Schwebefähre – Wikipedia

Prinzip der Schwebefähre
Die Schwebefähre Puente de Vizcaya von 1893 im spanischen Baskenland gilt als älteste der Welt
Die Schwebefähre Rochefort über den Charente in Frankreich (1900)
Die Schwebefähre Runcorn über den Manchester Ship Canal war die längste der Welt (1900–1961)
Die Aerial Bridge im US-Bundesstaat Minnesota (1905–1930)
Die Schwebefähre Osten–Hemmoor (1909)
Schwebefähre unter der Rendsburger Hochbrücke (1913)
Die Schwebefähre an der Müngstener Brücke über der Wupper ist eine Seilbahn
Schwebefähre Rendsburg

Eine Schwebefähre ist eine Hängebahn an einem festen Träger über ein Gewässer hinweg. Sie schwebt nicht, sondern hängt an Seilen oder Stäben unter einem hoch liegenden Brückenträger und fährt oberhalb des Wassers von einer Seite eines Flusses oder Kanals auf die andere. Hängebahnen, welche an einem Tragseil über ein Gewässer führen, werden auch als Seilbahnfähre bezeichnet.

Eine Schwebefähre kann auch bei Eisgang oder Niedrigwasser fahren und braucht weniger Energie als ein Fährschiff. Sie ist billiger zu bauen als eine Fahrzeugbrücke mit dem gleichen Lichtraum für den Schiffsverkehr. Die erste Schwebefähre wurde von dem Architekten und Ingenieur Alberto Palacio entworfen, der sie zusammen mit dem Ingenieur Ferdinand Arnodin gebaut hat. Beide gelten als ihre Erfinder.

Weltweit sind von ursprünglich rund 20 Schwebefähren[1] noch acht erhalten:[2]

Die 2003 errichtete Euroga-Erlebnisbrücke wird gelegentlich als Schwebefähre bezeichnet. Es handelt sich um eine im Handbetrieb von jedermann bedienbare kleine Hängebahn über die Niers, die den Mönchengladbacher Ortsteil Donk mit dem benachbarten Willich-Neersen verbindet. Sie ist nur für Fußgänger und Radfahrer gedacht.

Bei einer im Oktober 2006 eröffneten sogenannten Schwebefähre im Brückenpark unter der Müngstener Brücke in Solingen handelt es sich technisch betrachtet um eine Seilbahn. Sie verbindet das Solinger und das Remscheider Ufer der Wupper, wird mit Muskelkraft ähnlich einer Eisenbahn-Draisine betrieben und bietet zehn Personen einschließlich Fährmann Platz. Eine ähnliche Fahrradseilbahn überquert als Teil des Fulda-Radwegs die Fulda zwischen Binsförth und Beiseförth bei Melsungen. Hier hängt die Gondel an Seilen, statt aufzuliegen. Sie wird manuell über eine Kurbel angetrieben.

Die Schwebefähren in Osten und Rendsburg sind die Wahrzeichen der im Mai 2004 eröffneten Deutschen Fährstraße, einer rund 250 Kilometer langen touristischen Ferienstraße, die von Kiel nach Bremervörde führt und dabei nahezu alle Methoden zeigt, die der Mensch entwickelt hat, um ein Gewässer zu queren.

Im Herbst 2003 wurde in Bilbao der Weltverband der Schwebefähren gegründet. Den Ehrenvorsitz übernahm der spanische König Juan Carlos I. Im April 2006 konstituierte sich unter dem Vorsitz von Jochen Bölsche (Osten) ein Arbeitskreis Deutsche Schwebefähren, dem unter anderem die Bürgermeister der vier Anrainergemeinden an den Schwebefähren über die Oste und den Nord-Ostsee-Kanal angehören.

  • Erich Thiesen, Stadt Rendsburg, Gemeinde Osterrönfeld (Hrsg.): Hochbrücke und Schwebefähre Rendsburg. 84 Seiten, 2. Auflage, Wachholtz, Neumünster 2012, ISBN 978-3-529-05328-3.
  • Gisela Tiedemann-Wingst, Jochen Bölsche, u. a.: Über die Oste – Geschichten aus 100 Jahren Schwebefähre Osten – Hemmoor. In Zusammenarbeit mit der Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre Osten-Hemmoor. MCE, Drochtersen 2009, ISBN 978-3-938097-17-5.
  • Artur Speck: Beitrag zur Geschichte und Theorie der Schwebefährbrücken. Dresden, Techn. Hochschule, Diss., 1908. Katalog der SLUB Dresden sowie in: Fortschritte der Ingenieurwissenschaften.; 18, Leipzig : Engelmann, 1908. Katalog der SLUB Dresden
  • Mirko Baum: Zur Geschichte mobiler Brückensysteme – Grand Canal du Nord und Schwebefähre über die Niers bei Mönchengladbach, 2005. doi:10.1002/stab.200590010
  • Wolfgang Neß, Christine Onnen, Dirk J. Peters: Die Schwebefähre Osten-Hemmoor, Berlin : Bundesingenieurkammer, 2009
  • Erich Thiesen: Die Rendsburger Hochbrücke mit Schwebefähre, Berlin : Bundesingenieurkammer, 2014
  • Birgit Greiner, Wolfgang Neß: Die Schwebefähre in Osten – Ein ungewöhnliches Baudenkmal ist wieder in Betrieb, Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen; 26(2006), 1, S. 2–7
  • Hartmut Sellin: Schwebend über dem Wasser : mit d. Schwebefähre bei Osten ist e. in Deutschland einzigartiges technisches Kulturdenkmal vom Verfall bedroht. In: Kultur & Technik; 15(1991), 1, S. 26–29
  • Gaston Leinekugel Le Cocq: Ponts à transbordeur. In: Le Génie Civil, Band XLIV, n° 3 vom 21. November 1903, Nr. 1119, S. 33–37 (Digitalisat auf Gallica) und n° 4 vom 28. November 1903, Nr. 1120, S. 49–55 (Digitalisat auf Gallica)
Commons: Schwebefähren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bedrohte Denkmale Die meisten Schwebefähren sind längst abgerissen, auf niederelbe.de, abgerufen am 22. Dezember 2019
  2. Die Welt der Schwebefähren, auf ag-osteland.de, abgerufen am 22. Dezember 2019