William von Norwich – Wikipedia

Saint William of Norwich, Lettnergemälde in der Kirche St. Peter und St. Paul, Eye, (Suffolk), 15. Jahrhundert, Ausschnitt
Ermordung des William, Lettnergemälde in der Kirche Holy Trinity, in Loddon (Norfolk)

William von Norwich (auch Saint William, geboren als William 1132; gestorben 22. März 1144 in Norwich, England) war das Opfer eines angeblichen jüdischen Ritualmordes. Mit den nacherzählten Ereignissen um seinen Tod begann die Ausgestaltung der Ritualmordlegende im mittelalterlichen Europa.

Der 1150 vom Benediktinermönch Thomas von Monmouth in Mittellatein im ersten von sieben Bänden aufgeschriebenen Geschichte De Vita et passione sci Willelmi martiris norwic („Leben und Passion des Märtyrers Wilhelm von Norwich“)[1] zufolge wurde der Kürschnerlehrling William am Karmittwoch, dem 22. März 1144, dem zweiten Tag des jüdischen Pessachfestes, von Juden der Stadt Norwich heimlich in ritualisierter Weise umgebracht. Der Leichnam wurde demnach von den Tätern am Karfreitag 1144 im Thorpe Wood, einem Wald bei Norwich, beiseite geschafft. Nachdem die Leiche Williams am Karsamstag entdeckt wurde, fiel der Verdacht – der Chronist Monmouth schreibt von einem „Traumgesicht“, das Williams Mutter erschienen sei – auf die Juden der Stadt. Es wurde Anklage gegen sie erhoben, die jedoch wieder fallengelassen wurde, da die vorgebrachten Indizien nicht brauchbar waren. Sowohl Bischof Everard von Norwich als auch der englische König Stephan und auch der in Norwich ansässige Sheriff von East Anglia, John de Chesney, waren von der Schuld der Juden nicht überzeugt und wiesen die Anschuldigungen zurück. Zu Ostern 1150 gelang es Monmouth, Williams Grab im Kapitelhaus der Kirche aus dem Vergessen zu reißen und zum Objekt einer Märtyrerverehrung zu machen. Dazu hatte Monmouth eigenem Bekunden zufolge in Visionen von der Mutter Gottes und von der Heiligen Katharina den Auftrag erhalten. Bis zur dritten Überführung des Leichnams, nunmehr in die Kirche von Norwich, im Jahr 1151 ereigneten sich bereits 35 Wunder nach Anrufung des William. Der Andrang der Verehrer führte im Jahr 1154 dazu, den Körper des Heiligen in die Apsiskapelle des nördlichen Seitenschiffs erneut umzubetten. 1158 oder 1169 wurde „William dem Märtyrer“ im Thorpe Wood eine Kapelle erbaut.

Williams legendäre Lebensgeschichte und die Geschichte seiner Wunder wurde zwischen 1150 und 1157 in sieben Büchern vom Benediktinermönch Thomas von Monmouth aufgeschrieben, der selbst 1144 nicht in Norwich war und seine Erkenntnisse erst recherchieren musste, es gibt darüber hinaus zur Vita keine zeitgenössischen Quellen und keine Belege. In erster Linie schien es Thomas darum gegangen zu sein, in der Gestalt des William von Norwich einen Heiligen für seinen Kirchsprengel zu schaffen, dessen Kult zu propagieren und von den Pilgern und den mit ihnen verbundenen Einnahmen zu profitieren. Thomas hatte wohl darüber hinaus die Erwartung, einen Heiligen für England zu etablieren. Auf Dauer hat sich diese Erwartung nicht erfüllt, denn bereits Anfang des 14. Jahrhunderts waren die Einnahmen des Heiligenaltars Williams auf nur noch 4 Pence zusammengeschmolzen. Die Kapelle in Thorpe Wood verfiel später.

Die mündliche Überlieferung der von Thomas von Monmouth aufgezeichneten, wenn auch nicht als Schrift verbreiteten, Märtyrerlegende vom „Saint William“ sorgte europaweit für die Etablierung der Blutbeschuldigung gegen die Juden.

Andere mittelalterliche Blutbeschuldigungen

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Commons: William von Norwich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kommentierte Übersetzung und zweisprachige lateinisch-englische Ausgabe: Augustus Jessopp, Montague Rhodes James (Hrsg.): The Life and Miracles of William of Norwich by Thomas Monmouth. Cambridge : University Press, 1897