Siegelschrift – Wikipedia

Kleine Siegelschrift, 小篆, aus der Qin-Dynastie

Die Siegelschrift (chinesisch 篆書 / 篆书, Pinyin zhuànshū) ist das Ergebnis einer »Linearisierung« der Schriftzeichen von der frühen Westlichen Zhōu-Dynastie (11. Jahrhundert v. u. Z.) bis zur Frühlings- und Herbst-Periode (722–481 v. u. Z.): Die ursprünglich zum Teil sehr bildlichen Zeichen wurden zunehmend mit gleich breiten Linien geschrieben, und der piktografische Charakter der Schrift trat in den Hintergrund.[1]

Während der Qín-Dynastie wurden je nach Schreibmaterial und Anlass unterschiedliche Schriftstile verwendet: die Siegelschrift für offizielle Zwecke und Inschriften sowie ein anderer Schriftstil (eine Form der Kanzleischrift) für andere Niederschriften auf Bambus- oder Holztäfelchen.

Während der Herrschaft von Qín Shǐhuángdì (247–210 v. u. Z.) wurde die Siegelschrift standardisiert. Später (vermutlich seit der Hàn-Dynastie) wurde diese standardisierte Qín-Siegelschrift als »Große Siegelschrift« (dàzhuàn 大篆) und die davon abweichenden bzw. vorhergehenden Schriften vom selben Typus in den verschiedenen Staaten der Region als »Kleine Siegelschrift« (xiǎozhuàn 小篆) bezeichnet.[2]

Heute gilt die Siegelschrift als einer der fünf Standard-Kalligrafiestile neben der Kursivschrift (xíngshū 行书), Konzeptschrift (cǎoshū 草书), Kanzleischrift (lìshū 隶书) und Regelschrift (kǎishū 楷书).

  • Qiú Xīguī 裘锡圭: Chinese Writing. (Originaltitel: Wénzìxué gàiyào 《文字学概要》; Übersetzung von Gilbert L. Mattos und Jerry Norman) University of California, Berkeley 2000, ISBN 1-55729-071-7 (englisch).
Commons: Siegelschrift – Sammlung von Bildern
  1. Qiú, S. 45 ff.
  2. Qiú, S. 100.