Wolfgang Ullmann – Wikipedia

Wolfgang Ullmann, 1990
Berliner Gedenktafel am Haus, Tieck­straße 17, in Berlin-Mitte
Das Grab von Wolfgang Ullmann und seiner Ehefrau Christa-Irene auf dem Sophien-Friedhof in Berlin.

Wolfgang Ullmann (* 18. August 1929 in Gottleuba; † 30. Juli 2004 in Adorf/Vogtl.) war ein deutscher Theologe, Kirchenhistoriker, Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und Herausgeber der Wochenzeitung Freitag.

Wolfgang Ullmann besuchte die Grundschulen in Bad Gottleuba und Dresden und legte 1948 das Abitur am Real-Gymnasium in Dresden-Blasewitz ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er von 1948 bis 1954 evangelische Theologie und Philosophie an der Kirchlichen Hochschule Berlin (West) und an der Georg-August-Universität Göttingen. 1953 war er kurzzeitig Mitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei.

Nach Abschluss seiner Promotion – Thema der Dissertation war Die psychologische Trinitätslehre Augustins als theologische Voraussetzung der mittelalterlichen Ethik – kehrte er 1954 in die DDR zurück und wurde Pfarrer in Colmnitz (Sachsen). 1963 berief ihn das Katechetische Oberseminar Naumburg zum Dozenten für Kirchengeschichte. In seiner Arbeit widmete er sich unter anderem den Kirchenvätern der Alten Kirche, Thomas Müntzer sowie der Arbeit von Philosophen wie Eugen Rosenstock-Huessy oder Pawel Alexandrowitsch Florenski. 1978 übernahm er die Dozentur für Kirchengeschichte im Sprachenkonvikt Berlin der Evangelischen Kirche Berlin/Brandenburg. 1987 trat er der Initiative für Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung bei.

Gemeinsam mit Konrad Weiß und Ulrike Poppe gründete er 1989 die Bürgerbewegung Demokratie Jetzt. In dieser Eigenschaft war er auch Mitglied des Runden Tisches, eines neu gebildeten Gremiums mit dem Ziel, die Belange möglichst vieler beteiligten Gruppen zu berücksichtigen. Vom Februar bis April 1990 war Ullmann Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung von Hans Modrow, dann als Vertreter von Bündnis 90 in einer Fraktionsgemeinschaft mit den Ost-Grünen Abgeordneter und einer der Vizepräsidenten der DDR-Volkskammer. Zuvor war er zum Sprecher der gemeinsamen Fraktion gewählt worden, seine Nachfolgerin wurde Marianne Birthler. Er arbeitete den nicht mehr beschlossenen Entwurf für eine neue DDR-Verfassung aus.

Wolfgang Ullmann (vorne rechts) 1990

Vom 3. Oktober 1990 bis 1994 war er für die gemeinsame rein ostdeutsche Liste Bündnis 90/Grüne-BürgerInnenbewegungen Mitglied des Deutschen Bundestages, 1993 fusionierte seine 1991 gebildete Partei Bündnis 90 schließlich mit den Grünen zu Bündnis 90/Die Grünen. Er plädierte in der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat (1991–1993) für die Verankerung von Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid im Grundgesetz. Als die Forderungen abgelehnt wurden, verließ er die Kommission. Von 1994 bis 1999 war er Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen im Europaparlament.[1]

Ullmann erhielt 1994 die Theodor-Heuss-Medaille und 1996 den Arnold-Freymuth-Preis, darüber hinaus wurde ihm für sein Engagement für Berlin als Bundeshauptstadt im Juli 2004 der Ehrentitel eines Berliner Stadtältesten verliehen. Er war bis zu seinem Tod einer der Herausgeber der Wochenzeitung Freitag.

Wolfgang Ullmann starb 2004 im Alter von 74 Jahren während eines Urlaubsaufenthalts in Sachsen. Er wurde auf dem Sophienfriedhof II in Berlin-Mitte beigesetzt.[2]

Am 9. Dezember 2019 wurde an seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Mitte, Tieckstraße 17, eine Berliner Gedenktafel enthüllt.

Familie und Nachlass

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Ullmann war seit 1956 verheiratet und hatte drei Kinder, wovon eines der Komponist Jakob Ullmann ist. Seine Tochter Esther-Marie Ullmann-Goertz war lange Zeit seine private Sekretärin. Die ehemalige Pfarrerin lebt seit 1989 in Berlin. Sein Nachlass als Theologe, Politiker und Herausgeber befindet sich im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft (Berlin). Er ist archivarisch aufgearbeitet und weitgehend ohne Nutzungsbeschränkungen einzusehen.

Commons: Wolfgang Ullmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Ullmann. In: Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte. Abgerufen am 3. Oktober 2024.
  2. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006. S. 49. DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Ullmann wurde in Berlin beigesetzt. In: Mitteldeutsche Zeitung, 23. August 2004; abgerufen am 17. Februar 2019.