Richard Koo – Wikipedia

Richard Koo (chinesisch 辜朝明, Pinyin Gū Cháomíng, jap. リチャード・クー; * 1954 in Kōbe) ist ein taiwanischer Ökonom. Er ist Berater am Center for Strategic and International Studies und Chefökonom des Nomura Research Institute in Tokio, das zu den Nomura Holdings gehört. Koo beriet mehrere japanische Premierminister in Wirtschaftsfragen, war als einer der ersten Nicht-Japaner beteiligt am Entwurf von Japans ökonomischen Fünf-Jahres-Plans und war von 1999 bis 2011 das einzige nicht-japanische Mitglied der Militärstrategie-Konferenz des japanischen Verteidigungs-Ministeriums.[1]

Koo ist Experte für Konjunkturforschung und prägte den Begriff „Bilanzrezession“ („balance sheet recession“).

Koo studierte Politikwissenschaft an der University of California at Berkeley (Bachelor 1976) und machte an der Johns Hopkins University 1979 seinen Master in Wirtschaftswissenschaften. Ab 1981 arbeitete er für die Federal Reserve Bank of New York. 1984 wechselte er zum Nomura Research Institute.

Seit 1998 ist er Gastprofessor an der Waseda-Universität in Tokio.

Koo hat sich intensiv mit den Folgen des Platzens der Kreditblase in Japan 1990 befasst. Nach Koo dauerte es in Japan 15 Jahre, bis die Privatwirtschaft zum japanischen Wachstum beitrug, da die japanische Regierung gemäß den Empfehlungen des IWF 1997 die staatlichen Ausgaben reduzierte, was eine Rezession verursachte. Japans Rezession habe gezeigt, dass in derartigen Krisensituationen Unternehmen nicht versuchen den Profit zu maximieren, sondern die Schulden zu minimieren, um ihre Kreditwürdigkeit zu erhöhen.[2]

Koo vertritt die Position, dass in der Folge der Finanzkrise der Staat durch Investitionen für Wachstum sorgen müsse, da die Privatwirtschaft aktuell spare. Zudem hätte das Sparen bei Schulen und bei der Forschung gravierende Folgen für zukünftige Generationen. Es bestehe für die US-Wirtschaft die Gefahr, dass bei Reduzierung der Staatsausgaben eine jahrelange Deflation und Rezession wie in Japan die Folge sein könnte. Koo meint, dass verschiedene Industrienationen, insbesondere die USA und auch Europa, infolge der Finanzkrise in einer ähnlichen Situation seien, wie es Japan in den 1990er Jahren gewesen sei und die Gefahr einer Deflation und jahrelangen Rezession für diese bestehe[3][4][5] (siehe auch: Investitionsfalle).

Der Titel seines Buches The Holy Grail of Macroeconomics: Lessons from Japans Great Recession bedeutet eine Anspielung auf eine Aussage, die Ben Bernanke 1995 traf: „To understand the Great Depression is the Holy Grail of macroeconomics.“[6]

Eine Bilanzrezession ist nach Koo ein Abschwung der Wirtschaft einer Volkswirtschaft, nach dem Platzen einer Immobilien- oder Aktienblase, und keine konjunkturzyklische Kontraktionsphase.

Veröffentlichungen

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  1. https://www.csis.org/people/richard-koo
  2. Richard C. Koo, Center for Strategic and International Studies, März 2009: The Age of Balance Sheet Recessions: What Post-2008 U.S., Europe and China Can Learn from Japan 1990-2005. (PDF; 304 kB)
  3. Mark Dittli: «Dann implodiert das Wirtschaftswachstum». In: Tages-Anzeiger. 29. Dezember 2009 (Interview)
  4. Koo Says U.S. Economy Is Following Japan’s Pattern. In: Bloomberg TV. 26. August 2011 (Video, 3:24 min)
  5. Felix Lee: Staatsverschuldung: „Die Euro-Krise erinnert fatal an Japan“. In: Die Zeit. 26. März 2012 (Interview)
  6. Thomas Emerson Hall & David Ferguson: The Great Depression: an international disaster of perverse economic policies. University of Michigan, 1998, S. 2.