Virgin Orbit – Wikipedia

Virgin Orbit LLC
Rechtsform Limited Liability Company
Gründung 2. März 2017[1]
Auflösung 2023
Sitz Long Beach, Kalifornien, USA
Leitung Dan Hart (President und CEO)
Mitarbeiterzahl über 300 (2018)[2]
Branche Luft- und Raumfahrttechnik

Virgin Orbit war ein US-amerikanisches Raumfahrtunternehmen und Teil der britischen Virgin Group. Das Unternehmen entwickelte und betrieb die flugzeuggestützte Trägerrakete LauncherOne.

Virgin Orbit wurde 2017 gegründet, um die Entwicklung der flugzeuggestützten Trägerrakete LauncherOne von den Weltraumtourismus-Aktivitäten des Konzerns zu trennen, die bei der Schwestergesellschaft Virgin Galactic liegen. Mit dem LauncherOne sollten Starts für Kleinsatelliten angeboten werden.[3] Geleitet wurde das Unternehmen mit seinen etwa 300 Mitarbeitern (Stand 2018) von Dan Hart, dem früheren Vice President of Government Satellite Systems bei Boeing.[4]

Nach einem Fehlschlag im Mai 2020 gelang am 17. Januar 2021 erstmals ein erfolgreicher Start der Rakete. Nach dem gescheiterten sechsten Start im Januar 2023 wurde der Geschäftsbetrieb ab Mitte März 2023 ausgesetzt, um neue Finanzierungsquellen zu suchen.[5] Das Unternehmen hatte bis dahin nur Verluste erwirtschaftet. Es gab zunächst die Hoffnung, 200 Mio. US-Dollar an frischem Kapital einzuwerben.[6] Im April 2023 beantragte Virgin Orbit Holdings jedoch ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11.[7]

Im Mai 2023 wurde bekannt gegeben, dass das Unternehmen nach dem Verkauf der Firmenanlagen und Vermögenswerte seine Tätigkeit einstellen wird. Das Boeing-747-Trägerflugzeug Cosmic Girl und alle zugehörigen Teile gingen für 17 Millionen US-Dollar an Stratolaunch Systems, die Anlagen zur Herstellung der Trägerrakete Launcher One in Kalifornien wurden für rund 16 Millionen US-Dollar an Rocket Lab verkauft. Der Flugzeughangar und die Testanlagen im Mojave Spaceport wurden für knapp 3 Millionen US-Dollar an die Firma Launcher Space verkauft, die ein Raketentriebwerk und Satellitentechnik entwickelt.[8]

Der LauncherOne
Flugzeug Cosmic Girl mit LauncherOne am 17. Januar 2021 vor dem Raketenstart

Der LauncherOne war eine zweistufige Trägerrakete, die vom Trägerflugzeug Cosmic Girl aus gestartet wurde. Das Newton-Three-Triebwerk der Erststufe verwendete Flüssigsauerstoff als Oxidator und RP-1 als Treibstoff und hatte einen Schub von 327 kN. Damit konnten nach Herstellerangaben bis zu 500 kg schwere Nutzlasten in eine niedrige Erdumlaufbahn (LEO) oder 300 kg in einen sonnensynchronen Orbit gebracht werden.

Entwicklungsziele waren vor allem eine hohe Flexibilität und ein niedriger Startpreis. Gewährleisten sollte dies der Einsatz von einfacher und damit verlässlicher Technologie sowie dem Start von einem Flugzeug aus. Der Startpreis sollte bei etwa 12 Millionen US-Dollar liegen.[9] Der erste erfolgreiche Start der Rakete fand im Januar 2021 im Auftrag der NASA statt.[10] Ende Juni 2021 erfolgte die erste kommerzielle Mission mit dem erfolgreichen Aussetzen von sieben Satelliten.[11] Im Januar 2023 scheiterte der Versuch, mit dem LauncherOne erstmals vom Vereinigten Königreich aus Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen.[12]

