Landesregierung und Stadtsenat Reumann – Wikipedia

Jakob Reumann amtierte nach der Gemeinderatswahl 1919 zunächst bis Juni 1920 als Bürgermeister der Stadt Wien an der Spitze eines Stadtrates nach dem Gemeindestatut von 1900, zwischen Juni und November 1920 an der Spitze eines Stadtsenats nach dem geänderten Gemeindestatut und ab November 1920 bis zum Ende der Legislaturperiode 1923 als Bürgermeister und Landeshauptmann an der Spitze von Stadtsenat und Landesregierung nach der neuen Bundesverfassung und der Wiener Stadtverfassung.

Stadtrat 1919 / 1920

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Stadtrat (30 Mandatare inklusive Bürgermeister Jakob Reumann) nach dem Wiener Gemeindestatut von 1900[1] in der geltenden Fassung amtierte als Nachfolger des Stadtrates Weiskirchner von der Gemeinderatswahl Mai 1919, der ersten voll demokratischen Wiens, bis zum 30. Mai 1920.

Wien erhält 1920 einen Stadtsenat

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juni 1920 trat eine landesgesetzliche Änderung des Gemeindestatuts in Kraft, mit der ein Stadtsenat und amtsführende Stadträte geschaffen wurden, wie sie bis heute bestehen (siehe: Wiener Stadtsenat und Wiener Landesregierung). Die Zahl der Vizebürgermeister war nun von drei auf zwei reduziert.

Wien wird 1920 Bundesland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. November 1920 trat das Bundes-Verfassungsgesetz in Kraft, das in seinen Artikeln 108–114 Wien in allen Angelegenheiten, die nicht im Einvernehmen mit Niederösterreich ohne Wien als gemeinsame definiert werden würden, die Stellung eines selbstständigen Bundeslandes einräumte. In diesen Angelegenheiten fungiere der Bürgermeister auch als Landeshauptmann, der Stadtsenat auch als Landesregierung und der Gemeinderat auch als Landtag.[2]

Auf dieser Basis beschloss der Gemeinderat am gleichen Tag, zum ersten Mal als Landtag fungierend, die Verfassung der Bundeshauptstadt Wien, die auch die Wahrnehmung der Landeskompetenzen im Detail regelt.[3] Diese Stadtverfassung trat am 18. November 1920 in Kraft; sie ersetzte das bisherige Gemeindestatut, übernahm aber die im Frühjahr 1920 eingeführten Reformen. Gemeinsam mit Niederösterreich ohne Wien verblieb bis Ende 1921 nur mehr die Aufteilung des bisherigen Landesvermögens auf die beiden neu konfigurierten Bundesländer (Trennungsgesetz vom 29. Dezember 1921).

Vom 10. November 1920 an amtierte der zwölfköpfige Stadtsenat unter Bürgermeister Reumann somit auch als Wiener Landesregierung bis 1923.

Mitglieder des Stadtrates 1919–1920

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Bürgermeister Jakob Reumann und den Vizebürgermeistern Georg Emmerling, Franz Hoß und Max Winter bestand der Stadtrat 1919/20 aus folgenden Mitgliedern:

Name Partei
Breitner Hugo SDP
David Anton SDP
Grün Heinrich SDP
Hackl Michael SDP
Hellmann Josef SDP
Iser Hans SDP
Kokrda Quirin SDP
Linder Julius SDP
Müller Rudolf SDP
Richter Karl SDP
Scheu Gustav SDP
Schorsch Johann SDP
Seidel Amalie SDP
Siegel Franz SDP
Speiser Paul SDP
Täubler Alexander SDP
Weigl Karl SDP
Winter Fritz SDP
Biber Ludwig CSP
Breuer Johann CSP
Haider Franz CSP
Kienböck Viktor CSP
Körber Johann CSP
Müller Josef CSP
Rummelhardt Karl CSP
Schmid Heinrich CSP
Seitz-Motzko Alma CSP
Vaugoin Carl CSP
Sirotek Bohumil PSDC

Mitglieder von Stadtsenat und Landesregierung 1920–1923

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtsenat ab 1. Juni 1920, Landesregierung ab 10. November 1920:

Amt Name Partei Ressorts
Bürgermeister und Landeshauptmann Jakob Reumann SDP

Vizebürgermeister
Landeshauptmann-Stellvertreter
Amtsführender Stadtrat
Georg Emmerling SDP Städtische Unternehmungen (Verwaltungsgruppe VIII)

Vizebürgermeister
Landeshauptmann-Stellvertreter
Amtsführender Stadtrat
Franz Hoß CSP ohne Ressort
Amtsführender Stadtrat Hugo Breitner SDP Finanzwesen (Verwaltungsgruppe II)
Amtsführender Stadtrat Quirin Kokrda SDP Ernährungs- und Wirtschaftsangelegenheiten (Verwaltungsgruppe VI)
Amtsführender Stadtrat Karl Richter SDP Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten (Verwaltungsgruppe VII)
Amtsführender Stadtrat Franz Siegel SDP Technische Angelegenheiten (Verwaltungsgruppe V)
Amtsführender Stadtrat Paul Speiser SDP Personalangelegenheiten und Verwaltungsreform (Verwaltungsgruppe I)
Amtsführender Stadtrat Julius Tandler SDP Wohlfahrtseinrichtungen, Jugendfürsorge und Gesundheitswesen (Verwaltungsgruppe III)
Amtsführender Stadtrat Julius Grünwald bis 12. Jänner 1922, Anton Weber ab 13. Jänner 1922 SDP Sozialpolitik und Wohnungswesen (Verwaltungsgruppe IV)
Stadtrat Viktor Kienböck CSP ohne Ressort
Stadträtin Alma Motzko CSP ohne Ressort
Stadtrat Karl Rummelhardt CSP ohne Ressort
  • Franz Patzer: Der Wiener Gemeinderat 1918–1934. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Wien und ihrer Volksvertretung (= Wiener Schriften. 15, ISSN 0508-7368). Verlag für Jugend und Volk, Wien 1961.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. LGBl. f. NÖ. Nr. 17 / 1900 (= S. 21)
  2. Art. 108–114 B-VG, StGBl. Nr. 450 / 1920 (= S. 1791 ff.)
  3. LGBl. für Wien Nr. 1 / 1920