Sainte-Marguerite (Insel) – Wikipedia

Île Sainte-Marguerite
Nordküste der Insel mit dem Fort Royal
Nordküste der Insel mit dem Fort Royal
Gewässer Mittelmeer
Inselgruppe Îles de Lérins
Geographische Lage 43° 31′ 25″ N, 7° 2′ 43″ OKoordinaten: 43° 31′ 25″ N, 7° 2′ 43″ O
Sainte-Marguerite (Insel) (Alpes-Maritimes)
Sainte-Marguerite (Insel) (Alpes-Maritimes)
Länge 3,1 km
Breite 900 m
Fläche 2,1 km²
Einwohner 40
19 Einw./km²
Hauptort Sainte-Marguerite
Plan der Insel
Plan der Insel

Blick vom Fort Royal auf das umliegende Meer
Fort Vauban, île Sainte-Marguerite

Sainte-Marguerite (Île Sainte-Marguerite) liegt ca. 2 km südlich vor der Küste von Cannes im Département Alpes-Maritimes in Frankreich. Auf der Insel leben ganzjährig rund 40 Einwohner. Die Flächenausdehnung beträgt 2,1 km², mit einer Länge von 3,1 km und maximaler Breite bis zu 900 Meter. Sie ist damit die größte Insel der Îles de Lérins, zu der noch Saint-Honorat und die unbewohnte Île Saint de la Tradeliere sowie Saint-Ferréo gehören.

Die Insel wurde als Schutzhafen für die Festlandsiedlungen durch die Ligurer genutzt. Als die Ligurer im 3. Jahrhundert v. Chr. durch die Römer unterworfen wurden, übernahmen diese auch deren Oppidum und nannten die Insel Lero. Sie findet mit der kleineren Nachbarinsel bei Plinius mit Verweis auf das spätere Antibes Erwähnung: „Lero et Lerina, adversum Antipolim, in qua Vergoani oppidi memoria.“[1] Ebenso wird sie der Stadt 'Berconum', lateinisch Vergoani, zugeordnet. Dies war die Erweiterung des Klosters der Nachbarinsel Lerina.[2] Diese wurde 410 n. Chr. von Honoratus von Arles gegründet. Nachdem 1391 die Gebeine des späteren Bischofs von Arles auf diese Insel überführt wurden, erhielt sie seinen Namen.[3] Mönche hatten inzwischen auf Lero, das von ihnen landwirtschaftlich genutzt wurde, eine Kapelle errichtet.[4] Namenspatronin war wahrscheinlich Margareta von Antiochia, die Schutzpatronin der Bauern, deren Lebensgeschichte der Konversion Ähnlichkeiten zu ihrem Zeitgenossen Honoratus aufwies.[5] Zu ihrer Märtyrergeschichte gehört ein Drachen[6], der sich als ikonische Landschaft 'Pointe du Dragon' im Südwesten der Insel befindet. Beide Inseln wurde zusammen als frühe Klostergründung mit den jetzigen Namen geführt.[7]

Eukalyptusgesäumter Waldweg auf Sainte-Marguerite

Sainte-Marguerite liegt ca. 2 km vor der Küste von Cannes und ist mit einer Fähre in 15 Minuten zu erreichen. Auf der flachen Insel wachsen überwiegend Eukalyptus und Kiefern. Es gibt im Nordwesten einen kleinen Weiher, den Étang de Batéguier, der als artesischer Brunnen Süßwasser führt und dieses mit Meerwasser vermengt. Um ihn herum haben sich wegen des ruhigen Wassers einige Surfschulen angesiedelt. Durch das mediterrane Klima haben sich inzwischen als Vogelschutzgebiet geschützten Mischwäldern aus Aleppo-Kiefern, Schirmpinien, Grün- oder Steineichen gebildet. Zugänglich ist eine Allee aus Eukalyptusbäumen, die umsäumt werden von Lianen und Efeu. Im küstennahen Bereich und erschlossen durch Wanderwege finden sich Zistrosen, Waldreben, Geißblätter, Myrten, Stechwinden und Mastixsträucher. In der Schilfzone im Süden lassen sich Zugvögel wie die Fluss-Seeschwalbe nieder.[8] Zur für die Region ungewöhnlichen Artenvielfalt gehören Fasane, Zwergohreulen, Falken und Fledermäusen. Für die so entstandene pittoreske, naturwüchsige Landschaft setzte sich der seit 1955 in Cannes lebende Pablo Picasso ein.[9]

