Wilhelm Knapp Verlag – Wikipedia
Der Wilhelm Knapp Verlag war ein 1838 in Halle an der Saale gegründeter Fachbuchverlag, der ab 1950 in Düsseldorf weitergeführt wurde. In der DDR wurde er 1950 als VEB Wilhelm Knapp Verlag verstaatlicht, daraus ging 1957 der VEB Fotokinoverlag Halle hervor. Der Verlag war vor allem bekannt für sein Programm von Fotofachbüchern und -zeitschriften.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verlag geht auf die Buch-, Kunst- und Musikalien-Sortimentsbuchhandlung von Carl August Kümmel (1769–1846, C. A. Kümmel’s Sortiments-Buchhandlung) in Halle zurück, der 1792 gegründet wurde. Zum 1. Januar 1839 teilte Kümmel sein Unternehmen in einen Verlag und in eine Buchhandlung auf, die er an seinen langjährigen Mitarbeiter Georg Carl Knapp (* 1813) verkaufte, einen Sohn des Theologen Georg Christian Knapp (1753–1825), der bei Kümmel publizierte. 1846 verkaufte Kümmel auch den Verlag an Knapp.[2] Nach dem Tod von Knapp verkaufte seine Witwe die Sortimentsbuchhandlung am 31. Dezember 1849 an die langjährigen Mitarbeiter Friedrich Ludwig (genannt Louis) Schroedel und Ludwig Simon, daraus entstand später der Schroedel Verlag.[3] Der Verlag wurde unter dem Namen G. C. Knapp (Verlagshandlung) fortgeführt, Carl Schulze wurde Geschäftsleiter.[4] Wilhelm Georg Knapp (1840–1908), Sohn von Georg Carl Knapp, leitete ab dem 1. April 1881 den Verlag. 1901 übernahmen seine Söhne Karl Knapp (1867–1921) und Hans Knapp (1875–1962) in dritter Generation die Leitung des Verlages. 1921 folgten in vierter Generation Karl Knapp jun. (1889–1977) und Wilhelm Knapp jun. (1894–1958) als Verlagsleiter.
Nach dem Krieg wurde der Verlag ab 1947 zunächst in seiner alten Form als Fachbuchverlag weitergeführt. 1950 wurden die Besitzer enteignet und gründeten in Düsseldorf einen neuen Wilhelm Knapp Verlag mit ähnlichem inhaltlichen Schwerpunkt.[5] Gleichzeitig wurde der Verlag in Halle unter dem Namen VEB Wilhelm Knapp Verlag weitergeführt. Rückwirkend zum 1. Juni 1957 wurde am 24. August 1957 der VEB Fotokinoverlag Halle als Nachfolger des Knapp-Verlages gegründet.
Der Verlag in Düsseldorf wurde im Juli 1972 von der Rheinisch-Bergischen Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH übernommen. Anschließend wurden die Verlagsaktivitäten als Wilhelm Knapp Verlag, Niederlassung der Droste Verlag GmbH mit Sitz im Düsseldorfer Pressehaus am Martin-Luther-Platz geführt.[6]
Programm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfangs brachte der Verlag im Zuge der Industrialisierung zunächst Bücher und Zeitschriften heraus, die sich mit dem Bauwesen und auch anderen Gewerben befassten.[6]
Bereits 1839 erschien im Verlag die erste deutschsprachige Veröffentlichung zum eben erst erfundenen Medium der Fotografie.[7]
Ab 1887 erschien die Photographische Rundschau[8] und das Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (später Jahrbuch für Photographie, Kinematographie und Reproduktionsverfahren)[9] im Verlag, ab 1894 die Zeitschrift Photographische Chronik.[10] Ab 1899 erschien eine Forschungszeitschrift, das Archiv für Wissenschaftliche Photographie, die allerdings nach zwei Jahrgängen wieder eingestellt wurde[11] Von 1899 bis 1920 erschien die Zeitschrift für Reproduktionstechnik, die dann in der Photographischen Chronik aufging.[12] 1899 empfahl sich das Unternehmen als „Vermittelungsstelle für die Verwertung Photographischer Erzeugnisse.“[13]
Auch die im 19. Jahrhundert neu entstehenden Technikzweige wie die Elektrotechnik oder aufblühende Chemiezweige wie die Technische Chemie erschlossen dem Verlag neue Gebiete.[6] Ab der Jahrhundertwende gab Knapp vor allem Publikationen zum Bergbau und verwandten Themen wie Hüttenkunde, Metallurgie, Gießereiwesen und Brennstoff-Verwertung heraus, zudem Feuerungstechnik und Wärmewirtschaft. Hinzu kamen Schriften zum Straßenbau oder der Wasserwirtschaft.[6]
Ab 1925 erschien im Verlag die Zeitschrift Filmtechnik, ab 1927 die erste Amateurfilm-Zeitschrift Film für alle. Vor dem Zweiten Weltkrieg umfasste das Verlagsprogramm insgesamt 23 Fachzeitschriften und eine bedeutende Produktion von Hand- und Lehrbüchern sowie Monographien.[6]
Anfang der 1970er Jahre umfasste der Verlagsprogramm schwerpunktmäßig Titel zu „Geologie, Bergbau, Kohleveredlung, Wärme und Energie, Hüttenkunde, Metallurgie, Gießerei, chemische Technologie, Keramik, Glas, Elektronik und Elektrotechnik, Optik und Uhrentechnik, moderne Technik“ sowie Foto- und Filmtechnik und auch Kunststoffe.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Curt Vinz (Hrsg.): Dokumentation deutschsprachiger Verlage. Ausgabe 5. Olzog, München / Wien 1974, S. 261; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- Klaus op ten Höfel: Über dieses Buch und seinen Verlag. In: F. A. W. Netto, Vollständige Anweisung zur Verfertigung Daguerre’scher Lichtbilder auf Papier, Malertuch und Metallplatten … Halle, G. C. Knapp 1839. Nachdruck Wilhelm Knapp Verlag, Niederlassung des Droste Verlags, Düsseldorf 1979.
- Reinhard Würffel: Lexikon deutscher Verlage von A–Z. 1071 Verlage und 2800 Verlagssignete vom Anfang der Buchdruckerkunst bis 1945. Verlag Grotesk, Berlin 2000, ISBN 3-9803147-1-5, S. 777.
- