Urberach – Wikipedia

Urberach
Wappen von Urberach
Koordinaten: 49° 58′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 49° 58′ 26″ N, 8° 47′ 52″ O
Höhe: 152 m ü. NHN
Fläche: 12,44 km²[1]
Einwohner: 12.323 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 991 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 63322
Vorwahl: 06074
Katholische Pfarrkirche St. Gallus von 1821/22 in der Ortsmitte

Urberach (dialektal auch Orwisch[3] genannt) ist ein Stadtteil von Rödermark im südhessischen Landkreis Offenbach.

Urberach liegt auf einer Höhe von 152 m ü. NHN, 15 km südlich von Offenbach am Main, zwischen Dietzenbach im Norden, Langen im Westen und Messel im Süden.

Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte

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In den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts besaßen die Herren von Eppstein das Dorf Urberach als Pfand. 1280 belehnten sie Heinrich, zuvor Schultheiß von Frankfurt am Main, mit einem Drittel der Vogtei in Urberach. 1303 wurde auch Besitz der Herren von Hanau in Urberach erwähnt. Urberach gehörte zur Röder Mark und dort zum Märkergericht von Ober-Roden. 1425 wurde Urberach zusammen mit anderen Eppsteinischen Besitzungen an das Kurfürstentum Mainz verkauft. Dort gehörte es zum Amt Dieburg.

1706 tauschte der Mainzer Erzbischof Lothar Franz von Schönborn mit dem Grafen Johann Philipp von Isenburg-Büdingen den Ort gegen Hechtsheim und Weisenau. Urberach gehörte fortan zur Grafschaft Isenburg-Philippseich, einer jüngeren Linie des Hauses Isenburg, und innerhalb der isenburgischen Besitzungen zum Oberamt Offenbach.

1786 wurde die Markgenossenschaft Röder Mark, bis dahin ein großer, gemeinschaftlicher Wald, unter den ihr angehörenden Gemeinden Ober- und Nieder-Roden, Urberach, Messel, Dietzenbach, Hainhausen, Jügesheim und Dudenhofen aufgeteilt. Urberach erhielt so seinen Gemeindewald.

Infolge der Napoleonischen Kriege gehörte Urberach ab 1806 zum Fürstentum Isenburg (Rheinbund) und fiel im Rahmen der Befreiungskriege an das Generalgouvernement Frankfurt. Der Wiener Kongress schlug es 1815 dem Kaisertum Österreich zu, welches es 1816 an das Großherzogtum Hessen abtrat. Das Großherzogtum wurde 1918 in Volksstaat Hessen umbenannt, der dann 1946 im Land Hessen aufging.

Es war anschließend folgenden Verwaltungseinheiten zugeordnet:[1]

1823 wurde Urberach dem Bezirk des Landgerichts Offenbach zugeordnet und wechselte 1853 in den Bezirk des Landgerichts Langen[4]. Ab 1879 war dann das Amtsgericht Langen erstinstanzlich zuständig.[5]

Urberach war bis zum 31. Dezember 1976 eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Dieburg. Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen schlossen sich die bis dahin selbstständigen Gemeinden Urberach und Ober-Roden per Gesetz am 1. Januar 1977 zur Gemeinde, seit 23. August 1980[6] Stadt Rödermark zusammen.[7] Urberach ist seither ein Stadtteil von Rödermark.

Historische Namensformen

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In erhaltenen Urkunden wurde Urberach unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Orbruch (1275)
  • Urbruch (1280)
  • Urbruch (1303)
  • Orbruch (1322)
  • Urbruch (1385)
  • Orberach (1652)
  • Urberach (1706)

Einwohnerentwicklung

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Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]

  • 1961: 851 evangelische (= 17,92 %), 3751 katholische (= 78,99 %) Einwohner
Urberach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2016
Jahr  Einwohner
1829
  
1.213
1834
  
1.387
1840
  
1.468
1846
  
1.527
1852
  
1.577
1858
  
1.531
1864
  
1.474
1871
  
1.537
1875
  
1.631
1885
  
1.451
1895
  
1.609
1905
  
1.856
1910
  
2.112
1925
  
2.447
1939
  
2.807
1946
  
3.428
1950
  
3.723
1956
  
4.186
1961
  
4.749
1967
  
6.858
1970
  
7.393
2007
  
11.537
2011
  
11.369
2016
  
12.157
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][8]

Die Urberacher bezeichnen sich selbst als „Orwischer“. Die Urberacher Mundartformation Die Rodauschiffer haben eine Hymne Unser Orwisch auf den Ort geschrieben, in der sie auch an die alte Apfelweintradition und weitere Besonderheiten erinnern.

Vor 1250 hatte der Ort bereits eine Kirche, die unter dem Patrozinium des Heiligen Gallus stand und eine Filialkirche von Oberroden war. 1256 hatten die Herren von Hanau das Kirchenpatronat inne. In Mittelalter und früher Neuzeit war kirchliche Mittelbehörde das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau.

Um 1550 führte Graf Philipp von Hanau-Lichtenberg die Reformation ein, die Gemeinde wurde vorübergehend lutherisch. 1576 hatte der Pfarrer zu Ober-Roden den kleinen Zehnten inne. 1706 errichtete Kurmainz in Urberach eine eigene römisch-katholische Pfarrei.

