Thierstein (Fichtelgebirge) – Wikipedia
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 6′ N, 12° 6′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Wunsiedel im Fichtelgebirge | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Thiersheim | |
Höhe: | 600 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,93 km2 | |
Einwohner: | 1082 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 84 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95199 | |
Vorwahl: | 09235 | |
Kfz-Kennzeichen: | WUN, MAK, REH, SEL | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 79 159 | |
Marktgliederung: | 15 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: | Marktplatz 1 95199 Thierstein | |
Website: | www.thierstein.de | |
Erster Bürgermeister: | Thomas Schoberth (FWG) | |
Lage des Marktes Thierstein im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge | ||
Thierstein ist ein Markt im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge (Regierungsbezirk Oberfranken) und ein Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Thiersheim.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thierstein liegt im Fichtelgebirge nahe der Grenze zur Tschechischen Republik unmittelbar an der Bundesautobahn 93 (Anschlussstelle 10, Höchstädt).
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn im Norden beginnend: Selb, Hohenberg an der Eger, Thiersheim, Höchstädt im Fichtelgebirge und Marktleuthen. Höchstädt grenzt direkt im Westen an.
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt 15 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Birkenbühl (Dorf)
- Dangesbühl (Einöde)
- Hafendeck (Einöde)
- Hendelhammer (Dorf)
- Hohenmühle (Weiler)
- Kaiserhammer (Dorf)
- Neudürrlas (Weiler)[4]
- Öchslersmühle (Einöde)
- Pfannenstiel (Weiler)
- Schlößlein (Einöde)
- Schwarzenhammer (Dorf)
- Schwarzteich (Einöde)
- Thierstein (Hauptort)
- Wäschteich (Weiler)
- Ziegelhütte (Einöde)
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zur Gemeindegründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Thierstein ist erstmals am 20. März 1340 in einer von Albrecht der Nothaft von Tirstein ausgestellten Urkunde im Kreisarchiv Eger (Cheb) nachgewiesen. Drei Jahre später, am 16. Juli 1343, belehnte Kaiser Ludwig der Bayer Albrecht Nothaft mit der von diesem „auf des Reichß Perg und Poden“ errichteten Burg Thierstein. Am Ende des 14. Jahrhunderts verkaufte die Familie Notthafft die Herrschaft Thierstein, zu der auch die Märkte Thiersheim und Marktleuthen sowie eine Reihe von Dörfern in der Umgebung gehörten, an den Markgrafen Wilhelm I. von Meißen. Von dessen Erben gelangte die Burg mit ihrem Herrschaftsgebiet 1415 an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern. Diese besetzten die Burg mit Amtleuten, zu denen unter anderen Oswalt von Truhendingen gehörte. 1603 befahl Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg die Auflassung der Burg und den Bau eines neuen Amtshauses außerhalb des Ortes Thierstein. Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben.
Der Markt Thierstein wurde als Burgsiedlung gegründet. Ähnlich wie in Hohenberg an der Eger, wo die markgräfliche Regierung noch 1499 durch die Gewährung von allerlei Freiheiten bestrebt war, „das daselbst vor dem Sloss mehr Mannschaft gemacht würde“, werden auch die Nothafft ihre Burgsiedlung mit allerlei Rechten und Freiheiten ausgestattet haben, um Handwerker und andere Siedlungswillige anzulocken. Dass die Nothafft durchaus in der Lage waren, Privilegien für die in ihrem Besitz befindlichen Orte zu erteilen, beweist eine Urkunde vom 10. Mai 1399, in der Markgraf Wilhelm I. von Meißen den Bürgern zu Thiersheim die Freiheiten, Rechte und Gewohnheiten bestätigte, die sie „vorher von dem Ehrbaren Peter Nothaft gehabt haben“.
Für das 15. Jahrhundert ist für Thierstein eine magistratische Verfassung mit eigenem Ratssiegel nachgewiesen. 1725 wurde der Ort durch ein im Pfarrhaus ausgebrochenes Feuer weitgehend eingeäschert.
Im Jahr 1818 entstand die politische Gemeinde.
