Pseudo-Tertullian – Wikipedia

Pseudo-Tertullian ist der wissenschaftliche Name und damit nur eine nominelle Hilfskonstruktion für den unbekannten antiken Autor des Libellus adversus omnes haereses, eines Anhangs zum Werk De praescriptione haereticorum von Tertullian. In dem Anhang wurden 32 Häresien aufgelistet. In der Forschung besteht Einigkeit darüber, dass diese Arbeit nicht von Tertullian selbst stammt.[1]

Eine traditionelle Annahme besagt, dass das Werk eine lateinische Übersetzung eines griechischen Originals sei, eines verlorenen Werks mit dem Titel Syntagma, das von Hippolyt von Rom circa 220 n. Chr. erstellt wurde. Eine neuere Hypothese, die mit einer Theorie von Richard Adelbert Lipsius übereinstimmt, legt nahe, dass dieses Werk Syntagma auch die gemeinsame Quelle für Philastrius und das Panarion von Epiphanios von Salamis war.[2]

Otto Bardenhewer (1932)[3] sah den Autor in die Reihe weiterer frühchristlicher Schreiber eingereiht, die Ketzerkataloge oder Schriften gegen verschiedene Häresien erstellten. Mit seinem Libellus adversus omnes haereses habe er sich insbesondere eng an Hippolyt angeschlossen.

Die katholische Enzyklopädie beschreibt es als „Knüttelvers-Hexameter(versus inculti) und erwähnt zwei Erklärungen, zum einen habe das Gedicht ein Komödiant geschrieben und zum anderen sei Adversus omnes haereses von Victorinus von Poetovio geschrieben.

Mit Kerdon und dessen Haltung zur Jungfrauengeburt setzte sich Pseudo-Tertullian kontrovers auseinander. Er schrieb, dass Kerdon lehrte, Jesus Christus sei nicht von einer Jungfrau geboren worden, ja er sei überhaupt nicht in substantia carnis erschienen.[4] Auch gegen Kerdons Schüler Markion führte er die Behauptung an, das jener als Sohn des Bischofs von Sinope in Pontus (Paphlagonien) wegen der Verführung einer Jungfrau von seinem Vater aus der dortigen Gemeinde ausgeschlossen wurde.[5] Der Name Pseudo-Tertullian bezieht sich auch auf den Autor eines Gedichts gegen Markion.

Pseudo-Tertuillian führte an, dass zwischen den Vorstellungen der Gnostiker Kerinth und Karpokrates starke Übereinstimmungen gab.[6]

  • Allen Brent: Hippolytus and the Roman Church in the Third Century: Communities in Tension Before the Emergence of a Monarch-Bishop. Brill, Leiden 1995, ISBN 978-9-0041-0245-3, S. 120 f.
  • Wilhelm Bousset: Hauptprobleme der Gnosis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973, Neudruck der 1. Aufl. von 1907, ISBN 3-525-53551-1, S. 109 f
  • Catholic Encyclopedia: Marcionites. 2017 by Kevin Knight. [1]

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Reinhard Pummer: Early Christian Authors on Samaritans and Samaritanism. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 978-3-1614-7831-4, S. 32.
  2. Roel van den Broek, Cis van Heertum: From Poimandres to Jacob Böhme: Gnosis, Hermetism and the Christian Tradition. Brill Academic Pub, Leiden 2000, ISBN 978-9-0716-0810-0, S. 262.
  3. Otto Bardenhewer: Geschichte der altkirchlichen Literatur. Band 5, Freiburg/Br. 1932, Nachdruck Cambridge University Press, Cambridge UK 2018, ISBN 978-1-1080-8185-6, S. 369
  4. Udo Schnelle: Antidoketische Christologie im Johannesevangelium. Eine Untersuchung zur Stellung des vierten Evangeliums in der johanneischen Schule. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-53823-5, S. 78–79
  5. Pseudo-Tertullian, Libellus adversus omnes haereses 6,2
  6. Albertus Frederik Johannes Klijn, Gerrit Jan Reinink: Patristic Evidence for Jewish-Christian Sects. Brill Archive, Leiden 1973, ISBN 978-9-0040-3763-2, S. 74–76