Sevastos Kyminitis – Wikipedia

Sevastos Kyminitis (griechisch Σεβαστός Κυμινήτης, auch Sebastos Kyminetes; * 1630 oder 1632 in Chotses/Kymina bei Trapezunt; † 6. September 1702 in Bukarest)[1][2][3][4][5] war ein pontusgriechischer Gelehrter und Vertreter der griechischen Aufklärung.

Leben und Wirken

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Kyminitis studierte in Italien[6][7] und bei Ioannis Karyophillis, einem Schüler von Theophilos Corydalleus, an der „Großen Schule der Nation“ (Μεγάλη του Γένους Σχολή) in Konstantinopel.[8] Er selbst wurde um 1671 Lehrer an der „Großen Schule der Nation“ und trat wenige Jahre später die Nachfolge von Alexandros Mavrokordatos als Rektor der Einrichtung an.[9] Kyminitis blieb in dieser Position bis 1681/1682, als ihn Studentenunruhen zwangen, von seinem Amt zurückzutreten. Im Jahr 1682 zog er nach Trapezunt, wo er die renommierteste griechische Bildungseinrichtung im Pontosgebiet, das Phrontisterion von Trapezunt, gründete.[10][11] Ab etwa 1689 war Kyminitis im Auftrag des Fürsten Constantin Brâncoveanu bis zu seinem Tod erster Rektor der kurz zuvor gegründeten Fürstlichen Akademie von Bukarest.[12][13][14] Dort erhielt er die Lehrbefugnis für die Fächer Physik, Mathematik und Naturwissenschaften und war zudem Leibarzt Brâncoveanus.[15] Die Hauptstadt der Walachei hatte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu einem wichtigen Kulturzentrum, unter anderem der neohellenistischen Renaissance, entwickelt.[16]

Während dieser Zeit (1697 bis 1701) paraphrasierte Kyminitis Werke antiker Schriftsteller und Kleriker wie Synesios von Cyrene, Isokrates, Theophylakt von Ohrid, Agapetos und Pseudo-Aristoteles.[14] Durch die Paraphrasen versuchte er die griechische klassische und die byzantinische Aretaologie-Tradition zu verbinden und einen Gegensatz zum Machiavellismus zu schaffen.[17] Kyminitis sah darin die Möglichkeit, im Sinne der Aufklärung das Regierungshandeln von Staatsoberhäuptern durch den Erwerb von theoretischem Wissen und pragmatischen Fähigkeiten zu unterstützen.[14] Er befürwortete in seinen Schriften eine Monarchie, die auf geschriebenen Gesetzen und nicht auf Gewohnheiten basiert, und konkretisiert die Figur eines mächtigen Herrschers, der allen seinen Untertanen unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status Bedingungen der Sicherheit und Gleichheit zusichern kann.[14] Einer seiner Schüler in Konstantinopel war der von 1707 bis 1731 amtierende griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem Chrysanthos Notaras.[8]

Die International Hellenic University bietet 2022–2023 eine Sevastos Kyminitis Scholarship for Master’s Studies in Black Sea and Eastern Mediterranean an.[18]

