Thomas Hirschhorn – Wikipedia
Thomas Hirschhorn (* 16. Mai 1957 in Bern) ist ein Schweizer Installationskünstler.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thomas Hirschhorn lebt und arbeitet seit 1984 in Paris, Frankreich. Der in Bern geborene Hirschhorn wuchs in Davos auf, besuchte die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und gewann ab Mitte der 1990er Jahre internationale Anerkennung für seine Installationen, beispielsweise die Installation Kunsthalle prekär in Langenhagen (1996). Hirschhorn versteht sich nach eigener Aussage als ein Künstler, der «Kunst politisch macht».
Eine Form der Installation, die Hirschhorn in verschiedenen Städten an öffentlichen Orten aufbaut, ist der Straßenaltar. Bisher widmete er seine Altäre fünf Personen aus Bildender Kunst, Literatur und Philosophie: Piet Mondrian, Otto Freundlich, Raymond Carver, Ingeborg Bachmann und Simone Weil. Im Oktober 2006 installierte er für das Ausstellungsprojekt "U2 Alexanderplatz" der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK) im U-Bahnhof Berlin Alexanderplatz den "Ingeborg Bachmann Altar". Auch sein Simone Weil Memorial im Rahmen von The Way Out (Steirischer Herbst 2021) zählt zu diesen Arbeiten.
Crystal of Resistance war der Titel der Installation von Hirschhorn im Pavillon der Schweiz auf der 54. Biennale di Venezia. Mit dieser Arbeit wollte er nach eigenen Angaben drei Fragen an seine Arbeit stellen. "Erstens: Kann meine Arbeit einen neuen Begriff der Kunst erschaffen? Zweitens: Kann meine Arbeit einen 'kritischen Körper' aufbauen? Drittens: Kann meine Arbeit ein 'Nicht-exklusives Publikum' implizieren?"[1]
Zehn Wochen lang im Sommer 2013 in New York City öffnete sein Pavillon des Gramsci-Monument für Anwohner und internationale Gäste in der Bronx.[2] Ähnliche Dimensionen hatte 2019 die Robert Walser Skulptur Be an Outsider! Be a Hero! Be Robert Walser!, Hirschhorns erstes Großprojekt in der Schweiz.[3]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grössere internationale Bekanntheit erlangte Hirschhorn durch die Installation «Swiss-Swiss Democracy» im Schweizer Kulturzentrum Paris, 2004. Diese war Medienberichten zufolge ein Skandal, da sie der Außendarstellung des Landes schade. Nach einer Welle der Empörung im Nationalrat wurden als Strafaktion der Kulturstiftung Pro Helvetia die Mittel in Höhe des Beitrags der Stiftung an diese Ausstellung gekürzt. Stein des Anstoßes war unter anderem ein Angriff auf Bundesrat Christoph Blocher[4] oder das Kollagieren von Folterbildern aus dem Irak mit Wappen der Schweizer Kantone; ein Detail in der für Hirschhorn typischen skulpturalen Installation.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Hirschhorn, Marcus Steinweg: MAPS. Merve, Berlin 2008, ISBN 978-3-88396-253-5 (dt.)/ ISBN 978-3-88396-254-2 (engl.)
- Fabian Stech: J’ai parlé avec Lavier, Annette Messager, Sylvie Fleury, Hirschhorn, Pierre Huyghe, Delvoye, D.G.-F., Hou Hanru, Sophie Calle, Ming, Sans et Bourriaud. Les presses du réel, Dijon 2007, ISBN 2-84066-166-7
- Kathleen Bühler, Schweizer Plastikausstellung Biel (Hg.): Thomas Hirschhorn. Robert Walser-Sculpture. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2020, ISBN 978-3-7757-4680-9
Auszeichnungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2001: Preis für junge Schweizer Kunst
- 2001: Prix Marcel Duchamp
- 2003: Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum
- 2004: Joseph-Beuys-Preis Basel
- 2011: Kurt-Schwitters-Preis, Hannover
- 2018: Prix Meret Oppenheim[5]
Ausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1994: Jeu de Paume, Paris.
