Teilvorgespanntes Glas – Wikipedia

Teilvorgespanntes Glas, kurz TVG (geregelt in DIN EN 1863-1), wird einem thermischen Vorspannprozess unterzogen. Der Abkühlvorgang vollzieht sich jedoch langsamer als beim vollvorgespannten Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG). Dadurch kommt es beim TVG zu geringeren Spannungsunterschieden im Glas zwischen dem Kern und den Oberflächen.

Die Biegefestigkeit von 70 N/mm² liegt zwischen der von Floatglas 45 N/mm² (nach EN 572) und Einscheiben-Sicherheitsglas 120 N/mm² (nach DIN EN 12150). Des Weiteren hat TVG mit 100 K eine höhere Temperaturwechselbeständigkeit als Floatglas mit ca. 40 K (nach EN 572). Im Bruchfall entstehen Risse, die radial vom Bruchzentrum zu den Scheibenrändern verlaufen, ähnlich wie beim Bruch von Floatglas.

Material Norm Biegefestigkeit Temperaturwechsel-
Beständigkeit
Bruch
Floatglas DIN EN 572 045 N/mm² 040 K radiale Risse
TVG DIN EN 1863-1 070 N/mm² 100 K radiale Risse
ESG DIN EN 12150 120 N/mm² 200 K kleine Bruchstücke

In der Praxis wird TVG fast ausschließlich für die Verbund-Sicherheitsglas-Herstellung verwendet. Im Verbund-Sicherheitsglas (VSG) entstehen beim Bruch großformatige zusammenhängende Bruchstücke, die noch eine hohe Gesamt-Resttragfähigkeit aufweisen. Deshalb wird VSG aus TVG hauptsächlich für Überkopfverglasungen und absturzsichernde Verglasungen verwendet.

  • Siebert, Maniatis: Tragende Bauteile aus Glas. Ernst und Sohn Verlag 2012.
  • Weller, Nicklisch, Thieme: Glasbau-Praxis, Konstruktion und Bemessung. Verlag Bauwerk, Weimar 2010.
  • Feldmann, Kasper, Langosch: Glas für tragende Bauteile. Werner Verlag 2012.