  • Εορτολόγιον εν ω Περί τινων ζητημάτων προλαμβανομένων… . 1701 (Digitalisat).
  • Δογματική Διδασκαλία της Αγιωτάτης και Καθολικής Εκκλησίας (dt. Dogmenlehre der Heiligsten und Katholischen Kirche). Bukarest 1703 (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. Sevastos Kyminitis (1630?-1702). Abgerufen am 3. Oktober 2022 (französisch).
  2. Dimitrios Paradoulakis: Kyminites, Sevastos. In: Marco Sgarbi (Hrsg.): Encyclopedia of Renaissance Philosophy. Springer International Publishing, Cham 2020, ISBN 978-3-319-02848-4, S. 1–2.
  3. Anthony Kaldellis, Niketas Siniossoglou: The Cambridge Intellectual History of Byzantium. Cambridge University Press, 2017, ISBN 978-1-108-21021-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Marianna Koromēla: The Greeks and the Black Sea: From the Bronze Age to the Early Twentieth Century. Panorama Cultural Society, 2002, ISBN 978-960-87177-0-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Sein Schüler Johannes Komnenos schrieb über Kyminitis in der folgenden Epitaph-Inschrift: „Hier liegt der weise Presbyter von großem Ansehen namens Sevastos aus dem Hause Kyminitis; Vater der berühmten Stadt Trapezunt. Seinen vielen Schülern, die sehr dankbar sind, schenkte er erzieherische Worte, und ihrem verstorbenen Lehrer bringen sie Tränenopfer dar. Die große Fackel der Philosophen ist in ihrer Mitte erloschen. Und so bitte ich Christus, ihm sein Erbe von oben zu gewähren, eine Ehre für seine Arbeit. An einem Sonntag im Jahre 1702.“ (zit. nach Anna Karamanidou: The Contribution of the Principles of the Solitary (Monastic) Way of Life to Orthodox Christian Secular Life According to Sevastos Kyminitis. In: Konštantínove Listy. Band 14, 2021, S. 100–112, hier S. 102 Anm. 1.)
  6. Eugen Denize: Italia şi italienii in cultura română. Editura Mica Valahie, ISBN 978-6-06830421-2, S. 71 (google.com [abgerufen am 5. Oktober 2022]).
  7. Paschalis M. Kitromilides: An Orthodox Commonwealth: Symbolic Legacies and Cultural Encounters in Southeastern Europe. Routledge, 2020, ISBN 978-1-00-032738-0, S. III (google.com [abgerufen am 5. Oktober 2022]).
  8. a b Yiftach Fehige: Science and Religion: East and West. Routledge, 2016, ISBN 978-1-317-33523-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Anthony Bryer: Μαυρη Θαλασσα: 12ον Συμποσιον Βυζαντινων Σπουδων, Birmingham, Μ. Βρεταννια, 18-20 Μαρτιου 1978. Epitropē Pontiakōn Meletōn, 1979, S. 282 (google.com [abgerufen am 5. Oktober 2022]).
  10. Anthony Bryer, David Winfield, Selina Ballance, Jane Isaac: The Post-Byzantine Monuments of the Pontos: A Source Book. Ashgate, 2002, ISBN 978-0-86078-864-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Rudolf Stefec: Die Textgeschichte des chrysobullos logos des Alexios III. Megas Komnenos für das Kloster der Muttergottes Sumela (1364). In: Byzantinische Zeitschrift. Band 111, Nr. 3, 2018, ISSN 1868-9027, S. 747–776, doi:10.1515/bz-2018-0020.
  12. Evenimentul Istoric: DE LA SEBASTOS KYMINITES, PRIMUL DIRECTOR AL ACADEMIEI SF. SAVA, LA ALEXANDRU YPSILANTI (1689-1774). Abgerufen am 3. Oktober 2022 (rumänisch).
  13. Eugen Stǎnescu: Études byzantines et post-byzantines. Editura Academiei Republicii Socialiste România, 1979, S. 121 (google.com [abgerufen am 5. Oktober 2022]).
  14. a b c d Nikos Panou: Normative Knowledge and Virtue Ethics in the Late Seventeenth Century. SFB 980 "Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der alten Welt bis in die frühe Neuzeit", abgerufen am 5. Oktober 2022.
  15. Eufrosina Otlăcan: Matematica în România. Profesorii noştri - modele de viaţă. Editura Universității din București - Bucharest University Press, 2017, ISBN 978-973-558-979-0 (google.com [abgerufen am 5. Oktober 2022]).
  16. Anna Karamanidou: The Contribution of the Principles of the Solitary (Monastic) Way of Life to Orthodox Christian Secular Life According to Sevastos Kyminitis. In: Konštantínove Listy. Band 14, 2021, S. 100–112, hier S. 101.
  17. Chariton Karanasios: Politics and Ethics in the Wallachian Court ca. 1700. The five Mirrors for Princes of Sevastos Kyminitis to the Prince of Wallachia Constantin Brankovan and the influence of Ancient Greek and Byzantine Aretology. SFB 980 "Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der alten Welt bis in die frühe Neuzeit", abgerufen am 5. Oktober 2022 (englisch).
  18. www.ihu.gr: Sevastos Kyminitis Scholarship for Master’s Studies in Black Sea and Eastern Mediterranean offered by the Pampondian Federation of Greece (2022–2023). In: International Hellenic University - University Center of International Programmes of Studies. Abgerufen am 3. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).