Wolfram Weimer – Wikipedia

Wolfram Weimer, 2019

Wolfram Weimer (* 11. November 1964 in Gelnhausen) ist ein deutscher Verleger und Publizist. Er war Chefredakteur der Welt und Berliner Morgenpost, des Focus und des von ihm gegründeten Magazins Cicero. Im Jahr 2012 gründete er die Weimer Media Group, in der Titel wie Business Punk, Pardon, The European oder WirtschaftsKurier verlegt werden.

Wolfram Weimers Vater Alois Weimer war Deutsch- und Religionslehrer[1] in Portugal, wo sein Sohn Wolfram die Deutsche Schule zu Porto besuchte. 1983 verließ er das Grimmelshausen-Gymnasium in Gelnhausen als bester Jahrgangsabiturient Hessens mit dem Notendurchschnitt 1,0. Von 1983 bis 1984 leistete er Wehrdienst in der Bundeswehr.

Weimer studierte Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre. 1986 erhielt er ein Stipendium der American University (AU) in Washington, D.C., zudem ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung und erwarb 1989 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main den Grad eines Magister Artium.[2]

Aus einem Washingtoner Forschungsjahr entstand 1991 die Dissertation (Magna cum laude) über den amerikanischen „Bankenkrieg“, veröffentlicht unter dem Titel Die Kontroverse um die Bank of North America 1783–1787. 1998 erhielt Weimer ein Forschungsstipendium des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien in Berlin.[3]

Während seiner Schulzeit gründete Weimer die Schülerzeitung Schwarzer Elch, schrieb ab 1980 für das Gelnhäuser Tageblatt und ab 1981 für die Main-Kinzig-Nachrichten. Nach seinem Studium arbeitete er als Hospitant bei der dpa in Washington. Weimer war von 1990 bis 1994 Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Frankfurt, von 1994 bis 1998 Korrespondent der FAZ in Madrid, von 1998 bis 2000 stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung Die Welt in Berlin, von 2000 bis 2001 deren Chefredakteur und von 2001 bis 2002 Doppel-Chefredakteur der Welt und der Berliner Morgenpost.[4][5] Er verließ die Axel Springer AG Ende 2002.

Im Jahr 2003 gewann Weimer das Schweizer Medienunternehmen Ringier für die Idee, von Potsdam aus ein neues deutsches Politik-Magazin zu entwickeln. Das Magazin Cicero erschien zum ersten Mal im April 2004. Weimers erklärte Absicht war es, einen „deutschen New Yorker“ zu schaffen. Er blieb bis Januar 2010 Chefredakteur des Magazins.

Im Herbst 2009 warb der Burda-Verlag Weimer als neuen Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus ab,[6] womit er Nachfolger von Helmut Markwort wurde. Focus wurde unter seiner Leitung neu positioniert und startete eine Kooperation mit dem Economist.[7] Nach seinem Abschied von Focus gründete Weimer im Jahr 2012 mit der Weimer Media Group einen eigenen Verlag.

Ende 2012 brachte Weimer zum 50. Jubiläum der von 1962 bis 1982 existierenden Satire-Zeitschrift Pardon ein Sonderheft heraus, für das er Beiträge verschiedenster Humoristen zusammentrug.[8]

Seit 2015 ist er Verleger des Magazins The European.[9]

Derzeit schreibt Weimer für n-tv in seiner wöchentlichen Kolumne Person der Woche.[10] Außerdem schreibt er eine Kolumne für die inhaltlich identischen Nachrichtenseiten der United-Internet-Portale GMX und Web.de.[11]

Gemeinsam mit seiner Frau stiftet er den Freiheitspreis der Medien, der seit 2016 alljährlich beim Ludwig-Erhard-Gipfel vergeben wird.[12]

Weimer ist mit der Verlegerin Christiane Goetz-Weimer verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt im Landkreis Miesbach.[13]

Politische Standpunkte

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Weimer wird mal als liberal-konservativ (2009)[14], mal als konservativ (2021)[15] oder neokonservativ (2012 und 2021)[16][17] beschrieben. 2009 veröffentlichte er das Buch Freiheit, Gleichheit, Bürgerlichkeit: Warum die Krise uns konservativ macht.

In der Umwelt- und Klimapolitik plädiert Weimer für Wahlfreiheit und positive Anreize. So ist er gegen Steuererhöhungen und will stattdessen alles steuerlich freistellen, was klimafreundlich ist. Zudem spricht er sich gegen eine politische Festlegung auf das Elektroauto aus und will stattdessen den technologischen Weg zur Erreichung von emissionsfreien Fahrzeugen offenlassen. Er sieht Kaliforniens Umweltpolitik als Vorbild.[18]

In der Ordnungspolitik vertritt er wirtschaftsliberale Positionen. So fordert er die Reduzierung der Staatsquote und umfassende Deregulierung.[19]

In der Integrationsdebatte kritisiert Weimer „naiven“ Multikulturalismus und spricht von einer „Multi-Kulti-Lüge“.[20][21] Weimer bewertet die sogenannte „Rückkehr der Religion“ im Allgemeinen positiv und sieht darin die Chance für eine kulturelle Renaissance des Abendlandes.[22] Die deutsche Nationalhymne hält er für eine „historische Wunde“, weil ihr Verfasser Hoffmann von Fallersleben auch Monarchist, Nationalist und Antisemit war, der mit der ‚Einigkeit‘ der Deutschen „eine judenfreie Einigkeit“ unter Ausschluss der Juden gemeint habe.[23]

In außenpolitischen Fragen sprach er sich bereits im April 2008 gegen die Fortführung des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan aus.[24]

Beim Thema griechische Finanzkrise riet er im Mai 2012 zu einem schnellen Austritt Griechenlands aus der Eurozone.[25]