Die Cosmic Girl war das Trägerflugzeug für den LauncherOne. Dabei handelte es sich um eine Boeing 747-400, unter deren linken Flügel die Rakete befestigt wurde. Bis zum Oktober 2015 war die Cosmic Girl als Linienflugzeug für Virgin Atlantic im Dienst gewesen, bis sie für den Transport der Raketen umgebaut wurde. Das Flugzeug stieg in eine Höhe von etwa 10,7 Kilometern und warf dort die Rakete ab.[13]

In Long Beach, Kalifornien war das Hauptquartier von Virgin Orbit beheimatet. Die 16.700 m2 große Halle diente gleichzeitig als Fabrik und Konstruktionsbüro. So sollten Entwicklung und Produktion eng verzahnt werden.[14] In Mojave, Kalifornien befanden sich mehrere Prüfstände von Virgin Orbit. Dort wurden unter anderem die Triebwerke und Treibstofftanks des LauncherOne getestet. Der Mojave Air & Space Port diente als Hauptstartplatz für Cosmic Girl. Überwacht und koordiniert wurden die Starts von Long Beach aus.[14]

Für US-Behörden und Verbündete, deren Satelliten der Geheimhaltung unterlagen, wurde der LauncherOne von dem 100-prozentigen Tochterunternehmen VOX Space vermarktet.[15] Geleitet wurde VOX Space von Mandy Vaughn, der vorherigen Direktorin für Geschäftsentwicklung bei Virgin Orbit.[16]

  • Zwölfseitiger Spezialteil in AIR International, April 2021, S. 52 ff

Einzelnachweise

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  1. Virgin Galactic announces new commercial space company Virgin Orbit featuring LauncherOne small satellite launch service. Abgerufen am 31. Mai 2018.
  2. Virgin Orbit’s newly-minted CEO will use psychology to launch satellites faster than anyone else. Abgerufen am 31. Mai 2018.
  3. We are Virgin Orbit. Abgerufen am 1. Juni 2018.
  4. Executive Profile Dan Hart. In: bloomberg.com. Bloomberg LP, abgerufen am 1. Juni 2018 (englisch).
  5. Raumfahrt: Virgin Orbit unter finanziellem Druck – Betriebspause, heise online, 16. März 2023
  6. Virgin Orbit nimmt Betrieb nach einwöchiger Pause wieder auf, heise online, 22. März 2023
  7. https://cases.ra.kroll.com/virginorbit/
  8. Virgin Orbit wird aufgespalten und verkauft. In: golem.de. 24. Mai 2023, abgerufen am 24. Mai 2023.
  9. Virgin Orbit plans 2018 first launch – SpaceNews.com. In: SpaceNews.com. 2. August 2017 (spacenews.com [abgerufen am 1. Juni 2018]).
  10. Virgin Orbit reaches orbit on second LauncherOne mission. Spacenews, 17. Januar 2021.
  11. The Verge: Virgin Orbit successfully launched its first commercial mission, 30. Juni 2021, abgerufen am 27. Juli 2021 (englisch)
  12. Orbit nicht erreicht – Erster Weltraumstart des Vereinigten Königreichs misslingt. In: srf.ch. 10. Januar 2023, abgerufen am 10. Januar 2023.
  13. LauncherOne reaches orbit on second attempt with NASA CubeSats. Nasaspaceflight.com, 17. Januar 2021.
  14. a b LauncherOne Service Guide. (PDF) Virgin Orbit LLC, August 2018, abgerufen am 18. Januar 2021 (englisch).
  15. We Are VOX Space. In: voxspace.com. VOX Space, LLC, abgerufen am 1. August 2018 (englisch).
  16. Jonathan Shieber: Virgin creates VOX Space for its government-related launches. In: TechCrunch. Oath Tech Network, 1. November 2017, abgerufen am 1. August 2018 (englisch).