1821/22 ließ die katholische Gemeinde unter der Oberleitung von Georg Moller eine neue Kirche erbauen, einen klassizistischen Saalbau. Die Katholische Kirche St. Gallus gehört zum Bistum Mainz.

Bis zur Zuwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg war Urberach katholisch geprägt. Seitdem gibt es drei christliche Kirchengemeinden:

  • Katholische Kirchengemeinde St. Gallus Urberach[9]
  • Evangelische Petrusgemeinde Urberach[10]
  • Neuapostolische Gemeinde Rödermark-Urberach[11]
  • Freie evangelische Gemeinde Rödermark[12]

Wappen und Flagge

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Wappen

Blasonierung: „In rotem Schild ein sechsspeichiges silbernes Rad (Kurmainz), belegt mit einem goldenen Pfahl, darauf eine schwarze Tonvase (Urberach).“[13] Das Wappen wurde der Gemeinde Urberach im damaligen Landkreis Dieburg am 30. Oktober 1952 durch den Hessischen Innenminister genehmigt.[14] Gestaltet wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth.

Das neuverliehene und neugeschaffene Wappen verbindet die ehemalige politische Zugehörigkeit des Ortes zu Mainz (Mainzer Rad) mit einer besonderen, für Urberach typischen Gewerbetätigkeit, der Töpferei (Tonvase). Ein Grenzstein des 18. Jahrhunderts dagegen zeigt ein großes gotisches U.[15]

Flagge

Die Flagge wurde der Gemeinde am 12. Mai 1953 vom Hessischen Innenminister genehmigt und wird wie folgt beschrieben:

„Auf breiter weißen Mittelbahn des rot-weiß-roten Flaggentuches das Wappen der Gemeinde Urberach.“[16]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Umspannwerk Urberach

Wirtschaftsstruktur

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Im 17. Jahrhundert gehörten dem Mainzer Kurfürst zwei Mühlen in Urberach, die er verpachtete. Urberach war ein Zentrum des Töpferhandwerks. Ein Töpfermuseum, ein Töpfermarkt sowie das Tongefäß im Stadtwappen erinnern an diese Tradition.

Westlich des Ortes steht seit den 1950er Jahren ein großes Schalt- und Umspannwerk der Amprion GmbH (ursprünglich RWE), das ständig erweitert wird. Es arbeitet auf den Spannungsebenen 380, 220 und 110 kV und ist Ausgangspunkt zahlreicher Hochspannungsleitungen, etwa der 380-kV-Leitung nach Bürstadt.

Die neu gegründete Berufsakademie Rhein-Main hat 2002 in Urberach ihren Sitz genommen.

1905 erhielt der Ort mit der Dreieichbahn Eisenbahnanschluss und einen eigenen Bahnhof.

Für den überörtlichen Straßenverkehr ist Urberach durch die Bundesstraße 486 erschlossen.

Persönlichkeiten

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Personen mit Beziehung zur Gemeinde

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  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains (= Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde.) 29, S. 155.
  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 293 f.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 536 ff., 717.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform (= Darmstädter Archivschriften. 2.). 1976, S. 204.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2000, ISBN 978-3-930221-08-0, S. 72, 242, 370–372, 375.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland.). 1987, S. 277 ff.
  • Literatur über Urberach nach Register In: Hessische Bibliographie
Commons: Urberach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b c d e Urberach, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. roedermark.de: Rödermark bleibt über der 30.000-Einwohner-Grenze. 6. März 2024, abgerufen am 11. September 2024.
  3. Willkommen auf www.orwisch.de! Abgerufen am 21. November 2023.
  4. Bekanntmachung, 1. die Errichtung neuer Landgerichte zu Darmstadt und Waldmichelbach,
    2. die künftige Zusammensetzung der Stadt- und Landgerichtsbezirke in der Provinz Starkenburg betreffend
    vom 20. Mai 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19 vom 26. April 1853, S. 221–230.
  5. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 375 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Offenbach (GVBl. II 330-33) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 316–318, § 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  8. Ab 2007 Stadt Rödermark
  9. Katholische Pfarrei St. Gallus im Internet
  10. Website der Evangelischen Petrusgemeinde
  11. Neuapostolische Gemeinde Rödermark-Urberach im Internet (Memento des Originals vom 12. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nak-darmstadt.de
  12. Webseite der FeG Rödermark. Abgerufen am 16. September 2020.
  13. HStAD Bestand R 6 C Nr. 279/1-2 In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  14. Genehmigung zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Urberach im Landkreis Dieburg, Reg.-Bezirk Darmstadt vom 30. Oktober 1952. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1952 Nr. 46, S. 847, Punkt 1148 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,3 MB]).
  15. DEMAND, KARL E. UND RENKHOFF, OTTO, Hessisches Ortswappenbuch, Glücksburg/Ostsee 1956, Seite 151.
  16. Genehmigung zur Führung einer Flagge an die Gemeinde Urberach im Landkreis Dieburg, Regierungsbezirk Darmstadt vom 12. Mai 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr. 22, S. 494, Punkt 623 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,1 MB]).
  17. Norbert Cobabus: Robert Bloch (1885–1951) ein Unternehmer in Urberach, Rödermark, 2005.