Raphael Thelen – Wikipedia

Raphael Thelen (* 1985 in Bonn) ist ein deutscher Autor und ehemaliger Journalist. Seit 2023 ist er als Klimaaktivist Teil der Letzten Generation.

Thelen studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Volkswirtschaftslehre auf Magister an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.[1] Nach seinem Abschluss 2011 zog er nach Kairo und berichtete über das postrevolutionäre Ägypten. Im Anschluss lebte er im Libanon und berichtete über den syrischen Bürgerkrieg und seine Folgen für die Region.[2]

2014 absolvierte Thelen ein Jahr an der Zeitenspiegel-Reportageschule und wurde im Anschluss Mitglied der gleichnamigen Agentur.[3] Aus Ostdeutschland berichtete er in mehreren Reportageserien auf dem von ihm gegründeten Blog Neue Normalität[4], auf Zeit Online[5] und Spiegel Online[6] über den Aufstieg der Neuen Rechten.[7] In seinem 2018 veröffentlichten Buch Straße der Träume vertritt Thelen die These, dass der Blick vieler Medien auf Ostdeutschland nicht mehr zeitgemäß sei und den Aufstieg der Neuen Rechten mitbefördert habe. 2019 verließ er die Agentur Zeitenspiegel. Danach schrieb er vorwiegend für Spiegel und Zeit über die gesellschaftlichen Folgen der Klimakrise. Zusammen mit seiner Partnerin Theresa Leisgang ging er auf eine Weltreise durch alle Klimazonen der Erde, die das Paar nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie unterbrechen musste. Darüber schrieben sie das Buch Zwei am Puls der Erde.[8]

Thelen war mehrere Jahre Mitglied des Kuratoriums des Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit, Mitglied der Jury des Hansel-Mieth-Preises.[9] Er ist Mitgründer des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland[10] und des PEN Berlin.[11] Er unterrichtete an Journalismusschulen, Akademien und Hochschulen Journalismus und Storytelling.[12]

Im Januar 2023 gab Thelen in einem Interview mit Übermedien bekannt, nicht mehr weiter als Journalist zu arbeiten, sondern sich der Gruppe Letzte Generation anzuschließen. Er begründete seinen Schritt damit, dass die Journalismusbranche derzeit strukturell nicht fähig sei, die Krise angemessen zu behandeln. Noch immer würde das Ausmaß zu wenig kommuniziert, um angemessenes gesellschaftliches Handeln zu ermöglichen. Die Klimabewegung hingegen sei ein gesellschaftlicher Akteur, der disruptiven Wandel ermögliche.[13] Im April 2024 wurde er vom Amtsgericht Tiergarten für eine Blockadeaktion zu 50 Tagessätzen à 15 Euro verurteilt.[14]

Thelens Romandebüt WUT erschien im August 2023 und stieß auf gemischte Reaktionen. David Hugendick nannte es bei Zeit Online eine „blumige Heilungsfantasie“[15], RbbKultur besprach es als „faszinierende Utopie“[16], das Hamburger Abendblatt als ein „Manifest der Generation Klimakampf“[17].

Thelen lebt in Berlin.

2018 gab es auf einen Twitter-Beitrag von Thelen öffentliche Kritik über unangemessene Nähe zu rechten Politikern. Er hatte in der Süddeutschen einen Politiker der rechtspopulistischen Partei AfD ausführlich porträtiert und dieses auf Twitter mit den Worten „Anderthalb Jahre mit dem AfD-Mann Markus Frohnmaier gestritten, gelacht und Rum getrunken. Obwohl er radikal ist, wie nur geht, war es mir beim Schreiben wichtig, fair mit ihm zu sein.“ beworben. Daraufhin wurde ihm unter anderem „eine allzugroße Nähe“ zu dem porträtierten AfD-Politiker attestiert. Thelen schätzte die Kritik als überzogen ein.[18]

Thelen berichtete 2018 für den SPIEGEL von Ausschreitungen in Chemnitz 2018, während deren auch zahlreiche Pressevertreter angegriffen wurden. Thelen und andere äußerten diesbezüglich Kritik.[19][20] Der Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer warf ihm und anderen Journalisten später vor, sie seien „zimperlich“, es drohe kaum mehr als „eine in die Länge gezogene Passkontrolle durch die Polizei oder der Verlust eines Handys bei einer Rangelei mit den Ostnazis.“[21] Thelen verwies in einer Replik auf eine lange Liste gewalttätiger Übergriffe durch Rechtsextreme auf Journalisten und empfahl Fleischhauer sich selbst vor Ort ein Bild zu machen, stellte Fleischhauer die rhetorische Frage: „Aber, Herr Fleischhauer, vielleicht sind Sie dafür zu zimperlich?“[22] Das Medienmagazin NDR ZAPP und andere griffen die Kontroverse auf und berichteten darüber.[23][24]