- 1998: «Swiss Army Knife», Kunsthalle Bern.
- 2001: Kunsthaus Zürich, Zürich.
- 2002: Documenta11, Kassel, hier das Bataille Monument, welches er vom Mai bis September in der Friedrich-Wöhler-Siedlung zeigte.
- 2003: United Nations Miniature, Zentrum für zeitgenössische Kunst Málaga
- 2004: 24h Foucault, Palais de Tokyo, Paris.
- 2004: Centre Culturel Suisse, Paris.
- 2005: Pinakothek der Moderne, München.
- 2005: Bonnefantenmuseum, Maastricht.
- 2006: Kestnergesellschaft, Hannover.
- 2008: Wiener Secessionsgebäude, Wien.
- 2010: Intensif-Station, K21 Ständehaus.
- 2011: Schweizer Pavillon der 54. Biennale di Venezia, Titel: Chrystal of Resistance.
- 2013: Gramsci-Monument Pavillon in New York City, Bronx.
- 2016: SPERR, Wiesbaden Biennale, Staatstheater Wiesbaden.[6]
- 2018: Never give up the spot, Villa Stuck, München.
- 2019: Robert-Walser-Skulptur, Biel.[7]
- 2021: Simone Weil Memorial, Graz.[8]
Öffentliche Sammlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sammlung Falckenberg, Hamburg
- Kunsthalle Mannheim
- K21 Ständehaus, Düsseldorf
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- www.thomashirschhorn.com
- Literatur von und über Thomas Hirschhorn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Thomas Hirschhorn in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Materialien von und über Thomas Hirschhorn im documenta-Archiv
- Thomas Hirschhorn in der ifa-Datenbank
- Regula Freuler: Hirschhorn, Thomas. In: Sikart (Stand: 2014)
- Installation im U-Bahnhof Berlin Alexanderplatz
- Gespräch mit Thomas Hirschhorn im Magazin NZZ Folio
- Thomas Hirschhorn – Ausstellung "Das Auge" in der Wiener Secession (CastYourArt Videopodcast)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zitiert nach 'Crystal of Resistance', Thomas Hirschhorn; Informationsblatt des Schweizer Pavillons, Venedig 1. Juni bis 27. November 2011. Archiviert vom am 9. November 2014; abgerufen am 9. November 2014.
- ↑ Hotdogs an der Gramsci-Bar – Der Künstler Thomas Hirschhorn hat in New York einen Kultur-Pavillon aufgebaut, Deutschlandradio Kultur vom 9. Juli 2013, abgerufen am 10. Juli 2013.
- ↑ Robert Walser-Sculpture: Ein Präsenz und Produktion-Projekt im öffentlichen Raum von Thomas Hirschhorn. Bahnhofsplatz Biel/Bienne, 15. Juni bis 8. September 2019. Robert Walser Zentrum, abgerufen am 28. November 2021.
- ↑ Pro Helvetia distanziert sich vom Angriff auf Christoph Blocher. In: Neue Zürcher Zeitung vom 6. Dezember 2014
- ↑ Prix Meret Oppenheim 2018. In: www.bak.admin.ch. Bundesamt für Kultur, abgerufen am 1. November 2019.
- ↑ Von der löchrigen Wirklichkeit. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15. Mai 2016, S. R5
- ↑ Augen zu und durch. In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. März 2019
- ↑ Thomas Hirschhorn: Simone Weil Memorial (2021) Installation. steirischerherbst'21, archiviert vom am 28. November 2021; abgerufen am 28. November 2021.
Personendaten | |
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NAME | Hirschhorn, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Künstler |
GEBURTSDATUM | 16. Mai 1957 |
GEBURTSORT | Bern |