Alpenparlament – Wikipedia

Alpenparlament ist eine private Organisation im Berner Oberland in der Schweiz, die eine Webseite und ein Internetfernsehen unter der Domain www.alpenparlament.tv betreibt[1] und sich politisch betätigt.

Laut der Zeitung Der Bund verbreitet die Organisation über ihre Medien «antisemitische, rassistische und esoterische Verschwörungstheorien».[2] Sie vertreibt laut der Neuen Zürcher Zeitung alternativmedizinische Heilmittel, darunter ein «Therapiegerät», das Hepatitis, Tuberkulose, Syphilis und Malaria innerhalb von Minuten heilen können soll. Gemäss ihrer Selbstdarstellung ist die Organisation dagegen eine «Gruppe von Freidenkern», die eine Revolution «für das Wohl aller Menschen dieser Erde» anstrebt.[3] Zur humanistisch-säkular ausgerichteten Freidenker-Vereinigung der Schweiz bestehen allerdings keine Verbindungen, wie diese betont.[4]

Martin Frischknecht kandidierte bereits bei den Nationalratswahlen 2003 und 2007 als Spitzenkandidat für die «Partei Interessengemeinschaft Gesundheit» (PIG). Diese vertrat ähnliche Anliegen wie später «Alpenparlament»,[5][6] und ihre Kandidaten traten später teils auch auf der Liste von «Alpenparlament» an.[7] Das «Alpenparlament» selbst nahm an den Schweizer Parlamentswahlen 2011 im Kanton Bern teil und erhielt 1'409 Stimmen (0,4 %). Zu den Schweizer Parlamentswahlen 2015 trat die Organisation in einer Listenverbindung mit der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und der Jungen SVP an.[8] Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 tritt die Partei «Gesundheit – Energie – Natur» an, die sich als «parteipolitischer Arm» des «Alpenparlaments» bezeichnet.[9]

Die Organisation wurde 2013 von Gründer Martin Frischknecht und von Roland Schöni geführt, die früher bei den Schweizer Demokraten politisch aktiv waren. In den Medien bekannt wurde die Gruppe im Jahr 2013 dadurch, dass sie die Unterschriftensammlung für das Referendum der Schweizerischen Volkspartei gegen die Erhöhung des Preises der Autobahnvignette administrierte.[3] 2016 trat sie als Mitinitiantin der «Hornkuh-Initiative» auf, die finanzielle Anreize gegen die Enthornung von Nutztieren schaffen will. Nach der wissenschaftlich nicht belegten Auffassung von «Alpenparlament» soll die Milch enthornter Tiere Allergien verursachen.[2][10][11]

Alpenparlament.TV

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Unter dem Namen Alpenparlament.TV werden mehrmals pro Monat im Internet Interviewvideos veröffentlicht. Als Moderator tritt dabei meist Michael Friedrich Vogt auf, daneben auch Martin Frischknecht selbst, sowie in Einzelfällen auch weitere Personen. Die ersten Sendungen erschienen 2009, anfangs erschienen auch Aufnahmen von Vorträgen. Auch einzelne Dokumentarfilme erschienen auf der Website. 2011 wurde ein Filmproduzent namens Rolf Grund als Chefredakteur genannt.[12] Gemäss Hugo Stamm ist der Internetsender eine Plattform für die rechtsesoterischen Ideen Frischknechts.[13]

«Alpenparlament.TV» zeichnete unter anderem Gespräche mit den folgenden Personen auf:

«Alpenparlament Kongress»

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2012 und 2013 veranstaltete «Alpenparlament» auch den «Alpenparlament Kongress». Am 1. und 2. Juni 2013 bot dieser laut Programmankündigung[14] unter anderem Vorträge und Diskussionen von bzw. mit:

Einige Aufnahmen der Vorträge bzw. Gespräche erschienen auch online beim Alpenparlament.TV. Beworben wurde der Kongress 2013 über das Magazin Compact.

Einzelnachweise

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  1. https://www.alpenparlament.tv/
  2. a b Raphaela Birrer: Hinter der Hornkuh-Initiative stecken Verschwörungstheoretiker. Der Bund, 23. März 2016
  3. a b Referendum gegen die 100-Franken-Vignette: SVP stützt sich auf Esoteriker-Truppe. NZZ vom 11. Juli 2013
  4. Keine Verbindung zwischen Freidenker-Vereinigung und «Alpenparlament». (Memento vom 16. Juli 2013 im Internet Archive)
  5. Nationalratswahlen: 185 Bernerinnen und 361 Berner drängen ins Bundeshaus.
  6. «Pig» - Eine Partei für die Gesundheit. (Memento vom 26. Februar 2014 im Internet Archive)
  7. Martin Frischknecht, Katherina Frischknecht, Franca Kull Bruno Gattiker; vgl. Nationalratswahlen 2011 Kanton Bern Liste 23: Alpenparlament (ALP) (Memento vom 12. Juli 2013 im Webarchiv archive.today); Nationalratswahlen 2007 Kanton Bern Liste 21: Partei Interessengemeinschaft Gesundheit Parti Indépendant Santé; Nationalratswahlen vom 19.10.2003 Liste 21: Partei Interessengemeinschaft Gesundheit (PIG).
  8. «Listenverbindungen vor allem in der Mitte und bei Rot-Grün», Der Bund, 10. August 2015
  9. Wahlbroschüre zu den Nationalratswahlen 2019, S. 4. Partei "Gesundheit - Energie - Natur", archiviert vom Original am 23. September 2019; abgerufen am 22. März 2024.
  10. Fünf Listenverbindungen für die Nationalratswahlen im Kanton Bern. In: Berner Zeitung. Tamedia Espace, ISSN 1424-1021 (bernerzeitung.ch [abgerufen am 23. September 2019]).
  11. Wahlbroschüre zu den Nationalratswahlen 2019. Partei "Gesundheit - Energie - Natur", S. 4, archiviert vom Original am 23. September 2019; abgerufen am 22. März 2024.
  12. Delphine – verehrt, geliebt, getötet. (Memento vom 7. Februar 2013 im Internet Archive)
  13. Hugo Stamm: Esoterischer Fernsehsender steckt nach Streit in der Krise. In: Tages-Anzeiger auf derbund.ch vom 25. Februar 2014
  14. Ein «Anstoß» zum Aufbruch. In: Internet Archive. Abgerufen am 30. August 2020.