Strub-Quartett – Wikipedia

Das Strub-Quartett war ein bekanntes deutsches Streichquartett aus Berlin (1929–1945) und Detmold (1945–1965). Namensgeber war der Primarius Max Strub.

Das erste Strub-Quartett bildete sich aus dem Kammerorchester Edwin Fischers heraus und wurde nicht unwesentlich durch den Pianisten gefördert.[1]

Anfang des 20. Jahrhunderts beeinflusste das Strub-Quartett die deutsche Streichquartettlandschaft maßgeblich mit.[2] Ab Ende der 1930er Jahre oblagen dem Strub-Quartett (4) gemeinsam mit dem Gewandhaus-Quartett (4), mit dem Kammertrio für Alte Musik (1) und dem Gewandhaus-Kammerorchester (1) die Kammermusikabende im Leipziger Gewandhaus.[3] Konzertreisen führten das Ensemble sowohl durch Deutschland als auch ins europäische Ausland nach Italien, Österreich, Frankreich und Dänemark sowie in die Niederlande und Schweiz. Wiederholt trat das Streichquartett ab 1939 in Mailand, zunächst im Conservatorio Giuseppe Verdi, dann 1949 in der Aula der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen und 1951 im Teatro Excelsior auf. Während des Zweiten Weltkrieges (1. bis 4. Juni 1943[4]) gab das Quartett auch kulturpropagandistische[5] Konzerte im besetzten Frankreich (Bordeaux, Poitiers und Angers).[6] Das Strub-Quartett stand 1944 auf der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[7]

1940 wurde es Ehrenmitglied der Società del quartetto di Milano und 1942 des Vereins Beethoven-Haus Bonn.[8] Im Jahr 1952 war es zur Beethoven-Feier geladen.[9] Außerdem erhielt das Streichquartett eine Sonderaudienz bei Papst Pius XII. im Vatikan.[10] Vorangegangen waren in der Saison 1951/52 der Beethoven-Zyklus in München und Stuttgart, später dann alle Streichquartette des Komponisten im Mozarteum in Salzburg und im Palazzo Pitti in Florenz. Weiterhin konzertierte das Quartett in der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom.[11]

Dem Streichquartett gehörte zeitlebens Max Strub (1929–1965) als Primarius (1. Violine) an. Ihm zur Seite standen Josef Krips (1929–1933), Jost Raba (1934–1938), Hermann Hubl (1939–1951), Otto Schad (1951–1953) und Ruth Wagner-Nielen (1953–1965) als 2. Violinen, Rudolph Nel (1929–1933), Walter Trampler (1934–1938), Hermann Hirschfelder (1939–1951), Franz Beyer (1951–1953 und 1962–1965) und Walter Müller (1953–1962) als Violen und Hans Schrader (1929–1933), Ludwig Hoelscher (1934–1938), Hans Münch-Holland (1939–1953) und Irene Güdel (1953–1965) als Violoncelli.

Das Strub-Quartett war auf das klassisch-romantische Repertoire sowie modernere Musik, etwa von Max Reger und Paul Hindemith spezialisiert. Es verantwortete die Uraufführung von Streichquartetten Karl Höllers (op. 24), Hans Pfitzners (op. 50), Lothar Windspergers[12] und Johannes Driesslers (op. 41/1)[13]. Außerdem wirkte das Streichquartett an der Uraufführung des durch Armin Knab bearbeiteten Streichquintetts von Anton Bruckner mit.[14]

  • Wolfgang Gruhle: Streichquartett-Lexikon: Komponisten, Werke, Interpreten. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, TRIGA – Der Verlag, Gelnhausen 2005, ISBN 3-89774-406-6, S. 323.
  • Jürgen Stegmüller: Das Streichquartett. Eine internationale Dokumentation zur Geschichte der Streichquartett-Ensembles und Streichquartett-Kompositionen von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Quellenkataloge zur Musikgeschichte. Band 40). Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0780-8, S. 227.

Einzelnachweise

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  1. Elgin Strub-Ronayne: Der Geiger Max Strub (1900–1966). Von seinem Leben und von Künstlern, die es beeinflußt und bereichert haben. In: Das Orchester 35 (1987) 11, S. 1157–1162, hier: S. 1160.
  2. Norbert Hornig: Stross-Quartett. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 16 (Strata – Villoteau). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2006, ISBN 3-7618-1136-5 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  3. Vgl. Elgin Strub: Skizzen einer Künstlerfamilie in Weimar. J. E. Ronayne, London 1999, ISBN 0-9536096-0-X, S. 66.
  4. Manuela Schwartz: Musikpolitik und Musikpropaganda im besetzten Frankreich. In: Wolfgang Benz (Hg.): Kultur – Propaganda – Öffentlichkeit. Intentionen deutscher Besatzungspolitik und Reaktionen auf die Okkupation. Metropol, Berlin 1998, ISBN 978-3-932482-05-2, S. 55–78, hier: S. 62.
  5. Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Überarbeitete Ausgabe, Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S. 541.
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. 2. Ed., Kopf, Kiel 2009, ISBN 978-3-00-037705-1, S. 7555.
  7. Strub-Quartett. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 211
  8. Jürgen Stegmüller: Das Streichquartett. Eine internationale Dokumentation zur Geschichte der Streichquartett-Ensembles und Streichquartett-Kompositionen von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Quellenkataloge zur Musikgeschichte. Band 40). Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0780-8, S. 227.
  9. Vgl. Fotografien vom Strub-Quartett (Memento des Originals vom 30. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.beethoven.de im Digitalen Archiv des Beethoven-Hauses in Bonn, katalog.beethoven.de, abgerufen am 30. Dezember 2018.
  10. Vgl. Das Strub-Quartett bei Papst Pius XII. (1876-1958) im Vatikan – Anonyme Fotografie im Digitalen Archiv des Beethoven-Hauses Bonn, beethoven.de, abgerufen am 24. November 2018.
  11. Elgin Strub: Skizzen einer Künstlerfamilie in Weimar. J. E. Ronayne, London 1999, ISBN 0-9536096-0-X, S. 74.
  12. W. J. Becker: Koblenz. In: Zeitschrift für Musik 100 (1933) 3, S. 277–279, hier: S. 279.
  13. Markus Kiefer: Johannes Driessler. Leben und Werk. Dissertation, Universität Mainz, 2001, S. 11, 142; Jürgen Stegmüller: Das Streichquartett. Eine internationale Dokumentation zur Geschichte der Streichquartett-Ensembles und Streichquartett-Kompositionen von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Quellenkataloge zur Musikgeschichte. Band 40). Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0780-8, S. 285; Fl: Jubiläum in Detmold. In: Neue Zeitschrift für Musik 118 (1957) 5, S. 320.
  14. Uraufführungen. In: Zeitschrift für Musik 107 (1940) 11, S. 674; Anton Bruckner: Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Band 9/2. Hrsg. von der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Musikwissenschaftlicher Verlag, Wien 1998, S. XIV.
  15. Discogs: Conrad Hansen / Strub-Quartett: Schubert Forellenquintett