VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa – Wikipedia
VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa | |
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Rechtsform | Volkseigener Betrieb |
Gründung | 1957 |
Auflösung | 1990 |
Sitz | Wiesa, Deutschland |
Mitarbeiterzahl | etwa 1400 |
Branche | Rüstungsindustrie |
Stand: 1990 |
Der VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa (GWB) war ein Rüstungsbetrieb in der DDR mit Sitz in Wiesa, Sachsen. Er wurde 1957 gegründet und war einer der führenden Rüstungsbetriebe und alleiniger Sturm- und Maschinengewehrhersteller der DDR. Der Betrieb war Teil des VEB Kombinat Spezialtechnik Dresden und ein reiner Rüstungsbetrieb der Rüstungsindustrie der DDR. Sein Produktionszweck sowie die Produkte unterlagen weitestgehend der Geheimhaltung. Der Betrieb wurde physisch sowie nachrichtendienstlich durch die Kreisdienststelle Annaberg des Ministeriums für Staatssicherheit geschützt.[1] Auslandsaufträge wurden überwiegend über die Waffenhandelsunternehmen IMES Import-Export GmbH und Ingenieur-Technischer Außenhandel abgewickelt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1958 erhielt die DDR von der Sowjetunion die technischen Dokumente und die Fertigungslizenz für die AK-47 Typ III und der GWB fertigte im selben Jahr die ersten Handmuster. Ab 1959 wurde eine erste Serie mit 8337 Waffen hergestellt. Später wurde die Produktion um weitere AK-47-Varianten wie das AKM, AKMS sowie das AK-47 und darauf basierende Varianten erweitert.
Bis Anfang der 1970er Jahre produzierte der GWB gemäß der Lizenzierung, begann dann jedoch eigene Verbesserungen in die Herstellungs- und Waffentechnologie sowie die Endprodukte einfließen zu lassen. Dies führte Mitte der 1980er Jahre zur vermehrten Umgehung der Restriktionen des Lizenzvertrages und 1985 zur Entwicklung der Wieger-Waffenfamilie. Erst Anfang 1986 wurde Günter Mittag durch Alexander Schalck-Golodkowski die Entwicklung eines Sturmgewehrs im Kaliber 5,56 × 45 mm NATO vorgeschlagen. Am 28. Juli 1986 wurde durch die IMES Import-Export GmbH an den VEB Kombinat Spezialtechnik Dresden offiziell ein Auftrag zur Entwicklung und Produktion eines Sturmgewehrs im Kaliber 5,56 × 45 mm NATO vergeben. Die Ausführung des Auftrags übernahm der GWB Wiesa.
Der GWB besaß bereits Anfang der 1980er Jahre ein breites Spektrum sozialer Leistungen für seine Mitarbeiter. Dazu zählten bspw. Betriebskindergarten, betriebliche Betreuung ehemaliger verrenteter Mitarbeiter, Betriebsarzt, eigene Küche im Werk, eigene Ferieneinrichtungen sowie kostenloser Werkverkehr.
Größter Zulieferer des GWB, für unter anderem Läufe, Gaskolben und Schlossführungen, war der VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ in Suhl.
Mit einem Beschluss des Ministerrates der DDR vom 14. Dezember 1989, der die Einstellung der Waffenproduktion in der DDR vorsah, endete die Produktion im GWB. Zum Produktionsende im Jahr 1990 war der GWB mit etwa 1400 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber im Kreis Annaberg.