19. und 20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Mai 1914 wurde die Bahnstrecke Holenbrunn–Selb eröffnet, an der Thierstein mit dem Nachbarort Höchstädt einen Bahnhof erhielt. Der Personenverkehr wurde am 28. September 1986, der Güterverkehr am 28. Mai 1988 eingestellt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden beim Beschuss durch amerikanische Artillerie am 20. April 1945 die Kirche und fünfzehn Wohngebäude zerstört.[5]
- Blick vom Bergfried in Richtung Norden
- Blick vom Bergfried in Richtung Nordosten
- Blick vom Bergfried in Richtung Osten
- Blick vom Bergfried in Richtung Süden
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1978 die Gemeinde Birkenbühl sowie Teile der aufgelösten Gemeinde Schwarzenhammer, die am 1. Juli 1953 ihren Namen erhielt (vorher Hebanz)[6], eingegliedert.[7]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 1988 und 2018 sank die Einwohnerzahl von 1365 auf 1149 um 216 bzw. um 15,8 %.
Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kommunalwahlen 2002 bis 2020 führten zu der folgenden Sitzverteilung im Marktgemeinderat:
Partei/Liste | 2002 | 2008 | 2014 | 2020 |
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CSU | 7 * | 7 * | 4 | 3 |
Freie Wählergemeinschaft | 3 | 6 | ||
SPD | 5 | 4 | 4 | 3 |
Alternative für Thierstein | n. a. | 1 | 1 | n. a. |
Gesamt | 12 | 12 | 12 | 12 |
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Blau ein linksgewendetes goldenes Tier, das über einen aus Steinblöcken gefügten und mit einem von Silber und Schwarz gevierten Schildchen belegten silbernen Berg springt.“[8] | |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Ortsfriedhof erinnert ein Massengrab mit Gedenkstein an 69 KZ-Opfer, die durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Leben verloren und dort begraben wurden.[9] Die KZ-Häftlinge starben auf dem „Evakuierungsmarsch“ vom Konzentrationslager Buchenwald zum Konzentrationslager Flossenbürg vor Erschöpfung oder wurden von SS-Wachmannschaften ermordet; ihre Namen sind unbekannt. Drei von ihnen wurden auf den Thiersteiner Friedhof geführt und dort erschossen,[10] die Leichen der anderen zunächst am Wegesrand oder in Wäldern verscharrt. Ihre Umbettung auf den Friedhof erfolgte im Juni 1945, im Juni 1946 fand in Thierstein eine Trauerfeier statt. Das Mahnmal wurde im August 1948 eingeweiht.[11]
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Burgstall Foerles-Neudürrlas ist ein Burgstall nahe Neudürrlas.
- Die weithin sichtbare Burgruine ist ein beliebtes touristisches Ziel; vom Bergfried genießt man eine herrliche Rundumsicht über den gesamten Innenraum des Fichtelgebirges bis in das Egerland.
Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gottlieb Adam Johann von Schallern (1766–1827), Arzt
- Manfred Jena (* 1948), Justizbeamter und Politiker
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Thierstein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Franconiae (= Topographia Germaniae. Band 9). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 99–100 (Volltext [Wikisource]).
- Johann Kaspar Bundschuh: Thierstein. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 539 (Digitalisat).
- Harald Stark: Burg und Amt Thierstein. Selber Hefte Bd. 12. Selb 1993. ISBN 3-927313-07-6.
- Harald Stark: Die Familie Notthafft – auf Spurensuche im Egerland, in Bayern und Schwaben. Weißenstadt 2006. ISBN 3-926621-46-X.
- Pleikard Joseph Stumpf: Thierstein. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 634–635 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Gemeinde Thierstein
- Familie Nothafft: Sitz Thierstein
- Thierstein (Fichtelgebirge): Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Thierstein in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 24. März 2021.
- ↑ Gemeinde Thierstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- ↑ Hans Vollet und Kathrin Heckel: Die Ruinenzeichnungen des Plassenburgkartographen Johann Christoph Stierlein. 1987.
- ↑ Die Geschichte unseres Marktes bei thierstein.de, abgerufen am 28. Dezember 2020
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 598.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 700 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Eintrag zum Wappen von Thierstein (Fichtelgebirge) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 195
- ↑ Peter Engelbrecht: Der Krieg ist aus. Frühjahr 1945 in Oberfranken. Späthling, Weißenstadt 2015, ISBN 978-3-942668-23-1, S. 80 f.
- ↑ Siehe Darstellung in Constanze Werner: KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern, Schnell und Steiner: Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2483-1, Seite 204–205; mit Karte und Foto des Denkmals.