Typ Hannover – Wikipedia

Typ „Hannover“
Die Heidelberg 1973 in Bremen
Die Heidelberg 1973 in Bremen
Schiffsdaten
Schiffsart Frachtmotorschiff
Reederei Hamburg-Amerika Linie, Hamburg
Bestellung Herbst 1965
Bauwerft Blohm + Voss, Deutsche Werft und Howaldtswerke, Hamburg
Rheinstahl Nordseewerke, Emden
Bauzeitraum 1966 bis 1967
Gebaute Einheiten 10
Fahrtgebiete weltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 135,79 m (Lüa)
122,00 m (Lpp)
Breite 19,33 m bzw. 20,53* m
Seitenhöhe 11,05 m
Tiefgang (max.) Volldecker: 8,57 (Schutzdecker: 7,43) m
Vermessung 10.917 BRT (8095 BRT)
6842 NRT (4722 NRT)
 
Besatzung 46
Maschinenanlage
Maschine 1 × MAN K7Z 10/120D Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 6.178 kW (8400 PS)
Höchst­geschwindigkeit 18,0 kn (33 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 8800 (6700) tdw
Zugelassene Passagierzahl 8
Sonstiges
Klassifizierungen Germanischer Lloyd
Anmerkungen
Basisdaten

Volldecker

Daten in Klammern ()

Schutzdecker

*

Hannover, Frankfurt

Der Typ „Hannover“, auch Hannover-Klasse, war eine Baureihe von Motorschiffen der Hamburg-Amerika-Linie. Die Schnellfrachter-Serie der Hapag stellt deren vorletzten Entwurf eines herkömmlichen Stückgutschiffs vor der Fusion mit dem Norddeutschen Lloyd und der darauf folgenden Umstellung der beiden Reedereien auf Containerschiffe dar.

Bestellt wurde die Baureihe am 15. September 1965. Entwurf und Konstruktion des Schiffstyps wurden in Zusammenarbeit der beteiligten Hamburger Werften durchgeführt. Blohm + Voss übernahm die Konstruktion des Stahlschiffbaus und die dazugehörigen Schleppversuche, die Hamburger Howaldtswerke waren für den Maschinenbau verantwortlich und die Deutsche Werft führte die Konstruktion der Ausrüstungen durch. Die gesamten Baukosten der zehn Schiffe lagen seinerzeit bei rund 150 Millionen D-Mark. Es war damit sowohl der größte bis dahin vergebene Auftrag in der Geschichte des hamburgischen Schiffbaus als auch der größte Gesamtauftrag einer Hamburger Reederei. Die Schiffsklasse umfasste zehn Schiffe, die alle 1967 abgeliefert wurden. Neben den jeweils zwei Schiffen von Blohm + Voss und der Deutschen Werft kamen drei Schiffen von den Hamburger Howaldtswerken und drei weitere von den Emder Nordseewerken. Der Auftrag beinhaltete ursprünglich auch noch Optionen für jeweils ein weiteres Schiff von Blohm + Voss und der Deutschen Werft, diese wurden aber nicht eingelöst.[1]

Die Frankfurt bei der Verladung von Schwergut

Im Rahmen eines Lieferabkommens steuerten britische Firmen für etwa 20 Millionen D-Mark Zuliefererzeugnisse, wie beispielsweise die Hilfsdiesel von Ruston & Hornsby bei. Von der Hapag wurden die Schiffe im Westindiendienst eingesetzt.

Das Typschiff der Serie, die Hannover, wurde bereits nach einem halben Jahr um etwa 1,20 m verbreitert und die ebenfalls mit einem Schwergutgeschirr ausgerüstete Frankfurt wurde um denselben Betrag breiter gebaut.[2]

Die Schiffe gingen bei der 1970 vollzogenen Fusion zwischen Hapag und Lloyd in den Bestand der Hapag-Lloyd über und wurden dort weitere Jahre im angestammten Fahrtgebiet weiterbetrieben. 1978/79 veräußerte die Reederei zunächst sieben Schiffe, die verbliebenen drei Schiffe verließen die Hapag-Lloyd-Flotte in den Jahren 1982/83. In der Hand späterer Eigner trafen die ersten beiden Schiffe 1986 zur Verschrottung ein, der Großteil wurde jedoch bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre betrieben und schließlich zum Abbruch verkauft. Die beiden Schiffe Corain I (ex Hanau) und Corain II (ex Heidelberg) der Lineas Agromar aus Kolumbien wurden 1997 zunächst aufgelegt und erst im Jahre 2001 verschrottet.

