St. Sebastian auf der Weit – Wikipedia

St. Sebastian auf der Weit
Vorderansicht
Apsis mit Chorturm

St. Sebastian auf der Weit ist eine römisch-katholische Filialkirche in Eschenbach, einem Ortsteil der Fraktion Unterinn in der Gemeinde Ritten in Südtirol. Das Patroziniumsfest wird alljährlich am 20. Januar mit einer Prozession begangen. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

St. Sebastian liegt auf dem bewaldeten Hügel "auf der Weit", am sogenannten alten Kaiserweg, der Via Raetia, zwischen dem Dorf Unterinn und dem Weiler Eschenbach. Möglicherweise wurde die Kirche auf einer heidnischen Kultstätte errichtet.[1] Noch in der Römerzeit soll an der Stelle eine frühchristlichen Kirche existiert haben.[2] Sicher belegt ist ein alter Begräbnisplatz[3] östlich der Kirche, bei der 1847 der Wirt Johann Oberrauch römische Urnengräber aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. ausgrub.[4] Zudem fand man römische Münzen und einen Stilus.[5] In der Nähe liegt eine seit der Jungsteinzeit besiedelte Hügelkuppe, auf der im 13. Jahrhundert die Burg Zwingenstein errichtet wurde, die damals zur Kontrolle und Aufsicht der Brennerstraße diente.[6][7]

1075/78 wird die Kirche als "vinitoribus sancti Sebastiani" erwähnt, sofern sich die Textstelle auf diese Kirche bezieht.[8] Die heutige Kirche stammt im Kern aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts und war seit Gründung Filialkirche der dem Deutschen Orden inkorporierten Mutterkirche St. Luzia in Unterinn. Auf den romanische Vorgängerbau weist heute noch die halbkreisförmige Apsis hin. Nach einem Pestgelübde veranlassten die Bewohner 1637 "auf dem Pichl Zwingenstain" den Bau der heutigen, dem Pestheiligen Sebastian gewidmeten Kirche, bei der man die Mauern des Vorgängerbaues mit einbezog und das Langhaus nach Westen verlängerte. Am 11. Januar 1983 stellte das Südtiroler Landesdenkmalamt die Kirche unter Denkmalschutz.

Die im Kern romanische Kirche ist einschiffig mit einer halbkreisförmigen Apsis und aufgesetzten Chorturm mit Spitzhelm. Die Chorapsis besitzt ein Spitztonnengewölbe mit Rippen und das Langhaus ein Tonnengewölbe.

Zur Ausstattung zählen drei frühbarocke Altäre und eine Kanzel aus dem 17. Jahrhundert. Der Hochaltar von 1691 stellt das Martyrium des Heiligen Sebastians dar. Einen der Seitenaltäre stiftete laut Inschrift 1688 die Gemeinde Unterinn selbst. Die Orgel auf der Empore wurde 1761 vom Orgelbauer Ignaz Franz Wörle aus Bozen bezogen und 1993 restauriert.[9] Im Kirchturm hängt ein dreistimmiges Geläut. Die kleinste und gleichzeitig älteste Glocke goss laut Inschrift 1704 Georg Grassmayr in Brixen.

  • Pfarrei zur Hl Luzia Unterinn: Kirchen der Pfarrei Unterinn, Ritten. Kunstverlag Peda, 2012.
  • Josef Weingartner: St. Sebastian in Eschenbach. In: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Tyrolia-Verlag, 1959, S. 422.
  • Josef Weingartner: St. Sebastian in Eschenbach. In: Die Kunstdenkmäler Südtirols: Bd. 1. T. Ritten, Sarntal, Tschöggelberg. 2. T. Bozen. 3. T. Überetsch, Unterland und Regglberg. E. Hölzel, 1929, S. 29–30.
  • Verein für christliche Kunst und Archäologie in Bozen und Meran: St. Sebastian im Viertel Eschenbach. In: Der deutsche Antheil des Bistums Trient, Band I: Das Dekanat Bozen. Weger, 1903, S. 154.
Commons: St. Sebastian auf der Weit in Unterinn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts

Einzelnachweise

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  1. Vereinen für christliche Kunst und Archäologie in Bozen und Meran: Der deutsche Antheil des Bisthumes Trient. Weger, 1903, S. 154.
  2. St. Sebastian auf der Weit. In: pfarreiunterinn.it. Abgerufen am 18. August 2024 (deutsch).
  3. Reimo Lunz: Archäologische Streifzüge durch Südtirol: Pustertal und Eisacktal. Athesia, 2005, ISBN 978-88-8266-258-5, S. 324.
  4. Andreas Putzer: Die Besiedelung des Burghugels Zwingenstein. In: Der Schlern. Januar 2011, S. 18 (academia.edu).
  5. Ferdinandeum: Jahres - Bericht von dem Verwaltungs-Ausschusse. gedruckt mit Wagner'schen Schriften, 1864, S. 36.
  6. Anthropologische Gesellschaft in Wien: Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. F. Berger & Söhne, 1920, S. 63.
  7. Archäologischer Spaziergang zur Burgruine Zwingenstein bei Unterinn. Abgerufen am 18. August 2024.
  8. Vereinen für christliche Kunst und Archäologie in Bozen und Meran: Der deutsche Antheil des Bisthumes Trient. Weger, 1903, S. 154.
  9. Unterinn (Kirche zum hl. Sebastian auf der Weit). In: orgeln.kirchenmusik.it. Abgerufen am 18. August 2024.

Koordinaten: 46° 30′ 25,8″ N, 11° 25′ 55,6″ O