Am 15. Juni 2022 erklärte Weimer als Talkshow-Gast der Sendung Maischberger, Russland habe den Krieg gegen die Ukraine bereits gewonnen. Der Westen habe auch den „internationale Kampf um Mehrheiten“ verloren und Berlin müsse einen Friedensplan vorlegen.[26]

2024 sprach er sich für eine Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz aus und machte deutlich, dass er kein Anhänger von Hendrik Wüst ist: „Wüst wirkt als Mann ohne Eigenschaften neben dem kantigen Klartexter Merz zusehends blass.“[27]

Öffentliche Ämter

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Weimer war von 2003 bis Januar 2015 Mitglied im Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb).[28][29]

Veröffentlichungen

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Commons: Wolfram Weimer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pfarrerin Annette Bassler trifft Dr. Wolfram Weimer, SWR1 Sonntagmorgen vom 14. September 2008@1@2Vorlage:Toter Link/www.kirche-im-swr.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven) (abgerufen am 11. Februar 2010)
  2. Dr. Wolfram Weimer, Medienanstalt Berlin-Brandenburg – MABB (abgerufen am 11. Februar 2010) (Memento vom 15. Dezember 2008 im Internet Archive)
  3. Lebenslauf bei der Medienanstalt Berlin Brandenburg (Memento vom 15. Dezember 2008 im Internet Archive)
  4. Vita Wolfram Weimer – 29. Oktober 2009
  5. SWR verleiht Hans Bausch Mediapreis an Dr. Weimer und Jacqueline Stuhler Voß würdigt zum zehnjährigen Todestag langjährigen SDR-Intendanten Hans Bausch (abgerufen am 11. Februar 2010)
  6. Medien: Weimer löst Markwort als „Focus“-Chef ab. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  7. "Focus" vereinbart Partnerschaft mit "The Economist". Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  8. sueddeutsche.de: Neuauflage von "Pardon" – Vom Teufelchen geritten, 6. Dezember 2012
  9. Köpfe: Wolfram Weimer, Publizist, The European, 30. Januar 2016.
  10. Person der Woche – Kolumne von Wolfram Weimer. Abgerufen am 16. Dezember 2016.
  11. https://www.gmx.net/magazine/autor/dr-wolfram-weimer-33795338-p2, https://web.de/magazine/autor/dr-wolfram-weimer-33795338
  12. "Ludwig-Erhard-Gipfel": Spitzentreffen am Tegernsee. 17. April 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  13. Micky Beisenherz & Studio Bummens: Laufzeitenwende (mit Wolfram Weimer). Abgerufen am 21. Oktober 2022.
  14. Machtkampf um Nachfolge in der „Cicero“-Chefredaktion. In: Der Spiegel. Abgerufen am 19. September 2021.
  15. Markus Lanz (ZDF): „Nicht mal Dorfbürgermeisterei“. In: derwesten.de. 22. April 2021, abgerufen am 19. September 2021.
  16. Neuer Chef beim „Cicero“. Deutschlandfunk, abgerufen am 19. September 2021.
  17. ARD-Talk mit Maischberger: „Lügner“ Laschet und Olaf Scholz als lachender Dritter. In: Frankfurter Rundschau. 16. September 2021, abgerufen am 23. September 2021.
  18. TV-Kritik zu Markus Lanz (ZDF): Dieser Mann dürfte nie eine Talkshow leiten. In: Frankfurter Rundschau. 1. Juli 2019, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  19. Siehe Wolfram Weimer: Die Sozialisierungsfalle. Warum die soziale Marktwirtschaft wieder entfesselt werden muß. FAZ, Verlag-Bereich Buch, Frankfurt am Main 1999.
  20. Wolfram Weimer: Die Multi-Kulti-Lüge. (Memento vom 3. November 2009 im Internet Archive) In: Cicero, Dezember 2004.
  21. Der kulturelle Dschihad. (Memento vom 27. Mai 2007 im Internet Archive) In: Cicero, Oktober 2006.
  22. Siehe Wolfram Weimer: Credo. Warum die Rückkehr der Religion gut ist. DVA-Verlag, München 2006.
  23. Wolfram Weimer: Bodo Ramelow und die Deutsche Nationalhymne. In: The European, 14. Mai 2019, abgerufen am 20. Mai 2019.
  24. Wolfram Weimer: Raus aus Afghanistan. In: Cicero, April 2008.
  25. handelsblatt.com: Sieben Gründe für die Drachme
  26. Lea Nischelwitzer: „Maischberger“: Die Ukraine wird für verloren erklärt. In: DIE WELT. 16. Juni 2022 (welt.de [abgerufen am 16. Juni 2022]).
  27. https://www.pro-medienmagazin.de/wp-content/uploads/2024/04/pdf_PRO_2024_02.pdf (S. 15)
  28. Medienrat Dr. Wolfram Weimer. mabb, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Dezember 2015; abgerufen am 31. Dezember 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mabb.de
  29. Neuer Medienrat für die Medienanstalt Berlin-Brandenburg gewählt. mabb, 17. Dezember 2014, abgerufen am 31. Dezember 2015.
  30. Friedwart Bruckhaus-Förderpreis 1992 (Memento vom 13. März 2017 im Internet Archive)
  31. pr-journal.de: „MediumMagazin“: Die Journalisten des Jahres 2004
  32. Leipziger Medienpreisträger 2007: Dr. Wolfram Weimer (Memento vom 2. Dezember 2009 im Internet Archive) (abgerufen am 11. Februar 2010)
  33. bvmw.de: Mittelstand Media Award 2017 für Verleger Dr. Wolfram Weimer (abgerufen am 17. Januar 2018)