Die Speyer, eines der Schiffe mit 60-Tonnen-Schwergutbaum

Ein Merkmal neben der leistungsfähigen Antriebsanlage waren die vielseitigen Ladungseinrichtungen. So waren die Schiffe mit 18 herkömmlichen Ladebäumen (14 × 10 Tonnen und 4 × 5 Tonnen) und einem 3-Tonnen-Mastkran ausgestattet. Zur Erhöhung der Umschlaggeschwindigkeit wurden die Hanger- und Ladeläufer sowie darüber hinaus auch Preventer- und Zwischengeien über Winden bedient. Außerdem waren alle Schiffe mit einem Schwergutbaum zur Übernahme von Schwergut ausgerüstet. Die Howaldtswerke-Bauten Hannover und Frankfurt verfügten über ein 120-Tonnen-Stülcken-Schwergutgeschirr, das die Luken 2 und 3 bedienen konnte, die restlichen Schiffe besaßen 60-Tonnen-Schwergutbäume herkömmlicher Bauart für die Luke 2. Vor den weit nach achtern gerückten Aufbauten befanden sich vier Trockenladeräume, deren zwei beziehungsweise drei Zwischendecks jeweils mit hydraulischen Glattdecklukendeckeln verschlossen wurden. Die Hauptlukendeckel waren nach dem McGregor-Single-Pull-Patent gebaut. Hinter dem Laderaum 4, unter der Vorkante des Deckshauses, schlossen sich vier isolierte Kühlzellen über zwei Decks für rund 300 m³ Kühlladung an. Hinter den Aufbauten lag der Zweideck-Laderaum Nummer 5. Weitere Ladungseinrichtungen waren die insgesamt drei, im Vorschiffsbereich unter den Trockenladeraum 1 und im Achterschiffsbereich unter dem Laderaum 5 neben dem Wellentunnel angeordneten Ladetanks für etwa 300 m³ Ölladung. Für Verschlussladung stand ein 28 m³ großer Verschlussladeraum zur Verfügung. Die Schiffe waren mit einem Wulstbug ausgestattet.[3]

Bauname Werft
Baunummer
IMO-
Nummer
Ablieferung Umbenennungen und Verbleib
Hannover Howaldtswerke
968
6706163 14. April 1967 1982 Constellation Faros → 1985 Milos IX → Abbruch ab 29. März 1986 in Gadani
Trier Blohm + Voss
851
6711431 9. Mai 1967 1978 Tong Jiang → 1990 Skylark → 1992 Sapphire Star → 1996 als verschrottet gemeldet
Hanau Nordseewerke
385
6710750 29. Juni 1967 1979 Corain I → 1997 aufgelegt → 2001 in Barranquilla verschrottet
Hamburg Howaldtswerke
997
6712382 31. Juli 1967 1978 Tai Hang Shan → 1996 als verschrottet gemeldet
Speyer Blohm + Voss
852
6713893 15. August 1967 1978 Pu Jiang → 1991 Seagull → 1992 Emerald Star → 1994 im Register gelöscht
Heidelberg Deutsche Werft
821
6715322 5. September 1967 23. August 1976 Aufbauten nach Kurzschluss ausgebrannt → 1983 Su Feng → Abbruch ab 20. Februar 1997 in Xinhui
Hagen Nordseewerke
386
6723812 12. Oktober 1967 1978 Huang Long Shan → Abbruch ab 4. August 1996 in Kalkutta
Frankfurt Howaldtswerke
998
6723953 26. Oktober 1967 1980 Goslar → 1982 Constellation Galaxy → 1986 Milos X → Abbruch ab 10. April 1986 in Gadani
Heilbronn Deutsche Werft
822
6723824 19. Dezember 1967 1979 Corain II → 1997 aufgelegt → vermutlich 2001 in Barranquilla verschrottet → 15. Dezember 2004 im Register gelöscht
Hattingen Nordseewerke
387
6729907 28. Dezember 1967 1978 Miao Feng Shan → 1996 Miao Feng → Abbruch ab 24. November 1996 in Alang
Commons: Hannover-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Witthöft, Hans Jürgen: HAPAG. Hamburg-Amerika-Linie. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1973, ISBN 3-7822-0087-X.
  • Witthohn, Ralf: Die neue deutsche Handelsflotte. Frachter, Tanker und Container. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1976, ISBN 3-7979-1870-4.
  • Haws, Duncan: Merchant Fleets in Profile 4. The ships of the Hamburg America, Adler and Carr lines. Patrick Stephens, Cambridge 1980, ISBN 0-85059-397-2 (englisch).
  • Krüger-Kopiske, Karsten Kunibert: Die Schiffe von Hapag-Lloyd. Zeichnungen und Lebensläufe. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2003, ISBN 3-7822-0861-7.

Einzelnachweise

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  1. Hapag bestellt heute 10 Linien-Frachter bei Hamburger Werften Gesamtwert 150 Mill. DM im Hamburger Abendblatt vom 15. September 1965
  2. Register 1970, Germanischer Lloyd, Hamburg, 1970.
  3. Die Deutsche Handelsflotte 1970/71. Seehafen-Verlag Erik Blumenfeld, Hamburg 1970, S. 353.