Umangit – Wikipedia

Umangit
Umangit (blauschwarz) aus der Grube Brummerjan, Zorge, Harz, Niedersachsen, Deutschland (Sichtfeld: 1 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Um[1]

Chemische Formel Cu3Se2[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.03
II/B.03-050

2.BA.15c
02.05.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-skalenoedrisch; 42m
Raumgruppe (Nr.) P421m[2] (Nr. 113)
Gitterparameter a = 6,40 Å; c = 4,28 Å[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Zwillingsbildung lamellare Zwillingsbildung
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 (VHN100 = 88 bis 100)[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,44 bis 6,49; berechnet: 6,590[3]
Spaltbarkeit undeutlich, rechtwinklig
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig
Farbe blauschwarz mit rötlichem Stich
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Umangit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ (einschließlich Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide und Bismutide). Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Cu3Se2[2] und ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Selenid. Bei natürlichen Umangiten kann jedoch ein Teil des Kupfers durch Silber (Ag) ersetzt sein, wobei in verschiedenen Analysen Silbergehalte bis etwa 0,5 %[4] gemessen wurden.

Umangit ist undurchsichtig und findet sich ausschließlich in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate. Gelegentlich kann auch eine auffällige, lamellare Zwillingsbildung beobachtet werden. Frische Proben sind von dunkel kirschroter, ins Violette spielender Farbe und weisen einen metallischen Glanz auf. Durch Verwitterung läuft das Mineral allerdings rasch dunkelviolett bis blauschwarz an und wird matt.

Mit einer Mohshärte von 3 gehört Umangit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Calcit mit einer Kupfermünze ritzen lassen.


Etymologie und Geschichte

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Das Mineral wurde erstmals in der Sierra de Umango in der argentinischen Provinz La Rioja entdeckt und 1891 durch Friedrich Klockmann beschrieben, der es nach seiner Typlokalität benannte.

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Umangit zur Abteilung der „Sulfide, Selenide und Telluride mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo er zusammen mit Athabascait, Bellidoit, Berzelianit, Crookesit und Sabatierit die unbenannte Gruppe II/B.03 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Umangit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.BA.15c bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Umangit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.05.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 3 : 2“ zu finden.

Bildung und Fundorte

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Umangit aus der Sierra de Cacheuta, Provinz Mendoza, Argentinien (Größe: 4,2 cm × 3,8 cm × 1,3 cm)

Umangit bildet sich hydrothermal bei unter 112 °C in Erzgängen, wo er meist in Paragenese mit anderen Seleniden wie unter anderem Berzelianit, Clausthalit, Eukairit, Guanajuatit, Klockmannit, Naumannit und Tiemannit, aber auch mit anderen Sulfidmineralen wie Chalkopyrit, Cobaltit, Hessit und Pyrit, den Carbonaten Calcit und Malachit sowie dem Selenit Chalkomenit auftritt.

Als seltene Mineralbildung konnte Umangit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 70 Fundorte[5] als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität Sierra de Umango trat das Mineral in Argentinien noch an verschiedenen Orten in der Sierra de Cacho, bei Puerto Alegre im Departamento Famatina und im District Sañogasta in der Provinz La Rioja sowie in der zur Provinz Mendoza gehörenden Sierra de Cacheuta auf.

In Deutschland fand man Umangit unter anderem in der Grube Clara bei Oberwolfach und der ehemaligen Uranlagerstätte der Grube Krunkelbach bei Menzenschwand in Baden-Württemberg; in der „Grube Christa“ bei Großschloppen im Fichtelgebirge und im Fluoritbergbaugebiet bei Wölsendorf in Bayern; den Gruben „Brummerjan“ bei Zorge, „Weintraube“ bei Lerbach (Osterode am Harz), „Roter Bär“ und „Wennsglückt“ bei Sankt Andreasberg sowie im Steinbruch Trogtal bei Lautenthal in Niedersachsen; in einem Grauwacke-Steinbruch bei Rieder (Ballenstedt) und bei Tilkerode-Abberode in Sachsen-Anhalt, im Bezirk Schlema-Hartenstein im sächsischen Erzgebirge und im Tagebau Lichtenberg bei Ronneburg in Thüringen.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist ein Selenidvorkommen am Eselberg bei Altenberg an der Rax in der Steiermark.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, China, der Demokratischen Republik Kongo (Zaire), Frankreich, Grönland, Kanada, Mexiko, Namibia, Polen, Russland, Schweden, Tschechien, im Vereinigten Königreich (England) und den Vereinigten Staaten von Amerika (Colorado, Washington).[6]

Kristallstruktur

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Umangit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P421m (Raumgruppen-Nr. 113)Vorlage:Raumgruppe/113 mit den Gitterparametern a = 6,40 Å und c = 4,28 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

  • Friedrich Klockmann: Mineralogische Mittheilungen aus den Sammlungen der Bergakademie zu Clausthal. In: Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 19 (1891), S. 265–275 (PDF 561,4 kB)
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 299.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 22 (Dörfler Natur).
Commons: Umangite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 63.
  3. a b Umangite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,9 kB)
  4. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 128–129.
  5. Mindat - Anzahl der Fundorte für Umangit
  6. Fundortliste für Umangit beim Mineralienatlas und bei Mindat