Wortstellung – Wikipedia

Die Wortstellung (auch Satzstellung, Topologie, Satzgliedfolge, Wortfolge) ist die Anordnung der Wörter bzw. Satzglieder innerhalb eines Satzes, insbesondere die von Subjekt, Objekt und finiter Verbform (Teil des Prädikats). Diese Anordnung wird von den grammatischen Regeln einer Einzelsprache festgelegt, wobei die meisten Sprachen auch Regeln vorsehen, nach denen eine Grundreihenfolge zusätzlich abgewandelt werden kann. Wortstellungsregeln werden meist mit Bezug auf grammatische Funktionen (wie Subjekt, Objekt) formuliert.

Klassifizierung von Sprachen nach Grundwortstellung

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Die Satzglieder Subjekt (S), Objekt (O) und finite Verbform (V) lassen sich zum Zwecke der syntaktischen Typologie als Hauptkonstituenten ansehen, und man kann dann feststellen, welches ihre gewöhnliche Reihenfolge in einem einfachen Aussagesatz ist, der nur aus diesen drei Bestandteilen besteht. Beispiel: „Peter (S) schreibt (V) Romane (O).“ Die Stellung dieser drei Bestandteile heißt auch die Grundwortstellung. Die Grundwortstellung im Deutschen wäre demnach SVO, wenn man als Kriterium nimmt, welches die häufigste Reihenfolge in Sätzen mit Subjekt, Objekt und einem (1) Verb ist (nimmt man als Kriterium die strukturelle Beschreibung, klassifiziert man Deutsch dagegen als Sprache mit Verbzweitstellung).

Nun kann man die Sprachen typologisch danach einteilen, welche Grundwortstellung in ihnen vorherrscht. Nach den Regeln der Kombinatorik gibt es insgesamt sechs verschiedene Möglichkeiten für die Stellung von drei Komponenten, die im Folgenden durch Beispiele verdeutlicht werden. Varianten, in denen das Subjekt vor dem Objekt steht, sind dabei in natürlichen Sprachen zahlreicher, aber wie sich anhand der jeweils angegebenen Sprachen erkennen lässt, kommen alle Möglichkeiten vor.

Wortstellung Beispielsatz Beispielsprachen
Subjekt – Verb – Objekt (SVO) „Peter schreibt Romane.“ Englisch, Französisch, Spanisch, Swahili, ASL[1]
Subjekt – Objekt – Verb (SOV) „Peter Romane schreibt.“ Japanisch, Koreanisch, Türkisch, Persisch, Baskisch, Kurmandschi, DGS[1]
Objekt – Verb – Subjekt (OVS) „Romane schreibt Peter.“ Apalai, Bacairi, Guarijio, Hixkaryána
Objekt – Subjekt – Verb (OSV) „Romane Peter schreibt.“ Warao, Xavante
Verb – Subjekt – Objekt (VSO) „Schreibt Peter Romane.“ inselkeltische Sprachen, Hawaiisch, Klassisches Arabisch
Verb – Objekt – Subjekt (VOS) „Schreibt Romane Peter.“ Fidschi, Malagasy, Javanisch

Zu beachten ist, dass es sich bei den angegebenen Beispielsprachen lediglich um Sprachen mit dieser Wortstellung als „Grundwortstellung“ handelt, also durchaus zusätzlich andere Wortstellungen möglich sein können. So ist im Deutschen auch OVS möglich („Romane schreibt Peter“), aber eben nicht ganz so typisch. In ähnlicher Weise kann im Englischen zur Betonung des Objekts die Wortstellung OSV („Romane Peter schreibt“, englisch novels Peter writes) verwendet werden, ist dort allerdings noch untypischer als die OVS-Stellung im Deutschen.

Slawische Sprachen werden als VO- oder OV-Sprachen definiert. Aber keiner der beiden Typen ist mit den systematischen syntaktischen Eigenschaften slawischer Sprachen vollständig kompatibel.[2]

Sprachen mit freier Wortstellung

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Freie Wortstellung bezeichnet ein syntaktisches Phänomen, und zwar eine nicht kanonische Wortstellung bzw. eine syntaktische Bewegung der Konstituenten, die ohne Veränderung der Grundbedeutung eines Satzes abläuft.

Einzelne Sprachen (z. B. Deutsch, Persisch, slawische Sprachen, Hindi, Japanisch, Turksprachen) haben eine viel freiere Wortstellung als andere Sprachen, z. B. Englisch. Ihre Wortstellungsregeln richten sich nach grammatischen Merkmalen (etwa Kasus), nach Bedeutungsfaktoren (etwa semantischen Rollen) oder häufig auch nach der Informationsstruktur (bekannte vs. neue Information, Thema-Rhema-Gliederung).

Freie Wortstellung in slawischen Sprachen

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Slawische Sprachen nutzen die Wortstellung, um das kommunikative Gewicht und die Diskursfunktionen der Satzteile anzuzeigen. Die Wahl einer bestimmten Wortstellungsvariante wird vom Sprecher in Abhängigkeit von Faktoren wie ‚alte’ vs. ‚neue’ Information bzw. Präsupposition – (Thema) vs. das, was über das Thema ausgesagt wird (Rhema) getroffen.

