Wierthe – Wikipedia

Wierthe
Gemeinde Vechelde
Wappen von Wierthe
Koordinaten: 52° 14′ N, 10° 23′ OKoordinaten: 52° 14′ 3″ N, 10° 23′ 4″ O
Höhe: ca. 78 m ü. NHN
Fläche: 2,88 km²
Einwohner: 453 (31. Jan. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 157 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 38159
Vorwahl: 05302
Wierthe (Niedersachsen)
Wierthe (Niedersachsen)

Lage von Wierthe in Niedersachsen

Lage von Wierthe in der Gemeinde Vechelde
Lage von Wierthe in der Gemeinde Vechelde
St. Urban-Kirche

Wierthe ist ein Ortsteil der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine in Niedersachsen.

Wierthe liegt auf einer flachen Bodenwelle zwischen dem Flüsschen Aue und dem Dummbruchgraben. Der Ort war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf und hat seinen dörflichen Charakter bewahrt.

Vechelde Denstorf
Köchingen Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Sonnenberg
Vallstedt Alvesse Üfingen (Salzgitter)
Gründeraktie der Actien-Zucker-Fabrik Wierthe über 200 Thaler, ausgegeben am 1. Juli 1867[2]

Wierthe wurde im Jahre 1178 als „Wiriti“[3] in einer Urkunde des Aegidienklosters Braunschweig urkundlich erwähnt, später auch als „Wirete“ (1318).

Im Jahr 1802 hatte Wierthe 151 Einwohner in 20 Feuerstellen.[4] Mit dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde Wierthe 1807 in das von Napoleon geschaffene Königreich Westphalen eingegliedert. Nach dessen Auflösung im Jahr 1813, gehörte der Ort bis 1918 zum Herzogtum Braunschweig.

Wierthes Zuordnung zum Landkreis Braunschweig und sein Status als selbstständige Gemeinde endeten am 1. März 1974 im Zuge der Gebietsreform Niedersachsens.[5]

Von 1866 bis 2005 war die Ortschaft Standort einer Zuckerfabrik, zunächst als Actien-Zucker-Fabrik Wierthe. Im Dezember 2005 wurde die Produktionsanlage, zuletzt im Besitz der Nordzucker AG, stillgelegt. Während des Umbaus des Rathausgebäudes in Vechelde im Jahr 2008, nutzte die Gemeindeverwaltung die Bürogebäude der Zuckerfabrik. Knapp ein Jahr war Wierthe Amtssitz des Bürgermeisters und der Gemeindeverwaltung Vecheldes.

Viele Bewohner des Dorfes gehen ihrem Erwerb heute hauptsächlich im Oberzentrum Braunschweig oder dem nahegelegenen Industriegebiet im Raum Salzgitter nach.

Ortsvorsteher ist Joachim Kleinert (SPD).

Wappen von Wierthe
Wappen von Wierthe
Blasonierung:Schräg geteilt durch einen goldenen Wellenbalken, vorn in Rot drei silberne Zuckerrüben, hinten in Blau ein silberner Krummstab.“
Wappenbegründung: Dieser Stab erinnert an die Besitzungen des Braunschweiger Ägidienklosters, während die drei Zuckerrüben auf die bis 2005 betriebene Zuckerfabrik hinweisen. Die Farbkombinationen Rot-Gold und Blau-Gold weisen auf die ehemalige Zugehörigkeit zum Fürstentum, Land und Landkreis Braunschweig hin.

Das Wappen wurde am 10. Mai 1983 vom Vechelder Gemeinderat bewilligt, der Entwurf stammt vom Ortsheimatpfleger Rudolf Jerolewitz.[6][7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Die Dorfkirche St. Urban wurde vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut. Anfang des 16. Jahrhunderts ging das Patronatsrecht der Kirche auf das Braunschweiger Kreuzkloster über.[8]
  • Das Dorfbild wird von mitteldeutschen Dreiseit- und Hakenhöfen bestimmt, daneben zweigeschossige Arbeiterhäuser. Mit dem Gebäudekomplex der ehemaligen Zuckerfabrik am östlichen Dorfrand bildet Wierthe eine weithin sichtbare Silhouette in der sonst flachen Landschaft.
  • Im Nordwesten des Dorfes befinden sich die Klärteiche der ehemaligen Zuckerfabrik. Diese mit Schließung der Zuckerfabrik im Jahr 2005 nutzlos gewordenen Absetzteiche haben sich seit ihrer Stilllegung zu einem Biotop gewandelt. Nach der Schätzung von Ornithologen sind ungefähr 200 Vogelarten an den Klärteichen zu beobachten. Die Klärteiche befinden sich im Besitz der Stiftung Kulturlandpflege, die die Wasserversorgung der für Brut- und Rastvögel wichtigen Teichflächen über einen Brunnen sicherstellen will.[9]
  • Seit 1962 ist das Wierther Holz Landschaftsschutzgebiet, gemeinsam mit dem angrenzenden Sonnenberger Holz.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Carl Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwar̈tigen Beschaffenheit, geschichtlich und statistisch dargestellt. 3., neu bearb. Auflage. Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847, S. 191 (Scan in der Google-Buchsuche).
Commons: Wierthe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Einwohnerzahlen. In: Internetseite der Gemeinde Vechelde. 31. Januar 2024, abgerufen am 27. Februar 2024.
  2. Actien-Zucker-Fabrik Wierthe. Museum Fraikin, abgerufen am 31. Januar 2023.
  3. August Lambrecht: Das Herzogthum Braunschweig. Verlag Albert Stichtenoth, Wolfenbüttel 1863, S. 361 (Scan in der Google-Buchsuche).
  4. Georg Hassel, K. Bege: Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg. Erster Band, welcher die Statistik der beiden Fürstenthümer und die Topographie des Wolfenbüttelschen Bezirks enthält. Friedrich Bernhard Culemann, Braunschweig 1802, OCLC 174943394, S. 398 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 268.
  6. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, Meyer Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 155.
  7. Wappen von Wierthe. In: heraldry-wiki.com, abgerufen am 4. Mai 2017.
  8. Nathalie Kruppa (Hrsg.): Pfarreien im Mittelalter. Deutschland, Polen, Tschechien und Ungarn im Vergleich (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte. Band 238; Studien zur Germania Sacra. Band 32). Unter Mitw. von Leszek Zygner. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-35892-4.
  9. Harald Meyer: Klärteiche − Die schlammige Uferzone macht sie so wertvoll für viele Vögel. Seenanlage bei Wierthe bleibt als Tierparadies erhalten und für Menschen zugänglich – 200 Arten vermutet. In: Braunschweiger Zeitung. 1. Dezember 2007 (braunschweiger-zeitung.de).