Schwartauer Altar – Wikipedia

Schwartauer Altar/Zirkelbrüderaltar
Die Georgskapelle in Bad Schwartau, früher der Standort des Schwartauer Altars
Das Schwartauer Amthaus (Foto vor 1909) des Amtes Schwartau, in dem sich der Altar bis 1901 befand. Heute steht dort das Amtsgericht Bad Schwartau.

Der Schwartauer Altar oder Zirkelbrüderaltar ist ein Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert, der sich im St. Annen-Museum in Lübeck befindet.

Der Altar befand sich von 1926 bis 1937 im Eigentum der Stadt Bad Schwartau, weshalb er in der kunsthistorischen Literatur als Schwartauer Altar bezeichnet wird.

Der Altar besteht aus einem aus einem westfälischen Sandsteinblock geschlagenen und farblich verzierten Relief-Mittelteil von 127 cm Höhe, 176,5 cm Breite und 30 cm Tiefe mit einer Einfassung und Altarflügeln aus bemaltem Eichenholz von jeweils 88 cm Breite.

Der Altar ist von kunsthistorischer Bedeutung, da nur drei weitere ähnliche Altäre erhalten sind. Sie befinden sich im Ratzeburger Dom, im Schweriner Dom und in Anklam.

Die Entstehung geht auf die Zirkelbrüdergesellschaft zurück. Diese unterhielt seit 1379 eine reich ausgestattete Kapelle in der Katharinenkirche zu Lübeck.

Der Mittelteil aus Sandstein wird auf vor 1408 datiert, die Altarflügel sind um 1430 entstanden. Diese stammen von verschiedenen unbekannten Künstlern.

Der Altar wurde 1430 laut den angebrachten Wappen von den Familien Meteler, von Wickede, Brömse und von Rentelen für die Kapelle gestiftet.

Zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts, gelangte der Altar, der nicht mehr der Mode der Zeit entsprach und daher an eine andere Kirche beziehungsweise Kapelle abgegeben wurde, in die Georgskapelle des Schwartauer Siechenhauses, wo er erstmals 1821 erwähnt wurde.

1844 wurde der Altar aus der nicht für Gottesdienste genutzten Georgskapelle in das Amtshaus des Amtes Schwartau gebracht, von wo aus er 1901 in die Kapelle zurückkehrte.

1926 wurde der Schwartauer Altar zunächst als Leihgabe für zehn Jahre an das St. Annen-Museum in Lübeck gegeben. Die Rückgabe nach zehn Jahren erfolgte nicht; der Altar ging am 1. April 1937 in das Eigentum des St. Annen-Museums über.

Mittelteil

Mittelteil:

Die Bildfolge zeigt einen Teil der Passion Christi sowie die Auferstehung Christi

  • Links ist der das Kreuz tragende Christus dargestellt.
  • In der Mitte wird der Hügel Golgota mit Christus am Kreuz und Engeln, die das Blut Christi auffangen, dargestellt.
  • Rechts unten wird die Grablegung Christi, darüber die Auferstehung Christi dargestellt.

Altarflügel

Die Darstellung auf den Flügeln zeigt einen Marienzyklus:

  • rechter Altarflügel
    • Oben links: Der (neugeborene) Jesus mit Maria im Tempel (Darstellung des Herrn)
    • Oben rechts: Jesus als 12-jähriges Kind im Tempel im Kreise der Schriftgelehrten (Lukas 2,48 f. EU)
    • Unten links: Tod Marias
    • Unten rechts: Erhöhung und Krönung Marias (im Himmel)

Das bemalte Kreuzigungsrelief des Mittelteils wird in der Kunsthistorik einem namentlich nicht bekannten und früher als Meister der bemalten Kreuzigungsreliefs bezeichneten Künstler zugeordnet, dieser soll auch die drei anderen ähnlichen Kreuzigungsreliefs in Ratzeburg, Schwerin und Anklam angefertigt haben.[1][2]

  • Theodor Gaedertz: Der Altarschrein der vormaligen Siechenkapelle in Schwartau. In: Mitteilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 2 (1885/86), S. 168–172.
  • Rudolf Struck: Die von Rentelen, die Glasmalereien der Burgkirche und der Altarschrein der Siechenkapelle in Schwartau. In: Jahrbuch des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte 3 (1921), S. 64–73.
  • Max Steen: Bad Schwartau – Aus Vorzeit und Gegenwart. Lübeck 1973.
  • Hans Kieckbusch: Der Schwartauer Altar In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1978, S. 24–30.
  • Uwe Albrecht (Hrsg.): Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum (= Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. Band 1). Ludwig, Kiel 2005, ISBN 3-933598-75-3, S. 123–129.
  • Brigitte Heise, Hildegard Vogeler: Die Altäre des St. Annen-Museums. 2. Auflage, Lübeck 2008, ISBN 978-3-937900-05-6, S. 136–141.
Commons: Zirkelbrüderaltar (Lübeck) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Anni Pescatore: Der Meister der bemalten Kreuzigungsreliefs. Ein Beitrag zur Geschichte der Niederdeutschen Plastik Im Fünfzehnten Jahrhundert. Strassburg 1918
  2. Zirkelbrüderaltar. In: Museumsverband Schleswig-Holstein und Hamburg e. V.: Museen Schleswig-Holstein & Hamburg (Online Objektsuche, 1926-312) (aufgerufen September 2014)