Sahab – Wikipedia

سحاب
Sahab
Sahab (Jordanien)
Sahab (Jordanien)
Koordinaten 31° 51′ 45″ N, 36° 0′ 24″ OKoordinaten: 31° 51′ 45″ N, 36° 0′ 24″ O
Basisdaten
Staat Jordanien
Gouvernement Amman
Höhe 830 m
Fläche 12 km²
Einwohner 191.800 (2020[1])
Dichte 15.983,3 Ew./km²
Politik
Bürgermeister Abbas Al Maharmeh[2]

Sahab (arabisch سحاب, DMG Saḥāb) ist eine jordanische Industriestadt mit 191.800 Einwohnern (Stand: Ende 2020). Im Jahr 2004 lebten in Sahab 43.909 Einwohner (Volkszählung), und im Jahr 2015 waren es circa 169.000 Einwohner[3] (Volkszählung). Sie liegt im Gouvernement Amman südwestlich der Hauptstadt Amman, zu deren Agglomeration Sahab gehört.

Anthropoider Sarkophagdeckel aus einem Grab in Sahab, ca. 10. Jahrhundert v. Chr. (Amman, Archäologisches Museum)

Bereits in der Kupfersteinzeit befand sich eine Siedlung auf dem heutigen Gebiet Sahabs.[4] Während der Herrschaft der Hyksos fiel das Gebiet unter ägyptische Kontrolle und wurde zu einer Befestigung des Typs Glacis ausgebaut.

Zur Zeit des Neuen Reiches könnte Sahab möglicherweise sogar zu einem administrativen Ort aufgestiegen sein.[5] Die Stadtmauer von Sahab wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts v. Chr. erbaut. Um ihr Fundament zu legen, hatte man einen tiefen, ältere Siedlungsschichten durchschneidenden Graben ausgehoben, dessen Wände mit Steinen ausgelegt waren. Die vom Mauerring eingefasste Siedlung hat eine regelmäßige, ovale Grundfläche, deren Längsachse in Nord-Süd-Richtung verlief. Das älteste Fundobjekt war ein Siegelabdruck aus der Zeit Thutmosis' III. auf einem typischen spätbronzezeitlichen Tonkrug. Die jüngsten Funde waren Stücke mykenischer Importkeramik. Sahab war demnach kontinuierlich bis ins 13. Jahrhundert besiedelt. Die spätbronzezeitliche Stadt besaß ein großes öffentliches Gebäude mit einer auf 17 Metern freigelegten Außenwand und einer Art Turm.[6]

Auch mehrere Gräber wurden in Sahab im 20. Jahrhundert gefunden, die bis auf die Eisenzeit datiert wurden.[7] Ein herausragendes Einzelstück aus dem Grab A in Sahab (Eisenzeit I) ist ein anthropoider Sarkophagdeckel in ägyptisierendem Stil (Foto).[8]

Moderne Geschichte

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Zahlreiche aus Ägypten stammende Beduinen ließen sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Stadtgebiet von Sahab nieder, wodurch die moderne Stadt entstand.[9]

Etwa die Hälfte der Einwohner Sahabs sind palästinensische Flüchtlinge (al-Wihdat Refugee Camp). Als Israel 1978 im Libanon intervenierte, wollten zahlreiche Palästinenser und Jordanier an der Seite der PLO kämpfen, und besonders in Sahab fanden Demonstrationen statt, die die Reiseerlaubnis in den Libanon für diese Freiwilligengruppen forderten.[10]

Die Stadt ist stark von der Industrie geprägt. So befinden sich mehr als 400 Fabriken in der Stadt.[11] Zudem befindet sich mit dem 253 ha großen Abdullah II Ibn Al-Hussein Industriepark der bislang größte Industriepark Jordaniens in Sahab. Im Jahr 2016 waren dort über 443 Firmen ansässig mit über 14.000 Beschäftigten.[12]

2016 stellte Sahab den Weltrekord der höchsten Teilnehmerzahl an einem gemeinschaftlich gebildeten Stempelbild auf. Insgesamt nahmen 1.015 Personen daran teil.[13]

  • William Foxwell Albright: An Anthropoid Clay Coffin from Sahab in Transjordan. In: American Journal of Archaeology, 1932, S. 292–306.
  • Gerald Lankester Harding: An Iron-Age Tomb at Sahab. In: Quarterly of the Department of Antiquities in Palestine 1948, S. 22–30.
  • Rafik W. Dajani: A late bronze-iron age tomb excavated at Sahab, 1968. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan, 1970, S. 29–34.
  • Mo'awiyah Ibrahim: Archaeological Excavation at Sahab. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan, 1972, S. 93–95.
  • Mo'awiyah Ibrahim: Third Season of Excavations at Sahab. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan, 1973, S. 55–61,187–198.

Einzelnachweise

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  1. Statistical Yearbook of Jordan 2020. In: Statistical Yearbook of Jordan 2020 (PDF-Datei). Department of Statistics – Jordan, 2020, abgerufen am 14. März 2022 (englisch, arabisch).
  2. Jordanischer Politiker: Ein Viertel des Staatsbudgets für Flüchtlinge. In: tt.com. 6. Februar 2018, abgerufen am 29. Februar 2024.
  3. http://www.dos.gov.jo/dos_home_a/main/population/census2015/Persons/Persons_3.2.pdf
  4. http://books.openedition.org/ifpo/4885?lang=en
  5. Jordan River ‘never border or obstacle’ between west, east banks — scholar. In: Jordan Times. 6. Juni 2017 (jordantimes.com [abgerufen am 26. Mai 2018]).
  6. Mo'awiyah Ibrahim, Zeidan Kafafi: Mittlere und Späte Bronzezeit. In: Siegfried Mittmann et al. (Hrsg.): Der Königsweg. 9000 Jahre Kunst und Kultur in Jordanien. Philipp von Zabern, Mainz 1987, S. 86–88.
  7. http://discovery.ucl.ac.uk/1317603/1/259314.pdf
  8. Siegfried Mittmann et al. (Hrsg.): Der Königsweg. 9000 Jahre Kunst und Kultur in Jordanien. Philipp von Zabern, Mainz 1987, S. 124f.
  9. Joseph A. Massad: Colonial Effects: The Making of National Identity in Jordan. Columbia University Press, New York 2001, S. 243.
  10. Joseph Massad: Producing the Palestinian as Other. Jordan and the Palestinians. In: Roger Heacock (Hrsg.): Temps et espaces en Palestine: Flux et résistances identitaires. Presses de l’Ifpo, Beirut 2008, S. 273ff., hier285.
  11. Mobile lab measuring air pollution good to go. In: Jordan Times. 28. August 2017 (jordantimes.com [abgerufen am 23. Mai 2018]).
  12. http://www.jiec.com/uploaded/annual_report/1502349382.pdf
  13. http://www.jordantimes.com/news/local/sahab-wins-guinness-world-record-image-peace