Sugilith – Wikipedia
Sugilith | |
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Sugilith aus der „Woods Mine“, Tamworth, New South Wales, Australien (Größe des Sugilithklumpens 1 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer | 1974-060[1] |
IMA-Symbol | Sug[2] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Silikate und Germanate – Ringsilikate (Cyclosilikate) |
System-Nummer nach Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | VIII/E.22-110[4] 9.CM.05 63.02.01a.09 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m[5] |
Raumgruppe | P6/mcc (Nr. 192)[3] |
Gitterparameter | a = 10,01 Å; c = 14,01 Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 2[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 bis 6,5[6] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,74 bis 2,79; berechnet: 2,80[6] |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {0001}[6] |
Bruch; Tenazität | uneben bis muschelig[7] |
Farbe | violett, bräunlichgelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Glanz | Glasglanz, matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,610[8] nε = 1,607[8] |
Doppelbrechung | δ = 0,003[8] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Pleochroismus | schwach: rosa/hellrosa[5] |
Sugilith (auch Sugilit[7][9]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der vereinfachten Zusammensetzung K[12]Na2[9](Fe3+,Mn3+,Al)2[6]Li3[4][Si12O30][3], ist also chemisch gesehen in der idealisierten Form ein Kalium-Natrium-Eisen-Lithium-Silikat. Strukturell gehört er zu den Ringsilikaten. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Eisen, Mangan und Aluminium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Die hochgestellten und von eckigen Klammern umgebenen Zahlen geben die Koordinationszahl für das jeweilige Element an.
Sugilith entwickelt nur selten größere Kristalle, die dann allerdings bis etwa zwei Zentimeter groß werden können[6] und deren Oberflächen einen glasähnlichen Glanz aufweisen. Meist findet sich Sugilith aber in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate von überwiegend kräftig violetter bis magentaähnlichen Farbe. Bekannt sind auch bräunlichgelbe Farbvarietäten. Auf der Strichtafel hinterlässt Sugilith jedoch einen weißen Strich.
Sugilith findet ausschließlich Verwendung als Schmuckstein.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sugilith wurde 1944 von Professor Ken-ichi Sugi auf der kleinen Insel Iwagi in der Seto-Inlandsee entdeckt, die zur Präfektur Ehime Japans gehört. Analysiert und beschrieben wurde das Mineral 1976 durch Nobuhide Murakami, Toshio Kato, Yasunori Miúra, Fumitoshi Hirowatari, die es nach seinem Entdecker benannten.[8]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Sugilith noch nicht aufgeführt.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/E.22-110. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Sugilith zusammen mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Lipuit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die „Doppelte Sechserringe [Si12O30]12− – Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der Systemnummer VIII/E.22 bildet.[4]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sugilith in die erweiterte Klasse der „Silikate und Germanate“, dort aber ebenfalls in die Abteilung „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatringe. Das Mineral ist hier entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden, wo es zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Trattnerit und Yagiit die „Milaritgruppe“ mit der Systemnummer 9.CM.05 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Sugilith die System- und Mineralnummer 63.02.01a.09. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“, in der auch Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Eifelit, Merrihueit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Yagiit, Dusmatovit, Milarit, Sogdianit, Roedderit, Berezanskit, Shibkovit, Trattnerit, Almarudit, Oftedalit, Klöchit und Friedrichbeckeit eingeordnet sind.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sugilith kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192) mit den Gitterparametern a = 10,01 Å und c = 14,01 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sugilith bildet sich hydrothermal als Bestandteil alkalischer, aegirinhaltiger Syenite. Als Begleitminerale (Paragenesen) können neben Aegirin unter anderem noch Albit, Allandit, Andradit, Apatit, Pektolith, Quarz, Titanit und Zirkon auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Sugilith nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei bisher etwas mehr als 10 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2024).[11] Neben seiner Typlokalität Iwagi ist das Mineral in Japan nur aus der Manganerzgrube „Furumiya“ auf der Insel Shikoku bekannt.
