Toerring – Wikipedia

Wappen des Geschlechts Toerring aus dem Scheiblerschen Wappenbuch

Toerring (auch Törring) ist der Name eines ehemaligen Hochadelsgeschlechts aus Oberbayern, das erstmals um 1120/1130 urkundlich erwähnt wurde.

Laut den bayerischen Stammtafeln[1] lassen sich Vorfahren der Familie Törring angeblich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen, und zwar soll „Albeck Töringer“, auch „Alwicus I.“ genannt, der um 753 lebte, mit Hitta von der Alm verheiratet war, unter Herzog Tassilo (wohl Tassilo III.) in Bayern als Obristjägermeister gedient hatte und zusammen mit seiner Ehefrau im Kloster Wessobrunn (früher: „Wessenbrunn“[2]) bestattet wurde, der früheste namentlich bekannte Ahnherr gewesen sein.

Die Stammburg Törring der Ritter von Toerring lag in der Nähe des Waginger Sees bei der heute oberbayerischen und damals salzburgischen Ortschaft Törring (heute zu Tittmoning gehörig). Im Jahr 1210 wurde den Toerringern vom Erzbischof von Salzburg gestattet, an dieser Stelle eine Burg zu bauen. Die Herren von Toerring besaßen das Recht, das bayerische Panier zu führen, wenn der Regent der Herrschaft persönlich im Feld war. Obwohl selbst nicht dynastischer Abstammung, dienten ihnen Edelleute und Ritter als Vasallen.

Seit dem 13. Jahrhundert saßen sie auf Stein an der Traun, 1369 wurden die Grafen von Törring die Herren von Tüßling. 1377/1379 erhielten sie von den Herzögen von Bayern das Marktrecht. Johann Veit von Törring vollendete 1583 den Umbau der Burg Tüßling zum herrschaftlichen Schloss Tüßling. Seit 1382 waren die Törringer auch auf Pertenstein. 1421 wurde ihr Stammsitz Törring bei Streitigkeiten mit Heinrich dem Reichen von Bayern zerstört und die Steine zum Ausbau der Burg zu Burghausen verwendet. Von 1408 bis 1464 war Burg Neudeck im Besitz der Törringer. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts gehört Schloss Seefeld am Pilsensee zum Familienbesitz. Das Geschlecht teilte sich in die Zweige Toerring-Stein, Toerring-Jettenbach und Toerring-Seefeld.

1566 erwarb die Familie den Reichsfreiherrenstand, und auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630 wurde den Toerring der Grafentitel zuerkannt.

Die Linie Stein erlosch 1744 mit Graf Johann Franz Adam II. von Törring-Stein (* 16. Dezember 1700; † 3. Februar 1744), jedoch war das Schloss Stein an der Traun bereits 1633 an die Grafen Fugger von Kirchberg veräußert worden. Der Zweig Törring-Stein hatte im Kloster Baumburg eine Familien-Grabstätte.

Die 1745 durch Heirat erworbene, dem Westfälischen Grafenkollegium zugehörige Grafschaft Gronsfeld ging 1794 durch die französische Besetzung verloren. Als Ausgleich erhielt die Familie laut § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 die ehemalige Reichsabtei Gutenzell (Zisterzienserinnen) in Oberschwaben. Diese nun Toerring-Gutenzeller und dem hohen Adel zugehörige Linie wurde 1806 im Königreich Württemberg mediatisiert und erlosch im Jahre 1860 mit dem Grafen Max August Johann. Von der letzten noch blühenden Seefeld-Jettenbacher Linie erlangte Graf Clemens Maria zu Toerring-Jettenbach (* 1826; † 1891) von den Königreichen Bayern und Württemberg 1888 die Anerkennung als Rechtsnachfolger des erloschenen standesherrlichen Hauses das Prädikat Erlaucht.

Mitglieder der verzweigten Familie wurden häufig in den engsten Umkreis der bayerischen Herrscher oder in führende klerikale Positionen berufen.

Im Besitz der Familie befinden sich bis heute ausgedehnte Ländereien mit Land- und Forstwirtschaft in Pertenstein (seit 1382), Jettenbach, Seefeld (seit Mitte des 15. Jahrhunderts), Pörnbach (seit 1622) und Winhöring (seit 1721) sowie Brauereien und Kiesabbauunternehmen. Der Jettenbacher Brauereibetrieb wurde 1426 erstmals erwähnt; um 1500 erhielt das Haus Toerring von der herzoglichen Regierung das Privileg, Bier für den Verkauf zu brauen, weshalb dort seither das Brauhaus Jettenbach betrieben wird. 1998 wurde zudem das Gräflich von Moy’sche Hofbrauhaus Freising erworben. Bis 1974 betrieb die Familie die 1952 von ihr gegründeten Uher-Werke.

