August Scherl – Wikipedia

August Scherl
Berlin Scherlhaus 1928

August Hugo Friedrich Scherl (* 24. Juli 1849 in Düsseldorf; † 18. April 1921 in Berlin) war ein Berliner Großverleger.

Das Grab von August Scherl und seiner Ehefrauen, der Schauspielerin Flora geborene Rosner, und Therese geborene Zöttl auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin

August Hugo Friedrich Scherl gründete am 1. Oktober 1883 einen Presse- und Buchverlag, der seit 1900 den Namen August Scherl Verlag trug. Seit dem 3. November 1883 gab er als ersten deutschen „Generalanzeiger“ den Berliner Lokal-Anzeiger heraus, seit 1899 erschien in seinem Verlag in der Zimmerstraße das illustrierte Wochenblatt Die Woche.

Er besaß zeitweise die auflagenstärksten Zeitungen in Deutschland und war Konkurrent von Leopold Ullstein, Rudolf Mosse und Alfred Hugenberg. Den Schlüssel zum Erfolg seiner Zeitungen schaute er bei ausländischen Blättern ab: Statt umständlich-kenntnisreiche Kommentare abzudrucken, bauten diese vor allem auf kurze Nachrichten auf und sicherten sich damit Millionenauflagen. Scherl machte es ihnen nach.[1]

1913 setzte August Scherl Reichskanzler Bethmann-Hollweg davon in Kenntnis, dass er sich von Stammanteilen seines Konzerns im Wert von 8 Millionen Mark trennen werde. Er ließ verlauten, dass Rudolf Mosse ihm für diese 11,5 Millionen Mark biete; er würde die Anteile jedoch „Freunden der Regierung“ für 10 Millionen überlassen. Das Unternehmen, neben Ullstein und Mosse einer der drei großen Berliner Mediengiganten, wurde schließlich von Baron Simon Alfred Franz Emil von Oppenheim und dem Kölner Finanzier Louis Hagen mit einer Finanzierung von 8 Millionen Mark aufgefangen. Am 5. Februar 1914 legte Scherl die Geschäftsführung nieder. 1916 übernahm Hugenberg Scherls ehemaliges Unternehmen mit Unterstützung des preußischen Innenministeriums.

Scherl beschäftigte sich auch mit Theaterorganisation, mit Lotterie-Systemen und der Einschienenbahn.

Ein neues Schnellbahnsystem, 1909

1909 entwickelte er in seinem Buch Ein neues Schnellbahnsystem ein Einschienenbahnsystem für Deutschland. Die geplante Einschienenbahn am Taunusrand scheiterte an offensichtlich mangelnder technischer Ausarbeitung und politischen Widerständen.

Seine kostspieligen Zeitungsprojekte waren wirtschaftlich nicht erfolgreich, so dass er sein Presse-Unternehmen 1913 an den „Deutschen Verlagsverein“ (Baron Simon Alfred von Oppenheim und Kölner Finanzier Louis Hagen) verkaufte und 1914 ausschied. Sein überregionales Zeitungsimperium wurde im Jahr 1916 von Alfred Hugenberg und nach 1933 von Max Amann (Franz-Eher-Verlag) übernommen.

Scherl wohnte anfangs in der Naunynstraße (Elternhaus), später repräsentativ immer in zentraler Lage, in Berlin. Er soll eine millionenteure Villa in der Villenkolonie Berlin-Grunewald heimlich erbaut haben, um seine 2. Ehefrau zu überraschen. Als diese sich bei einer Vorbeifahrt abfällig über den Bau äußerte, ließ Scherl angeblich das Haus abreißen, ohne seine Frau zu informieren.[2]

Sein Grab findet sich auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin neben dem seiner 1. Gattin, der Schauspielerin Flora Rosner.

Periodika, Zeitungen und Zeitschriften aus dem Verlag August Scherl

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300 Millionen Exemplare jährlich im August Scherl Verlag (1914)

Der größte Teil der Bilder des Scherl-Verlags befindet sich im Bestand "Bild 183" im Bildarchiv des Bundesarchivs in Koblenz.[3]

Werbeplakat von Hans Rudi Erdt, 1915/16

Veröffentlichungen

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  • August Scherl: Berlin hat kein Theaterpublikum! Vorschläge zur Beseitigung der Mißstände unseres Theaterwesens. Scherl, Berlin 1898. Digitalisierung: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2020; urn:nbn:de:kobv:109-1-15420786.
  • August Scherl: Ein neues Schnellbahnsystem – Vorschläge zur Verbesserung des Personenverkehrs. Berlin 1909 (Volltext auf Commons)
  • Hans Dominik: Von Mosse zu Scherl. In: Hans Dominik: Vom Schraubstock zum Schreibtisch. Lebenserinnerungen. Berlin 1942 (Digitalisiert von der Deutschen Nationalbibliothek, 2012: urn:nbn:de:101:1-201203307800), S. 128–149.
  • Hans Erman: August Scherl. Dämonie und Erfolg in Wilhelminischer Zeit. Universitas Verlag, Berlin 1954.
  • Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin, Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse Berlin. 2., überarb. u. erw. Aufl., Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1982.
  • Franz MengesScherl, August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 698 f. (Digitalisat).
  • Burkhard Treude: August Hugo Friedrich Scherl (1849–1921). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach bei München 1975, S. 232–239.
  • Kathrin Chod: Scherl, August Hugo Friedrich. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Kurzbiografie – Stand 7. Oktober 2009).
Commons: Scherl-Verlag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse. Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1959, 1982, S. 116.
  2. Hans Erman: August Scherl. Dämonie und Erfolg in Wilhelminischer Zeit. Universitas Verlag, Berlin 1954, S. 203–213.
  3. Bilder. Das Bundesarchiv, abgerufen am 14. Januar 2019.