Bekannt aufgrund reichhaltiger, auch kristalliner, Sugilithfunde ist vor allem die „Wessels Mine“ nahe Hotazel in den Manganerzfeldern der Kalahari in Südafrika.[12]
Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die „Woods Mine“ bei Tamworth und die „Hoskins Mine“ bei Grenfell im australischen Bundesstaat New South Wales, die „Cerchiara Mine“ bei Borghetto di Vara (Ligurien) und Castagnola in der Gemeinde Vagli di Sotto (Toskana) in Italien, der Steinbruch „Poudrette“ am Mont Saint-Hilaire in Kanada, die „N’Chwaning Minen“ bei Kuruman und das Bohrloch „AKH49“ bei Sishen in Südafrika sowie der Gletscher Dara-i-Pioz (Darai-Pioz) im Alai-Gebirge in Tadschikistan.[13]
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sugilith wird je nach Qualität und Farbenspiel zu verschiedenen Schmucksteinformen verschliffen und entweder im Tafelschliff, als Cabochon oder als Trommelstein angeboten.[14][15]
Qualitativ hochwertiger Sugilith hat leuchtende violette bis rötliche Farben und ist stets etwas transparent. Aufgrund der Knappheit der aktuellen Vorkommen wird oft das Nebengestein (grau, braun, rot, schwarz, …) ebenfalls als Sugilith verkauft. Gute Sugilithe erkennt man an ihren kräftigen, leuchtenden Farben. Bei Lampenlicht sind Sugilithe für gewöhnlich stark rötlich und leuchten weniger als bei Sonnenlicht. Bei Beleuchtung mit weißen LEDs „leuchten“ bzw. strahlen die Farben guter Sugilithe besonders intensiv.
Schlechtes Material ist leicht zu erkennen. Es zeigt oft nur wenig und schlecht gefärbte Anteile an Sugilith im Muttergestein, wobei diese Sugilithanteile vor allem eher rötlich sind. Das „Strahlen“ bzw. „Leuchten“ der Farben fehlt meist völlig oder ist nur äußerst schwach ausgeprägt. Bei einigen guten Sugilithen ist es allerdings oft auch nicht zu umgehen, dass viel Muttergestein erhalten bleibt.
Esoterik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Esoterikerkreisen ist Sugilith auch unter den Handelsnamen Luvulith und Royal Azel[16] bekannt und wird entweder als Siderisches Pendel oder als Amulett bzw. Heilstein mit angeblich harmonisierender Wirkung auf Nerven und Gehirn verwendet.[14] Letzteres ist wissenschaftlich jedoch nicht erwiesen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nobuhide Murakami, Toshio Kato, Yasunori Miúra, Fumitoshi Hirowatari: Sugilite, a new silicate mineral from Iwagi Islet, Southwest Japan. In: Mineralogical Journal. Band 8, 1976, S. 110–121 (englisch, rruff.info [PDF; 776 kB; abgerufen am 17. Oktober 2024]).
- T. Armbruster, R. Oberänsli: Crystal chemistry of double-ring silicates: Structures of sugilite and brannockite. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 595–600 (englisch, rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 17. Oktober 2024]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sugilith. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- IMA Database of Mineral Properties – Sugilite. In: rruff.info. RRUFF Project (englisch).
- Sugilite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Sugilite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 614 (englisch).
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ a b David Barthelmy: Sugilite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ a b c d Sugilite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 74 kB; abgerufen am 30. Juli 2024]).
- ↑ a b Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 231.
- ↑ a b c d Sugilite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714 (Erstausgabe: 1891).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Localities for Sugilite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Fundort Wessels Mine (Wessel’s Mine), Hotazel, Kalahari manganese fields, Northern Cape Province, South Africa. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch). und Bildbeispiele von Sugilithfunden aus diesem Fundort. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Sugilith beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 17. Oktober 2024.
- ↑ a b Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 276, 289, 291.
- ↑ Michael R. W. Peters: Bilder zu rohen und geschliffenen Sugilithen. In: realgems.org. Abgerufen am 17. Oktober 2024.
- ↑ Namensuche – Handelsnamen und was sie bedeuten. Institut für Edelsteinprüfung (EPI), abgerufen am 17. Oktober 2024 (Eingabe der Handelsnamen nötig).