Gegenwärtiger Familienchef ist Hans Veit Graf zu Toerring-Jettenbach (* 1935).

Vereintes Wappen der Grafen von Toerring-Seefeld im Mitgliederverzeichnis der Todesangstbruderschaft an der Passauer Jesuitenkirche, 1738

Das Stammwappen zeigt in Silber drei (2:1) goldbesamte, rote Rosen sowie einen Helm mit einem Spitzhut aus Hermelinfell mit silbernem Aufschlag, der mit drei roten Rosen belegt ist, als aufsitzende Helmzier, und auf der Spitze des Hutes ein goldenes Krönlein, aus dem drei rot-silberne Straußenfedern hervorgehen; die Helmdecken sind rot-silbern.

Die Rosen aus dem Toerringschen Wappen sind noch heute in einigen ober- und niederbayerischen Ortswappen zu sehen, darunter die ehemalige Gemeinde Törring, Aschau an der Inn, Jettenbach, Seefeld, Dörnbach, Inning am Ammersee, Wörthsee, Stein an der Traun, Simbach am Inn, Taching am See, Winhöring, Au in der Hallertau sowie Murwana Goslin (s. Wappengalerie).

Toerringer Rosen als Wappenelement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Franz MengesTörring, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 333 (Digitalisat).
  • Jolanda Englbrecht: Drei Rosen für Bayern – die Grafen zu Toerring von den Anfängen bis heute. Pfaffenhofen 1985, ISBN 3-778-73264-1.
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1899. Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1899.
  • Stephan Kellner: Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit : Studien zur Beziehung zwischen Herrschaft u. Untertanen in Altbayern am Beispiel e. adeligen Herrschaftsbereiches. Kallmünz 1986, ISBN 3-769-69937-8.
  • Friedrich Töpfer: Geschichte des gräflich Torringischen Schlosses Pertenstein und der dazu gehörigen Hofmarken Marbang und Sondermanning. Nach den Documenten der gräflich Torringischen Archive bearbeitet. München 1847 (Online PDF; 3 MB, Original von Bayerische Staatsbibliothek, digitalisiert am 7. Mai 2010).
  • Ernest Geiß: Heinz von Stein. Nebst einer Geschichte des Schlosses und seiner Besitzer. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, München 3 (2), 1841, S. 147–209 (Online PDF; 22,2 MB).
  • Otto Titan von Hefner: Des denkwürdigen und nützlichen Bayerischen Antiquarius, Erste Abteilung: Adelicher Antiquarius. Erster Band: Der große Adel. Heraldisches Institut, München 1866, 418 Seiten, S. 320–377 (Online PDF; 11,9 MB, Original von Bayerischer Staatsbibliothek, digitalisiert am 11. Febr. 2010).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stammtafeln der Herzöge von Baiern und vornehmsten Baierischen adeligen Familien, 1725. Stamm-Tafel A, S. 207.
  2. Martinus Gerbert: Reisen durch Alemanien, Welschland und Frankreich welche in den Jahren 1759, 1760, 1761 und 1762 angestellt wurden. Ulm, Frankfurt und Leipzig 1767, S. 374–176
  3. Johann G. Neunhoerl: Widerhall deß Leben deß Leonhard Simpert von Törring, und Wengling auf Jettenbach/Aschau/Mödtling/Simbach und Stallwang. München 1735 (Digitalisat)
  4. Friedrich Schlichtegroll: Andenken an die beiden jüngstverstorbenen Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu München, Grafen Anton von Törring zu Seefeld ... und Joh. Nepomuk Gottfried von Krenner: vorgelesen in einer öffentlichen Versammlung der Akad. am 28. März 1812, München, (online, Bayerische Staatsbibliothek)
  5. Von der Erziehung der Jugend. Burghausen 1777 (Volltext).
  6. August von Törring zu Jettenbach und Gronsfeld: Auszug aus der politischen Weltgeschichte, zum Gebrauch junger Herren von Adel in den Churlanden zu Baiern. München 1766 (Volltext).
Commons: Toerring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien