Industriedenkmal – Wikipedia

Industrie- und Technisches Denkmal Halsbrücker Esse

Unter einem Industriedenkmal versteht man eine Industrieanlage, die denkmalpflegerisch als Denkmal, also als Zeugnis vergangener Kulturgeschichte, zählt und unter Denkmalschutz stehen kann. Es soll als technisches Denkmal die Erinnerung an die Geschichte der Industrie vor allem im 19. und 20. Jahrhundert (Industrialisierung) wachhalten.

Zum Begriff des Industriedenkmals

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Insbesondere im Zuge des Strukturwandels der Schwerindustrie und Montanindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die Industriegeschichte als schützenswerte kulturelle Leistung – über den rein ästhetischen Wert der Ingenieurskunst hinaus – in den Blickpunkt der Denkmalpflege. 1968 wurde im englischen Severntal der Industriepark Ironbridge Gorge Museum Trust (Coalbrookdale und Ironbridge in Shropshire) unter Schutz gestellt, ein Meilenstein der Industriearchäologie. Im Jahr 1984 wurde der Begriff industrielles Erbe seitens des Europarats anerkannt.[1]

Etliche Regionen Europas weisen eine Vielzahl von Industriedenkmalen mit einer zeittypischen Industriearchitektur auf, so etwa das Ruhrgebiet, Oberschlesien und das Saarland mit Zeugen der Montanindustrie, der sehr stark vom Maschinen- und Fahrzeugbau geprägte Raum Chemnitz-Zwickau, Katalonien, Nordengland, Ostfrankreich und Norditalien mit Textil- und Maschinenbauindustrie. Auch im Zuge der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (1989–1999) wurden in Deutschland viele Industriedenkmale erhalten. In jüngster Vergangenheit rücken sowohl der Begriff der Industrielandschaft als industrielles Ensemble, wie auch Zeugnisse des frühindustriellen Gewerbes des 17. und 18. Jahrhunderts in den Kreis der denkmalwerten Industrieobjekte auf.

Geschützte Industrieanlagen sind oft bereits außer Betrieb. Industriedenkmale werden daher häufig als Museen oder zu Ausstellungs- und Veranstaltungszwecken genutzt (siehe dazu auch Umnutzung alter Hallen). Soweit sie in Privatbesitz sind, sind sie kaum öffentlich zugänglich.

Beispiele von Industriedenkmälern

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Lohnhalle der Zeche Zollern II/IV in Dortmund
Industriemuseum Chemnitz, ehemalige Gießereihalle
Kraftwerk Zschornewitz, erhaltenes Fragment
Ehemaliges Verwaltungsgebäude der Auto Union in Chemnitz

Als größtes deutsches Industriedenkmal gilt die ehemalige Wollgarnfabrik von Tittel und Krüger (1875) in Leipzig. Siehe auch: Route der Industriekultur, Route der Industriekultur Rhein-Main, Liste der denkmalgeschützten Industriegebäude in Radebeul, LWL-Freilichtmuseum Hagen, LWL-Industriemuseum, LVR-Industriemuseum, Montanregion Erzgebirge.

  • Initiative Völklinger Hütte (Hrsg.): Die Völklinger Hütte, Sutton Verlag, Erfurt 2008.
  • James Douet: Industrial Heritage Re-tooled – The TICCIH guide to Industrial Heritage Conservation. Carnegie, Lancaster 2012. ISBN 978-1-85936-218-1.
  • Hubert Krins, Michael Goer, Leo Schmidt: Brücke, Mühle und Fabrik. Technische Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Verlag Theiss. 1991. ISBN 3-8062-0841-7.
  • Claus Militz, Werner Rudolph: Spuren im Werk. Braus, Heidelberg, 1984. ISBN 3-921524-57-1.
  • Heike Oevermann: Über den Umgang mit dem industriellen Erbe. Eine diskursanalytische Untersuchung städtischer Transformationsprozesse am Beispiel der Zeche Zollverein.Klartext-Verlag, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0834-5.
  • Heike Oevermann, Harald A. Mieg (Hrsg.): Industrial Heritage Sites in Transformation: Clash of Discourses. Routledge, London, New York 2014, ISBN 978-0415745284.
  • Angela Schwarz (Hrsg.): Vom Industriebetrieb zum Landschaftspark. Klartext-Verlag, 2001, ISBN 3-88474-967-6.

Einzelnachweise

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  1. Klaus Kohout: Technische Denkmale. Ein schwieriges Kapitel der Denkmalpflege der Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. In: Mitteilungsblatt des Vereins Denkmalpflege Oberösterreich, 47. Jahrgang 1993, Nr. 4 (vom November 1993).