Festung und Staatsgefängnis

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Das Fort Royal am Nordrand der Insel wurde unter Richelieu zu seinen Amtszeiten angelegt und im 18. Jahrhundert vom Militärarchitekten Vauban ausgebaut. Mehrere Jahrhunderte diente das Fort als Staatsgefängnis Der bekannteste Gefangene war 1687 bis 1698 der mysteriöse Mann mit der eisernen Maske, dessen Identität auch heute nicht ganz geklärt ist und Grund für Spekulationen gibt.[10] In seinem Roman Le Vicomte de Bragelonne beschrieb Alexandre Dumas sen. den Transport des Gefangenen durch d'Artagnan in die Festung. Nach Dumas soll er der Zwillingsbruder von Ludwig XIV. gewesen sein, welcher mit Beihilfe von Aramis und Porthos mit vielen Tricks aus der Bastille befreit und gegen den echten König von Frankreich ausgetauscht worden sei. Die Ähnlichkeit der beiden Brüder sollte so täuschend gewesen sein, dass nicht einmal deren Mutter, Anna von Österreich, dies bemerkte. Nach dem missglückten Putschversuch wurde der Prinz, hinter einer Eisenmaske verborgen, auf der Insel gefangengehalten. Ein anderer prominenter Gefangener des Staatsgefängnisses der Insel war der Ire Andrew Mac Donagh, geb. 1738, welcher auf Befehl des Königs im Mai 1777 wegen angeblicher Befehlsverweigerung in derselben Zelle 12 Jahre und 7 Monate inhaftiert blieb, bis er beim Ausbruch der französischen Revolution befreit wurde. Im Februar 1990 fand man bei den Restaurierungen versteckte Handnotizen des Gefangenen in der Zellenmauer. Diese sind heute in der Zelle öffentlich ausgestellt. 1873 bis zu seiner Flucht am 10. August 1874 war hier der vormalige (degradierte) Maréchal de France François-Achille Bazaine inhaftiert. Nach dem Ende des Kaiserreichs von Napoléon Bonaparte wurden 1815 die Überlebenden der Mamelouks de la Garde impériale zur Strafe für ihre Loyalität mit ihren Familien auf die Insel verbracht, wo sie in großer Armut dahinvegetierten.

Einige ehemalige Gefängniszellen im Fort wurden mit Motiven der Geschichte ausgestaltet. Im Fort kann man heute übernachten.[11]

Das Ausflugsziel der Prominenten ist Tatort im dritten Fall des gerade aus Paris an die Côte d’Azur umgezogenen Commissaire Léon Duval.[12] Ein herbstliches Sturmtief verhindert die schnelle Entdeckung des ermordeten Matrosen Sébastien auf der Luxusyacht 'Zephyr'. Der Fährbetrieb muss eingestellt werden. Und so bleiben einige Tagesgäste widerwillig über Nacht, unter ihnen Duval. Bei seinen ersten Erkundungen entdeckt er auf der tagsüber sich glänzend darstellenden Insel einige dunkle Seiten aus der jüngsten Vergangenheit und damit viele Mordmotive und Verdächtige. Bei der Lösung des Falls kommt Duval auch sein Interesse an historischen Romanen zu Hilfe.

Commons: Île Sainte-Marguerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Naturalis historia, Band III Geographie, S. 79, vgl. die Ausgabe Roderich König (Hrsg.): Naturkunde Lateinisch-deutsch. Sammlung Tusculum, 32 Bänden. München, Artemis & Winkler, 1973 ff.
  2. Yann Codou (Hrsg.): Lérins, une île sainte de l’Antiquité au Moyen Âge. Brepols, Turnhout 2009.
  3. Joachim Schäfer: Artikel Honoratus von Arles, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. [1]
  4. René Nouailhat: Saints et patrons.Les premiers moines de Lérins. Les Belles Lettres, Paris 1988.
  5. Clemens M. Kasper: Theologie und Askese. Die Spiritualität des Inselmönchtums von Lérins im 5. Jahrhundert. Aschendorff, Münster 1991. Carsten Scherließ: Literatur und "conversio". Literarische Formen im monastischen Umkreis des Klosters von Lérins. Lang, Frankfurt am Main usw. 2000.
  6. Josef Johannes Schmid: Margareta. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, Sp. 855–859.
  7. Joseph Aschbach (Hrsg.): Allgemeines Kirchen-Lexikon oder alphabetisch geordnete Darstellung des Wissenswürdigsten aus der gesammten Theologie und ihren Hülfswissenschaften. Kupferberg, Mainz 1847, Zweiter Band, S. 821.
  8. Lérins Inseln – Côte d’Azur. Abgerufen am 15. September 2024.
  9. Führer zum Picasso-Museum / Musée in Antibes, Frankreich & Picassos Geschichte an der Riviera – ICONIC RIVIERA. 26. Februar 2020, abgerufen am 15. September 2024.
  10. Das königliche Fort der Insel Sainte-Marguerite. Ministère de la Défense, abgerufen am 7. Oktober 2016.
  11. Île Sainte-Marguerite: Insel-Paradies vor Cannes. In: Mein Frankreich. 2. Mai 2024, abgerufen am 15. September 2024.
  12. Christine Cazon: Stürmische Côte d’Azur. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014. Über die Vorliebe der Autorin für die Umgebung von Cannes berichtet sie in 'Mein Frankreich' [2].