St. Martinus (Birgel) – Wikipedia

St. Martinus in Birgel
Choransicht

St. Martinus ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Dürener Stadtteil Birgel im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen. Die Kirche wurde zwischen 1902 und 1903 nach Plänen von Franz Statz errichtet und ist dem Patrozinium des hl. Martin von Tours unterstellt. Sie ist als Baudenkmal in die Liste der Baudenkmäler in Düren eingetragen.[1]

Die Birgeler Pfarrkirche befindet sich an der Bergstraße und wird von einer Wiese umgeben. Direkt östlich des Kirchengebäudes fällt das Gelände nach Rölsdorf hin ab.

Birgel war immer eine Filiale der Pfarre Lendersdorf. Im 17. Jahrhundert wurde in Nachbarschaft der Burg Birgel die Burgkapelle errichtet, die später auch einen Vikar erhielt. Diese Priester kümmerten sich auch um die Seelsorge in Birgel, jedoch waren sie dem Pfarrer von Lendersdorf unterstellt. Möglich ist, dass es auch schon vorher ein Kirchengebäude in Birgel gab. Im Zuge des Neubaus der Kirche Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs auch der Wunsch nach pfarrlicher Selbstständigkeit. Mit Wirkung vom 1. März 1905 wurde Birgel schließlich von Lendersdorf getrennt und eigenständige Pfarrei.[2]

In den 1890er Jahren starteten Bemühungen zum Bau einer neuen Kirche, da die alte Burgkapelle zu klein geworden war. Zur Finanzierung wurde um 1895 vom damaligen Vikar Friedrich Josef Pütz der Maria-Bauverein ins Leben gerufen. Nachdem genügend Mittel gesammelt worden waren, konnte zwischen 1902 und 1903 die heutige Pfarrkirche St. Martinus im neuromanischen Stil nach Plänen von Diözesanbaumeister Franz Statz aus Köln erbaut werden. Der Grundstein wurde am 22. Juni 1902 vom Kölner Weihbischof Antonius Fischer verlegt[3]. Im darauf folgenden Jahr war die Kirche fertiggestellt. Die Kirchweihe nahm am 23. Juni 1907 wie auch die Grundsteinlegung Antonius Fischer vor, der nun Kölner Erzbischof und Kardinal war.[4] Im Zweiten Weltkrieg wurde das oberste Turmgeschoss, welches von einem Rhombendach bekrönt wurde, so stark beschädigt, dass es nach dem Krieg vollständig abgetragen werden musste. Daraufhin wurde in den 1950er Jahren das jetzige oberste Turmgeschoss im Stil der Nachkriegsmoderne mit Zeltdach aufgesetzt. Die Fassaden sind verputzt und farbig gefasst.[5]

Baubeschreibung

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St. Martinus ist eine dreischiffige Basilika aus Grauwacke im Baustil der Neuromanik. Der dem Kirchenschiff im Westen vorgebaute Glockenturm ist viergeschossig und wird von einem Zeltdach bekrönt. Im Unteren Geschoss befindet sich das Hauptportal. Östlich schließt sich an den Turm das dreischiffige Langhaus an. Das Mittelschiff besteht aus zwei quadratischen Jochen, die Seitenschiffe sind vierjochig, sodass je zwei Joche der Seitenschiffe auf ein Joch des Mittelschiffes stoßen. Außerdem liegt in den Arkaden zwischen den Schiffen auch ein rheinischer Stützenwechsel vor. Die Seitenschiffe schließen im Osten gerade ab, das Chorjoch schließt mit einer halbrunden Apsis.

In der Kirche hängt im Eingangsbereich ein Ehrenmal mit einem Marienbildnis und den Namen der Kriegsopfern aus beiden Weltkriegen. Die Inschrift lautet: „BETET FÜR DIE OPFER DER KRIEGE | SIE MÖGEN RUHEN IM FRIEDEN“. Erwähnenswert sind auch die Buntglasfenster, welche noch die Originalverglasung aus den Jahren 1906 bis 1910 darstellen.[6]

Die Orgel stammt noch aus der Erbauungszeit der Kirche und wurde 1907 in der Orgelbauwerkstatt von Edmund Fabritius in Kaiserswerth angefertigt. Sie besitzt ein romantisches Klangbild, die Traktur ist pneumatisch. Das Instrument besitzt insgesamt 13 Register auf zwei Manuale und Pedal verteilt.[7]

I Hauptwerk C–f3
Prinzipal 8′
Flöte 8′
Gamba 8′
Gedackt 8′
Octav 4′
Cornet (hier Mixtur) 223
II Nebenwerk C–f3
Prestant 8′
Quintatön 8′
Aeoline 8′
Vox celestis 8′
Traversflöte 4′
Pedal C–d1
Subbaß 16′
Cello 8′
  • Koppeln: I/I Super, II/I, I/P, II/P
  • Spielhilfen: Handregistratur, Tutti, Mezzoforte, Piano

Zwei Jahre vor der Kirchweihe im Jahr 1907 goss die Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen vier Bronzeglocken für die Martinskirche in Birgel. Alle vier Glocken fielen der Glockenvernichtung des Ersten Weltkrieges zum Opfer. In der Zwischenkriegszeit lieferte Otto nochmals drei Glocken, von denen nur die kleinste Glocken den Zweiten Weltkrieg überlebte.[8][9]

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
Gießer
 
Gussjahr
 
1 - - - fis' +6 Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation, Bochum 1952
2 - - - gis' +5 Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation, Bochum 1952
3 - 860 413 h' +6 Ernst Karl, Fa. F. Otto, Hemelingen 1926

Motiv: Gloria[10]

Folgende Priester wirkten bislang als Pastor an St. Martinus:[11]

von – bis Name
1915–1950 Heinrich Papenhoff
1950–1955 Paul Mackels
1955–1962 Wilhelm Heßler
1962–1978 Wilhelm Rütten
1978–1982 Heinrich Fimmers
1982–2016 Jakob Joseph Josten-Kochupurackal
Seit 2016 Hans Tings
Commons: St. Martinus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Herbert Pawliczek: Denkmälerverzeichnis der Stadt Düren 1984. In: Dürener Geschichtsblätter. Nr. 76, Düren 1987, ISSN 0416-4180
  2. Dürener Zeitung Nr. 47 - 33. Jahrgang. Montag, 27. Februar 1905. Artikel: Lokal- und Kreis-Nachrichten.
  3. Dürener Zeitung Nr. 141 - Montag, 23. Juni 1902. Artikel: Firmungsreise des hochw. Herrn Weihbischofs Dr. Fischer.
  4. Dürener Zeitung Nr. 143 - Dienstag, 25. Juni 1907. Artikel: Kirchliches.
  5. St. Martin in Birgel. In: Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren. Abgerufen am 2. April 2018.
  6. Düren-Birgel, Kath. Kirche St. Martin. In: Internetseite Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts. Abgerufen am 12. Juni 2018.
  7. St. Martin Birgel. In: Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren. Abgerufen am 12. Juni 2018.
  8. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere Seiten 514, 527.
  9. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, insbesondere S. 479, 496, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  10. Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Düren
  11. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 348.

Koordinaten: 50° 46′ 18″ N, 6° 26′ 46,1″ O