Fruchtschiefer – Wikipedia

Theumaer Fruchtschiefer mit relativ großen Cordierit-Porphyroblasten
Gefügebild des Theumaer Fruchtschiefers mit den charakteristischen Porphyroblasten des Cordierit
Fußboden aus Theumaer Fruchtschiefer, geschliffene Oberfläche
Künstlerische Gestaltung mit Theumaer Fruchtschiefer an einer Säule in Dresden (gefertigt um 1960)

Fruchtschiefer sind Kontaktmetamorphite, welche aus Tonsteinen hervorgegangen sind.

Entstehung und Mineralbestand

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie entstehen schon bei recht geringen Drücken (niedrigmetamorphe Gesteine) und bei Temperaturen um ca. 500 °C. Bei dieser Temperatur entwickelt sich Cordierit bis zur Getreidekorngröße, was sich namensprägend auswirkte. Zum Mineralbestand gehören Cordierit, Muskovit, Kalifeldspat, Quarz, Biotit und Hornblende.

Fruchtschiefer treten in Deutschland als kontaktmetamorphes Gestein im Harz, Erzgebirge, Odenwald und Vogtland auf. Bei dem bekanntesten Vorkommen handelt es sich um die Lagerstätten bei Theuma und Tirpersdorf (beide im Vogtland), in denen tonige Sedimentgesteine des Ordoviziums in unmittelbarer Nachbarschaft zum variszischen Bergener Granitpluton kontaktmetamorph überprägt wurden.[1] Der Theumaer und Tirpersdorfer Fruchtschiefer hat über die Region hinaus verbreitet Anwendung gefunden.

Die traditionelle Hauptanwendung besteht in Form spaltrauher Produkte zu Mauerwerk verschiedener Art. Der Theumaer Fruchtschiefer wird ferner gespalten oder gesägt und anschließend geschliffen als Fassadenplatte, Fußbodenplatte und Sockelverblendung eingesetzt. Zu den architektonischen Bauteilen gehören weiterhin Fenster- und Türgewände, Säulen und Stufen. Vereinzelt kommen auch künstlerisch-bildhauerische Anwendungen vor.
Aus dem Theumaer Fruchtschiefer produzierte man früher Schleusen- und Brunnenabdeckungen sowie Behältnisse für galvanische Bäder und Säuren.

Die Anwendung des Theumaer Schiefers kann bis in das Mittelalter zurückverfolgt werden. Ein Beispiel sind Platten in der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gruft der Johanniskirche (1122) von Plauen.

  • Carl Gäbert, Alexander Steuer, Karl Weiss: Die nutzbaren Gesteinsvorkommen Deutschlands. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin 1915 (Handbuch der Steinindustrie, Band 1), darin Kapitel 7 (S. 147–174): Königreich Sachsen (von Carl Gäbert), S. 153–154.
  • Fruchtschiefersteinbruch bei Theuma. In: Plauen und das mittlere Vogtland (= Werte unserer Heimat. Band 44). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1986, S. 155–156.
  • Walter Maresch, Olaf Medenbach: Gesteine. Mosaik Verlag, München 1987, ISBN 3-576-10699-5, S. 252.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen: Die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1990, ISBN 3-422-03016-6 (unveränderter Nachdruck der 1965 in Leipzig erschienenen Ausgabe).
  • Heiner Siedel, Ferdinand Heinz: Der Abbau von Fruchtschiefer im Gebiet um Theuma und Tirpersdorf im sächsischen Vogtland und seine Verwendung. In: Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz. Band 44, 2021, S. 87–124 (zobodat.at [PDF]).
Commons: Fruchtschiefer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ulrich Sebastian: Die Geologie des Erzgebirges. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8274-2976-6, S. 246–247.