Walter Rosenkranz – Wikipedia
Walter Christian Rosenkranz[1] (* 29. Juli 1962 in Krems an der Donau) ist ein österreichischer Jurist und rechtspopulistischer Politiker (FPÖ). Er war von Oktober 2008 bis Juni 2019 Abgeordneter zum Nationalrat und dort von 2017 bis Mai 2019 Klubobmann der FPÖ. Zudem war er von 2013 bis 2019 Landesparteiobmann der FPÖ Niederösterreich. Am 1. Juli 2019 wurde er von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Volksanwalt angelobt.[2] 2022 war er Kandidat seiner Partei bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich. Im Oktober 2024 wurde er wieder in den Nationalrat gewählt, seit dem 24. Oktober 2024 ist er Präsident des Nationalrates.
Ausbildung und Beruf
Walter Rosenkranz absolvierte die Volksschule und das Bundesgymnasium in Krems. Zwischen 1978 und 1980 machte Rosenkranz eine Ausbildung zum Musikschullehrer für NÖ Musikschulen. Anschließend besuchte er von 1980 bis 1982 die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (heute Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) und studierte von 1980 bis 1989 Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. iur.). Nach seinem Studium leistete er seinen Präsenzdienst ab.
Zwischen 1991 und 1992 arbeitete Rosenkranz als Vertragsbediensteter im Bundesministerium für Landesverteidigung. Anschließend war er zwei Jahre als Jurist für den FPÖ-Landtagsklub Wien tätig und 1994 dort Landesparteisekretär.[3] Von 1995 bis 2000 war er Rechtsanwaltsanwärter; seit 2000 ist er als Strafverteidiger tätig.
Walter Rosenkranz ist mit der niederösterreichischen Landesrätin Susanne Rosenkranz verheiratet, die ebenfalls als FPÖ-Kommunalpolitikerin in Krems tätig war.[4] Bei den Gemeinderatswahlen 2017 und 2022 war sie Spitzenkandidatin.[5][6][7][8][9]
Politische Laufbahn
Von 1988 bis 2017 war er Gemeinderat der Statutarstadt Krems an der Donau, in den Jahren 1988 und 1989 war er zudem Bundesobmann der Freiheitlichen Studenteninitiative. Bei der Nationalratswahl 2008 führte er die niederösterreichische Kandidaten-Liste der FPÖ an. Seitdem ist Rosenkranz Abgeordneter zum Nationalrat.
Am 9. Juni 2013 wurde er bei einem außerordentlichen Landesparteitag der niederösterreichischen FPÖ in der Nachfolge von Barbara Rosenkranz (mit der er nicht verwandt oder verschwägert ist) mit 65 Prozent der Stimmen zum Landesparteiobmann gewählt.[10][11] Beim 34. Landesparteitag der FPÖ Niederösterreich im Juni 2018 wurde er mit 68,22 Prozent der Delegiertenstimmen als Landesparteiobmann bestätigt. 2015 wurde er mit rund 89 Prozent gewählt.[12]
Von 2013 bis 2017 war er Obmann des parlamentarischen Unterrichtsausschusses, ab 2017 war er Klubobmann der FPÖ. Am 27. Mai 2019 wurde Norbert Hofer zum Klubobmann und Herbert Kickl zum geschäftsführenden Klubobmann gewählt; Walter Rosenkranz wurde als FPÖ-Kandidat für das Amt des Volksanwaltes nominiert.[13] Am 6. Juni 2019 wurde er als Nachfolger von Peter Fichtenbauer für die am 1. Juli 2019 beginnende und bis 30. Juni 2025 dauernde Funktionsperiode vom Hauptausschuss des Nationalrates als Volksanwalt vorgeschlagen und am 13. Juni 2019 vom Nationalrat gewählt.[14][15] Sein Nationalratsmandat übernahm Alois Kainz.[16] Als niederösterreichischer FPÖ-Landesparteiobmann folgte ihm Udo Landbauer nach.[17]