Nach der Einstellung der Waffenproduktion wurde die Produktion im GWB auf die Herstellung von Hydraulikbauteilen umgestellt. Im Jahr 1990 wurde das Unternehmen durch die Treuhand abgewickelt.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1973: Karl-Marx-Orden für den gesamten Betrieb und das Kollektiv[2]
- „Energiewirtschaftlich vorbildlich arbeitender Betrieb“
- „Wasserwirtschaftlich vorbildlich arbeitender Betrieb“
- „Bereich der vorbildlichen Ordnung und Sicherheit“
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der GWB Wiesa produzierte jährlich etwa 100.000 Sturmgewehre und hatte eine geplante Kapazität von bis zu 200.000 Stück jährlich. Von der Wieger-Waffenfamilie wurden etwa 10.000 Sturmgewehre produziert, von denen im Jahr 1989 6.000 Stück nach Peru und Indien ausgeliefert wurden. Beide Länder hatten Bestellungen von insgesamt 93.000 Sturmgewehren aufgegeben. Im Jahr 1990 sollten weitere 15.000 Sturmgewehre nach Ghana und Nigeria geliefert werden. Bis auf die Lieferung der 6.000 Gewehre nach Peru und Indien wurden alle weiteren Bestellungen 1990 durch die Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin der DDR storniert.
Modell | Bezeichnung | Kaliber |
---|---|---|
AK-47 | 7,62 × 39 | |
910 | AKM (modernisiert) | 7,62 × 39 |
911 | AKM (AKM) | 7,62 × 39 |
912 | AKM (AKMS) | 7,62 × 39 |
913 | AKM (AKMS-K) | 7,62 × 39 |
914 | AKM (leichtes Maschinengewehr) | 7,62 × 39 |
915 | AKM (Präzisionsgewehr PG 500) | 7,62 × 39 |
916 | AKM (AKMZ, AKMSZ) | 7,62 × 39 |
917 | AKM (Jagdgewehr Speger) | 7,62 × 39 |
920 | AK-74 | 5,45 × 39 |
921 | AK-74 (AK-47 N) | 5,45 × 39 |
922 | AK-74 (AKS) | 5,45 × 39 |
923 | AK-74 (AKS NK) | 5,45 × 39 |
924 | AK-74 (leichtes Maschinengewehr) | 5,45 × 39 |
925 | AK-74 (Präzisionsgewehr) | 5,45 × 39 |
940 | Wieger | 5,56 × 45 NATO |
941 | Wieger (Polyamid-Schulterstütze fest) | 5,56 × 45 |
942 | Wieger (Schulterstütze abklappbar) | 5,56 × 45 |
943 | Wieger (kurz, Schulterstütze abklappbar) | 5,56 × 45 |
944 | Wieger (leichtes Maschinengewehr) | 5,56 × 45 |
945 | Wieger (Präzisionsgewehr) | 5,56 × 45 |
950 | AK-74 Wieger | 5,45 × 39 |
951 | AK-74 Wieger (Polyamid-Schulterstütze fest) | 5,45 × 39 |
952 | AK-74 Wieger (Schulterstütze abklappbar) | 5,45 × 39 |
953 | AK-74 (kurz, Schulterstütze abklappbar) | 5,45 × 39 |
954 | AK-74 Wieger (leichtes Maschinengewehr) | 5,45 × 39 |
955 | AK-74 Wieger (Präzisionsgewehr) | 5,45 × 39 |
970 | AKM/AK-74 Wieger | 7,62 × 39 |
971 | AKM/AK-74 Wieger (Polyamid-Schulterstütze fest) | 7,62 × 39 |
972 | AKM/AK-74 Wieger (Schulterstütze abklappbar) | 7,62 × 39 |
973 | AKM/AK-74 Wieger (kurz, Schulterstütze abklappbar) | 7,62 × 39 |
974 | AKM/AK-74 Wieger (leichtes Maschinengewehr) | 7,62 × 39 |
975 | AKM/AK-74 Wieger (Präzisionsgewehr) | 7,62 × 39 |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rigo Herold: Von der Kalaschnikow zur Wieger. Militärwaffenproduktion in der DDR, Begleitband zur gleichnamigen Sonderausstellung im Waffenmuseum Suhl, ISBN 978-3-940295-73-6
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurator des Waffenmuseum Suhl Prof. Dr. Rigo Herold: STG940 – von der Kalaschnikow zur WIEGER. Abgerufen am 18. Juli 2022.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kreisdienststelle Annaberg im Bundesarchiv
- ↑ Neues Deutschland vom 9. Februar 1974