Pharmakologie – Wikipedia

Die Pharmakologie (über lateinisch Pharmacologia[1] – ‚Arzneimittellehre‘, bis ins 19. Jahrhundert gleichbedeutend mit Pharmazie – von altgriechisch φάρμακον phármakon ‚Mittel‘, ‚Stoff‘, ‚Arzneimittel‘, und -logie ‚Lehre‘) ist die Wissenschaft von der Wechselwirkung zwischen Stoffen und Lebewesen.

Die Pharmakologie betrachtet die Wechselwirkung von Stoffen und Lebewesen zunächst wertneutral, ohne Rücksicht auf die Nützlichkeit bzw. Schädlichkeit der untersuchten Stoffe. In einem zweiten Schritt kann gewertet und zwischen Stoffen mit Arzneiwirkung (Arzneimitteln) und Stoffen mit Schadwirkung (Giften) unterschieden werden, wobei die Trennung oft unscharf ist.

Die Pharmakologie als Arzneimittellehre[2] reicht in Ansätzen bis in die Antike[3] zurück (Galenos, Pedanios Dioskurides). Erste Grundlagen einer Pharmakologie (der Lehre vom Pharmakon) waren jedoch bereits in der hippokratischen Medizin geschaffen worden, bevor die Pharmakologie sich in hellenistischer Zeit als eigenständige Disziplin konstituiert.[4]

Als Wegbereiter der modernen Pharmakologie[5] gilt vor allem die im 1. Jahrhundert verfasste Materia medica (ein auch genaue Pflanzenbeschreibungen enthaltendes Werk „Über Arzneistoffe“[6]) des Dioskurides.[7] Zu den durch neue Beiträge zur Arzneimittellehre bedeutenden Vertretern der arabischen Pharmakologie im 13. Jahrhundert gehört der andalusische Arzt Abu Muhammad ibn al-Baitar. Im 17. Jahrhundert wurde die Arzneimittellehre unter anderem bereichert durch Raimund Minderer, Wilhelm Homberg, Johann Daniel Major und Johann Sigismund Elsholtz.[8] Die moderne wissenschaftliche Pharmakologie entstand im 19. Jahrhundert parallel mit der Entwicklung der Physiologie, Physiologischen Chemie und Pathologie.

Wechselwirkungen

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Nach Rudolf Buchheim geht die Wechselwirkung zwischen Pharmakon und Organismus in zwei Richtungen:

  1. Die Pharmakodynamik erklärt den Wirkungsmechanismus eines Arzneistoffs am Wirkungsort (was macht die Substanz mit dem Körper).[9]
  2. Die Pharmakokinetik erklärt, wie und wo sich ein Arzneistoff im Körper verteilt, verändert und ausgeschieden wird (was macht der Körper mit der Substanz).[10]
  • Die Allgemeine Pharmakologie untersucht die allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten der Wechselwirkung zwischen Arzneistoff und Organismus, unabhängig vom Arzneimittel.
  • In der experimentellen Pharmakologie wird anhand von Modellsystemen versucht, die pharmakologischen Eigenschaften eines Arzneistoffs zu simulieren.
  • Die klinische Pharmakologie beschäftigt sich mit der Wirkung von Arzneimitteln bei Anwendung am Menschen (Pharmakotherapie).
  • In der Toxikologie werden die schädlichen Wirkungen auf den menschlichen oder tierischen Körper untersucht (Vergiftung).
  • In der Chronopharmakologie werden periodisch wiederkehrende und zeitlich vorhersagbare Schwankungen der Wirkung und der Pharmakokinetik von Arzneimitteln bei Menschen und Tieren untersucht.
  • Die Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss der unterschiedlichen genetischen Ausstattung von Patienten auf die Wirkung von Arzneimitteln.
Wiktionary: Pharmakologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Pharmakologie und Toxikologie – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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  1. Johann Schröder: Pharmacopoeia medico-chymica sive Thesaurus pharmacologicus. Ulm 1641.
  2. Friedrich A. Carl Gren: System der Pharmakologie oder Lehre von den Arzneymitteln, nach ihrem naturhistorischen, pharmazeutischen und therapeutischen Theile kritisch bearbeitet. Halle 1798.
  3. Jerry Stannard: Hippocratic pharmacology. In: Bulletin of the History of Medicine. Band 35, 1961, S. 497–518.
  4. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 37–39 (Pharmakologie).
  5. Vgl. etwa Carl Oppenheimer: Kleines Wörterbuch der Biochemie und Pharmakologie, Veit's Sammlung wissenschaftlicher Wörterbücher, Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co, Berlin und Leipzig 1920.
  6. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. […]. 1989, S. 158–160 (Dioskurides: Über Arzneistoffe, Buch I (aus dem Vorwort), und S. 162 f. Dioskurides: Über Arzneistoffe, Buch II, Kap. 126).
  7. Ulrich Stoll: Pharmakologie. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 1143–1144.
  8. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 11, 16 und 25.
  9. Henner Bechtold: Pharmakologie für den Rettungsdienst: Medikamente in der Notfallversorgung. 2. Auflage. Elsevier, München 2017, ISBN 978-3-437-48552-7.
  10. Henner Bechtold: Pharmakologie für den Rettungsdienst: Medikamente in der Notfallversorgung. 2. Auflage. Elsevier, München 2017, ISBN 978-3-437-48552-7.