Er ist Mitglied der Wiener akademischen Burschenschaft Libertas in der Deutschen Burschenschaft[18] und der Schülerverbindung Jungmannschaft Kremser Mittelschüler Rugia im ÖPR.[19] Seit 2003 ist Rosenkranz auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Krems, wo er als Feuerwehrjurist aktiv ist.[20]
Am 12. Juli 2022 wurde Rosenkranz von der FPÖ als Kandidat für die österreichische Bundespräsidentenwahl 2022 nominiert.[21] Am 30. August 2022 übergab er der Wahlbehörde 18.500 Unterstützungserklärungen und erreichte damit die für eine Kandidatur notwendigen 6000.[22] In seinem Wahlkampf positionierte sich Rosenkranz betont bürgernah und inszenierte sich als Gegenpol zu Amtsinhaber Alexander Van der Bellen sowie zur amtierenden Bundesregierung Nehammer. Österreich brauche eine „rasche Kurskorrektur auf allen Ebenen“, wobei er insbesondere auf aktuelle Themen wie die Sanktionen gegen Russland und die Teuerung in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine Bezug nahm.[23][24] Rosenkranz erreichte 17,7 Prozent der Stimmen und damit den zweiten Rang hinter dem wiedergewählten Amtsinhaber.[25]
Im Oktober 2024 gab er bekannt, seine Position als Volksanwalt am 23. Oktober 2024 zurückzulegen, nachdem er bei der Nationalratswahl 2024 zum Abgeordneten gewählt worden war.[26] Zu Beginn der XXVIII. Gesetzgebungsperiode wurde er von der FPÖ für das Amt des Nationalratspräsidenten nominiert[27] und am 24. Oktober 2024 mit 61,7 Prozent[28] vom Nationalrat gewählt. Vom FPÖ-Parlamentsklub wurde Elisabeth Schwetz, Bezirkshauptfrau von Wels-Land, im November 2024 als seine Nachfolgerin als Volksanwältin nominiert.[29][30]
Rosenkranz schrieb mehrmals für die rechtsextreme Zeitschrift Aula. 2009 bezeichnete Rosenkranz im Sammelband „150 Jahre Burschenschaften in Österreich“ mehrere Nationalsozialisten als „Leistungsträger“, unter ihnen den Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Wien Johann Karl Stich, der unter anderem noch 1945 mehr als 40 politische Häftlinge erschießen ließ. In einem ORF-Interview verteidigte Rosenkranz sich damit, damals die Liste unkritisch „abgeschrieben“ zu haben. Sein erstes großes Interview nach Amtsantritt als Erster Nationalratspräsident gab Rosenkranz dem als rechtsextrem eingestuften Sender AUF1.[31]
Publikationen
- Bildung, Familie … und was denkt sich ein frischgebackener Vater? In: Anneliese Kitzmüller (Hrsg.): Wir sind Familie! Der freiheitliche Weg zur familienfreundlichsten Gesellschaft. Verein zur Förderung der Medienvielfalt, Wien 2011, ISBN 978-3-9502849-4-2, S. 83–89.
Weblinks
- Walter Rosenkranz auf den Webseiten des österreichischen Parlaments
- Dossier Walter Rosenkranz auf meineabgeordneten.at
Einzelnachweise
- ↑ Nationalratswahl 2024 – Landeswahlvorschläge Niederösterreich. Bundesministerium für Inneres, abgerufen am 29. September 2024.
- ↑ Drei neue Volksanwälte vom Bundespräsidenten angelobt. Abgerufen am 1. Juli 2019.
- ↑ Dr. Walter Rosenkranz, Wer ist wer, Parlament, Republik Österreich.
- ↑ Stadtkommunikation Krems: Rosenkranz Susanne, GR Mag. In: Krems. (krems.gv.at [abgerufen am 19. Juli 2018]).
- ↑ Regionalmedien Austria: FPÖ Krems stellt Spitzenkandidatin Susanne Rosenkranz vor. In: meinbezirk.at. (meinbezirk.at [abgerufen am 19. Juli 2018]).
- ↑ Susanne Rosenkranz führt FPÖ in Kremser Gemeinderatswahl. In: news.at. 23. August 2017 (news.at [abgerufen am 19. Juli 2018]).
- ↑ FPÖ Krems: Rosenkranz folgt auf Rosenkranz. (kurier.at [abgerufen am 19. Juli 2018]).
