fahren) durchgeführt werden muss. Zu den einzelnen Wettkampfelementen zählen:

  • Gemeinsame Stachelfahrt (halbe Schiffslänge Distanz)
  • Überfahrt in Linie
  • Landung in Linie
  • Im Übrigen sind gleiche Wettkampfelemente wie im Einzelfahren vorhanden

Spezialwettkämpfe

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Neben den Wettkämpfen auf dem Wasser gibt es auch noch Wettkämpfe neben dem Wasser oder im Wasser

  • Schwimmen; im Hallenbad, Freibad oder Fluss eine bestimmte Strecke auf Zeit schwimmen (Freistil)
  • Einzelschnüren; Parcours bestehend aus Objekten, an denen ein bestimmter Knoten fehlerfrei angebracht werden muss. Alleine gegen die Zeit.
  • Schnüren eines Objekts; Erstellen eines Schnürobjektes in der Gruppe à drei Mann auf Zeit und ohne Fehler.
  • Bootfähren-Bau; Erstellen einer Bootfähre über einen Fluss in der Gruppe à neun Mann auf Zeit und ohne Fehler

Eidgenössisches

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Sieger[3] Wettbewerb Anzahl
Siege
Jahre
Aarau Sektion 4 1900, 1933, 1936, 1946
Aarburg Sektion 1 1907
Basel–Breite Sektion 1 1897
Bern Sektion 2 1894, 1939
Dietikon Sektion 1 1927
Klingnau Sektion 1 1913
Ligerz Sektion 1 1921
Luzern Sektion 1 1910
Murgenthal Sektion 3 1967, 2000, 2003
Olten Sektion 1 1904
Schmerikon Sektion 5 1964, 1982, 1985, 1988, 1991
Schönenwerd Sektion 1 1955
Schwaderloch Sektion 3 2015, 2018, 2022
Sisseln Sektion 1 2007, 2009
Stein am Rhein Sektion 2 1995, 2012
Walbach Sektion 1 1979
Wangen an der Aare Sektion 2 1924, 1930
Worblaufen Sektion 1 1943
Wynau Sektion 1 1997

Jungpontonierlager

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Jährlich findet für die Jugendlichen ein Jungpontonierlager in Einigen (BE) am Thunersee statt. Dort lernen sie Rudern, Stacheln, Motorbootfahren, Schwimmen, Schnüren, Erste Hilfe usw. Mit 16 Jahren ist man für den Motorboot-Vorkurs zugelassen, mit 18 Jahren für die Motorbootprüfung. Bei Erfolg erhält man einen militärischen Schiffsführerausweis, den man beim Strassenverkehrsamt (Schifffahrt) gegen Aufpreis in den zivilen umwandeln kann.

  • Hans Müller: Pontoniere. Fünfzig Jahre Schweizerischer Pontonier-Fahrverein 1893–1943, Bern 1945.
  • Hundert Jahre Pontonierfahrverein Bern 1876–1976, Bern 1976.

Einzelnachweise

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  1. Jungpontoniere – Pontoniere Diessenhofen. Abgerufen am 17. Januar 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  2. Vereine. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  3. Quelle für die Jahre 1894 bis 1943: Müller 1945, S. 222–263.