Schloss Arbing – Wikipedia

Schloss Arbing (Oberösterreich)
Schlossturm (nun Kirchturm) und Palasgebäude von Westen.

Schlossturm (nun Kirchturm) und Palasgebäude von Westen.

Staat Österreich
Entstehungszeit 1137 erstmals erwähnt Gerboto de Arbingin
Burgentyp Hügelburg
Erhaltungszustand mittelalterlicher Turm und nachmittelalterliches Palasgebäude
Geographische Lage 48° 14′ N, 14° 42′ OKoordinaten: 48° 13′ 36,7″ N, 14° 42′ 20,6″ O
Höhenlage 278 m ü. A.
Schloss Arbing (Oberösterreich)
Schloss Arbing (Oberösterreich)

Das Schloss Arbing liegt in der gleichnamigen Gemeinde Arbing im Bezirk Perg in Oberösterreich (Schloßberg N° 2). Das Erdgeschoss des Gebäudes wird heute als „Schlosstaverne“ genutzt.

1137 erscheint in einer Urkunde des österreichischen Herzogs Leopold IV. unter den Zeugen erstmals ein „Gerboto de Arbingin“[1] als Lehnsmann unter dem hochfreien Gottschalk von Perge-Machland. Arbing wurde in der Folge zu einem Kuenringer und dann zu einem Liechtensteiner Lehen. 1288 kam es an das Ministerialengeschlecht der Wetzel von Arbing („Wetzelo de arbing“). 1356 ist ein Wetzel von Erwing genannt, 1394 werden noch Dietreich und Dietmar die Wetzel von Ärbing, 1406 ein Wetzel von Arbing erwähnt. Wetzel IV. und dessen Sohn Dietmar übten beide das Amt eines Landesrichters im Machland aus.

Die Wetzel von Arbing blieben bis 1406 im Besitz der Burg. 1464 verlieh Hans von Liechtenstein dem Pilgrim Walch die Herrschaft Arbing, 1485 gehörte es Ladislaus Prager. Diesem folgten die Walchen, die sich dann Walchen von Arbing nannten. Die Kirche von Arbing wurde 1483 von den Walchen als Eigenkirche erbaut und die Burg umgebaut. An dieses Geschlecht erinnern in der Pfarrkirche zwei Grabsteine aus rotscheckigem Adneter Marmor aus den Jahren 1520 bzw. 1509.

Von den Walchen erwarb 1523 Simon Geyer von Osterberg die Burg. Als Besitzer aus dem Geschlecht der Osterbergs werden Simon (1523–1535), Hektor, Roman und Karl (1535–1537) und dann noch ein Karl (1537–1544) genannt. 1544 verkaufte dieser Karl Geyer von Osterberg Burg und Herrschaft an den Beck von Leopoldsdorf. 1557 gelangten die Yslung von Tratzberg in den Besitz von Arbing. 1590 kam Arbing wieder an die Geyer von Osterburg. 1602 kaufte der Pfennigmeister Freiherr Hans Jakob Löbel Arbing. Als Heiratsgut für seine Tochter Elisabeth kam Arbing dann an Rudolf von Sprinzenstein.

Die Sprinzensteiner verkauften 1622 die Herrschaft Arbing an den Grafen Leonhard Helfrich von Meggau zu Greinburg. Dieser schlug Arbing zu seinem Gutsbesitz von Greinburg. Von den Erben des Meggauers ging Arbing über die Erbtöchter an die Starhembergs (1644–1646), an Graf Gottfried Breuner (1646–1668), Siegmund Ludwig von Dietrichstein (1668–1700) und an Graf Oktavius Cavriani (1700–1716). Diesem folgte Graf Norbert von Salburg (1716–1811) und dann Josef Karl Graf von Dietrichstein (1811–1824).

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Arbing neu gestaltet: Der Graben wurde zugeschüttet, die Mauer abgerissen und der einstige Palas wurde zu einem Schloss umgestaltet.

1824 erwarb Graf Christoph von Clam-Martinic Arbing und vereinigte es mit seiner Herrschaft Clam. 1845 war Gräfin Gabriele vom Paumgarten Mitbesitzerin von Arbing. 1906 verkaufte Graf Heinrich von Clam-Martinic das ruinös gewordene Schlossgebäude (ohne Kirche und Turm) an den Gastwirt Josef Schweiger.

Da Arbing über Jahrhunderte mit anderen Herrschaften zusammengelegt und von dort aus verwaltet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass das Schloss und die dazugehörigen Wehranlagen nicht mehr erhalten wurden und in der Folge verfielen. Ursprünglich war Arbing eine rechteckige, drei- bis viergeschossige Baugruppe mit Vorburg, Graben, hoher Ringmauer, die auch das Wirtschaftsgebäude (heute Friedhof) und die Hoftaverne (heute Gasthaus Froschauer) einschloss, und einem mächtigen Bergfried. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Anlage zu einem Schloss umgestaltet.

Vom einstigen Schloss ist nur mehr ein viereckiger Wohnbau (Palas) mit hohem Dach erhalten. Dieser Bau besitzt ein abgewalmtes Satteldach vom Ende des 16. Jahrhunderts. Im ersten Stock des Wohnbaus befindet sich eine Tramdecke aus Lärchenholz (15./16. Jahrhundert). Im Schlossbau finden sich mächtige Kreuzgratgewölbe auf viereckigen Pfeilern sowie Stichkappentonnen mit stuckierten Graten, die in das ausgehende 16. Jahrhundert zu datieren sind. Geometrische Feldmuster und Prägestuckleisten verraten eine einst repräsentative Ausstattung. Von außen wirkt der Bau nüchtern und klobig. Er dient zum Teil als Schuppen bzw. als Lagerraum für das danebenstehende und in die Ringmauer eingebaute Gasthaus.

Der Kirchturm von Arbing (der in seinem Inneren allgemein zugänglich ist) mit seinen vorgekröpften Schützentürmchen (Pfefferbüchsen) an den vier Ecken und einer Plattform war einst der Turm des Schlosses. Da er aber erst um 1510 erbaut wurde, kann er nicht der Bergfried der hochmittelalterlichen Burg gewesen sein.[2] Zur Ortschaft hin sind Wohnbau (Palas) und Kirche durch eine niedrige Mauer aus jüngerer Zeit abgesichert. An der Stelle des einstigen Torbaus führt die Dorfstraße zum Kirchplatz. Unter einigen Unebenheiten hinter dem Gasthaus Froschauer können Mauern der früheren Vorburg vermutet werden.

  • Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Ein Leitfaden für Burgenwanderer und Heimatfreunde. 3. Auflage. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1976, ISBN 3-85214-157-5.
  • Georg Grüll: Burgen und Schlösser im Mühlviertel. In: Österreichs Burgen und Schlösser. Band 1. Birken-Verlag, Wien 1962.
  • Oskar Hille: Burgen und Schlösser in Oberösterreich einst und jetzt. Verlag Ferdinand Berger & Söhne, Horn 1975, ISBN 3-85028-023-3.
Commons: Schloss Arbing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Urkunden (900-1797) 1137. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research; („Gerboto de arbingin“ als Zeuge).
  2. Christian K. Steingruber: Eine kritische Betrachtung des Historisch-Topographischen Handbuches von Norbert Grabherr. Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz O. J., S. 191.
  3. Topographia Austriae superioris modernae. Augsburg 1674, S. 21, Nr. 8 (landesbibliothek.at – „Ärbing“).