- ↑ Rosenkranz folgt Rosenkranz: Neue Spitzenkandidatin. (noen.at [abgerufen am 19. Juli 2018]).
- ↑ FPÖ Krems: Susanne Rosenkranz führt Freiheitliche als Spitzenkandidatin in Gemeinderatswahl. In: OTS.at. (ots.at [abgerufen am 19. Juli 2018]).
- ↑ Der Standard: FPÖ Niederösterreich vollzieht Führungswechsel, 9. Juni 2013
- ↑ Rosenkranz mit 65 Prozent gewählt, Artikel auf ORF.at vom 9. Juni 2013
- ↑ orf.at: FPÖ-Rosenkranz: 68 Prozent bei Wiederwahl. Artikel vom 30. Juni 2018, abgerufen am 30. Juni 2018.
- ↑ FPÖ: Norbert Hofer neuer Klubobmann, Herbert Kickl geschäftsführender Klubobmann. OTS-Meldung vom 27. Mai 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Hauptausschuss schlägt Amon, Achitz und Rosenkranz als neue Volksanwälte vor. OTS-Meldung vom 6. Juni 2019, abgerufen am 13. Juni 2019.
- ↑ orf.at: Neue Volksanwälte im Nationalrat gekürt. Artikel vom 13. Juni 2019, abgerufen am 13. Juni 2019.
- ↑ NÖN: Alois Kainz wieder im Nationalrat. Artikel vom 14. Juni 2019, abgerufen am 14. Juni 2019.
- ↑ Landbauer wird FPÖ-Landesparteiobmann. Abgerufen am 28. Juni 2019.
- ↑ Rechtsextremismus bei Burschenschaften enthüllt auf diepresse.com. Abgerufen am 25. Dezember 2012
- ↑ Konrad Faltin: 120. Stiftungsfest der JKM! Rugia, In: Junges Leben – Österreichischer Pennäler-Ring – ÖPR – Magazin für Junge und Junggebliebene, 2/2023, S. 5
- ↑ https://www.feuerwehr-krems.at/Dokumente/Rundgang/Mannschaft/Standesbuchliste/ShowMemberProfil.asp?MemberID=376523018&Suche=&Pos=362&Max=493 Standesbuch der FF Krems abgerufen am 10. März 2017
- ↑ [1] auf [2]. Abgerufen am 12. Juli 2022
- ↑ Präsidentenwahl: Rosenkranz reicht 18.500 Unterstützungserklärungen ein DerStandard, 30. August 2022, abgerufen am 9. September 2022
- ↑ Lokalaugenschein: Rosenkranz im Wahlkampf. In: orf.at. 5. Oktober 2022, abgerufen am 11. Oktober 2022.
- ↑ Bundespräsidentenwahl – Kein Proteststurm, aber ein kräftiger Gegenwind. In: wienerzeitung.at. 10. Oktober 2022, abgerufen am 11. Oktober 2022.
- ↑ Österreich – Bundespräsidentenwahl 2022. In: bundeswahlen.gv.at/. Bundesministerium für Inneres, abgerufen am 11. Oktober 2022.
- ↑ Walter Rosenkranz legt Position als Volksanwalt zurück. In: Die Presse. 18. Oktober 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ FPÖ nominiert Walter Rosenkranz als Nationalratspräsidenten. In: DerStandard.at. 19. Oktober 2024, abgerufen am 19. Oktober 2024.
- ↑ sime: Rosenkranz: Treffen mit Orban „gebietet Höflichkeit“. In: ORF.at. 27. Oktober 2024, abgerufen am 28. Oktober 2024.
- ↑ Freiheitlicher Parlamentsklub nominiert MMag. Elisabeth Schwetz als Mitglied der Volksanwaltschaft. In: ots.at. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Volksanwaltschaft: Elisabeth Schwetz soll Walter Rosenkranz folgen. In: ORF.at. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Florian Bayer: Stramm rechter Nationalratspräsident taz.de, 30. Oktober 2024
Personendaten | |
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NAME | Rosenkranz, Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Rosenkranz, Walter Christian |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker (FPÖ), Abgeordneter zum Nationalrat, Rechtsanwalt |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1962 |
GEBURTSORT | Krems an der Donau |