Ein russischer deklarativer Satz kann daher sowohl im Haupt- als auch im Relativsatz eine Basiswortstellung und mehrere Wortstellungsvarianten aufweisen:

a. Mnogie professora znajut vsech studentov  

b. [Vsech studentov] znajut mnogie professora vsech studentov  

c. Ivan skazal, čto mnogie professora znajut vsech studentov zdes’

d. Ivan skazal, čto [vsech studentov] znajut mnogie professora znajut vsech studentov zdes’    

Wenn die Anzahl der Argumente größer ist, steigt auch die Anzahl der potentiellen Wortstellungsvarianten.[3]                                                    

Wortstellung in der Sprachwissenschaft

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Die oben dargestellte Version der Wortstellungstypologie wurde von Joseph Greenberg[4] begründet. Sie wurde in mehrfacher Hinsicht kritisiert,[5] unter anderem aus den folgenden Gründen:

  • In einigen Sprachen sind grammatische Funktionsträger wie Subjekt, Verb oder Objekt nur schwer auszumachen oder können unter Umständen wegfallen (z. B. in Pro-Drop-Sprachen).
  • In einigen Sprachen hängen mögliche Wortstellungsmuster von der Art der Funktionsträger ab; z. B. hängt im Haida die Grundwortstellung von semantischen Eigenschaften der verbalen Argumente, wie Belebtheit, ab.[6]
  • Die so definierte Grundwortstellung ist nicht unbedingt die für die Grammatik einer Sprache fundamentale. Im Deutschen ergeben die in dieser Typologie verwendeten Kriterien als Grundwortstellung SVO, aber die für die Grammatik systematisch zugrundeliegende Stellung ist SOV.[7]
  • Es gibt Sprachen, die eine weitgehend freie Wortstellung erlauben, ohne dass sich sagen ließe, welche die Grundwortstellung ist (z. B. das Vedische und die australische Sprache Warlpiri.[8]

Von gewisser Bedeutung ist die Grundwortstellung in der generativen Grammatiktheorie nach Chomsky, die mit der Generativen Transformationsgrammatik begann. Darin geht man davon aus, dass jeder Satz in einer Grundwortstellung erzeugt (basisgeneriert) wird und durch Operationen wie Transformationen oder Bewegung (move α in minimalistischen Theorien) in eine Form gebracht wird, die seiner oberflächlichen Realisierung entspricht.[9] Dies ist eigentlich die zuvor erwähnte, für die Grammatik fundamentale Hauptkonstituentenstellung, die durch die Ableitbarkeit der in verschiedenen Konstruktionen tatsächlich auftretenden Stellungen ermittelt wird, während der S/V/O-Grundwortstellungstyp oft nach der Häufigkeit der jeweiligen Oberflächenfolge ermittelt wird.

  • David Crystal: Die Cambridge-Enzyklopädie der Sprache.
  • Werner Abraham: Wortstellung im Deutschen. In: Ludger Hoffmann (Hrsg.): Deutsche Syntax. Ansichten und Aussichten. De Gruyter, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-11-013706-2, S. 484–522 (Institut für Deutsche Sprache, Jahrbuch 1991).
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Metzler, Weimar 2000, ISBN 3-476-01519-X.
  • Harald Haarmann: Elementare Wortordnung in den Sprachen der Welt. Dokumentation und Analysen zur Entstehung von Wortfolgemustern. Buske, Hamburg 2004, ISBN 3-87548-372-3.
  • Jaromir Zeman: Die deutsche Wortstellung. Edition Praesens, Wien 2002 (= Studienbücher. Band 3).
Wiktionary: Wortstellung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Brinkmann et al.: Unser gemeinsames Erbe: Eine Dokumentation kultureller und sprachlicher Aspekte der Gebärdensprachgemeinschaft. In: Das Zeichen. Nr. 106, 2017 (uni-goettingen.de [PDF]).
  2. Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. In: Handbooks of Linguistics and Communication Science. 12. November 2009, ISSN 1861-5090, doi:10.1515/9783110214475.
  3. Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. In: Handbooks of Linguistics and Communication Science. 12. November 2009, ISSN 1861-5090, doi:10.1515/9783110214475.
  4. Joseph H. Greenberg: Some universals of grammar with particular reference to the order of meaningful elements. In: Joseph H. Greenberg (Hrsg.): Universals of language. Report of a conference held at Dobbs Ferry, New York, April 13–15, 1961. MIT Press, Cambridge, MA, S. 58–90.
  5. Jill Brody: Some problems with the concept of basic word order. Linguistics 22(5), 1984, S. 711–736 doi:10.1515/ling.1984.22.5.711.
  6. John Enrico: Word Order, Focus, and Topic in Haida. International Journal of American Linguistics 52(2), 1986, S. 91–123.
  7. Jürgen Lenerz: Zur Abfolge nominaler Satzglieder im Deutschen. Narr, Tübingen 1977, ISBN 978-3-87808-805-9.
  8. Ken Hale: Warlpiri and the grammar of non-configurational languages. Natural language and Linguistic Theory 1(1), 1983, S. 5–47, doi:10.1007/BF00210374
  9. Noam Chomsky: The Minimalist Program. MIT Press, Cambridge, Mass. 1995, ISBN 978-0-262-53128-3.