Veröffentlichungen

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Einzelnachweise

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  1. Raphael Thelen, M.A. || Nachwuchsförderung und Lehre || Universität Bonn – Center for Global Studies (CGS). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2018; abgerufen am 19. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cgs-bonn.de
  2. raphaelthelen.de. Abgerufen am 19. April 2018.
  3. Zeitenspiegel: Raphael Thelen – Autoren : Zeitenspiegel Reportagen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2018; abgerufen am 19. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zeitenspiegel.de
  4. Neue Normalität. Abgerufen am 19. April 2018.
  5. Serie: 30 Tage oben rechts. In: Zeit Online. Abgerufen am 19. April 2018.
  6. Roadtrip durch Ostdeutschland: Unterwegs auf der Straße der Träume. In: Spiegel Online. Abgerufen am 19. April 2018.
  7. Anne Hähnig: Rassismus: Haue in Aue. In: Die Zeit. 7. Juli 2016, abgerufen am 19. April 2018.
  8. Die Reise als Medium. Abgerufen am 26. August 2023 (deutsch).
  9. Vita. 4. März 2018, abgerufen am 19. April 2018.
  10. Autor Netzwerk: Offener Brief an die Intendanten, Geschäftsführer und Chefredaktionen von ARD, ZDF, PRO7/SAT1, RTL und NTV. 14. Oktober 2021, abgerufen am 23. Juni 2022 (deutsch).
  11. Mitgründer:innen. Archiviert vom Original am 18. Juli 2022; abgerufen am 23. Juni 2022.
  12. Reporter-Akademie Berlin: Reporter-Akademie Berlin. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2022; abgerufen am 23. Juni 2022 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reporter-akademie-berlin.de
  13. Übermedien: Warum schmeißt man als Journalist hin, um Klimaaktivist zu werden? In: Übermedien. 5. Januar 2023, abgerufen am 5. Januar 2023 (deutsch).
  14. https://taz.de/Letzte-Generation-vor-Gericht/!6001654/
  15. David Hugendick: "Wut" von Raphael Thelen: So übelst fucking real. In: Die Zeit. 22. August 2023, abgerufen am 4. September 2023.
  16. Der Aktivist und Buchautor Raphael Thelen zu seinem Buch "Wut". 24. Juli 2023, abgerufen am 4. September 2023.
  17. Thomas Andre: Letzte Generation: Roman „Wut“ – Klimakampf, bis alles in die Luft fliegt. 16. August 2023, abgerufen am 4. September 2023 (deutsch).
  18. Raphael Thelen: „Wie sollen wir uns diese Leute vom Leib halten, wenn wir sie nicht verstehen?“ auf uebermedien.de vom 6. April 2019
  19. Raphael Thelen: Chemnitz-Krawalle: Wie die Polizei eine Stadt den Rechten überließ. In: Der Spiegel. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  20. Nach Ausschreitungen: Sechs Anzeigen zu Übergriffen auf Journalisten in Chemnitz. In: Die Welt. 3. September 2018, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  21. Jan Fleischhauer: Pressefreiheit: Die Empörung der Presse ist übertrieben. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  22. Raphael Thelen, DER SPIEGEL: Chemnitz: Angriffe auf Journalisten bei rechten Demos – eine Replik – DER SPIEGEL – Politik. Abgerufen am 13. Oktober 2020.
  23. https://www.ardmediathek.de/tv/ZAPP/DGZ-Die-Fakes-der-Woche/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=3714742&documentId=55793890
  24. AfD-Ehemaligentreffen, Trauermarsch und Terrormarsch, Strichmenschen. In: BILDblog. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  25. Raphael Thelen – medium magazin. Abgerufen am 19. April 2018.
  26. Veranstaltungsforum: Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Januar 2021; abgerufen am 13. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vf-holtzbrinck.de
  27. Deutscher Podcast Preis 2021. Abgerufen am 1. Juli 2021 (deutsch).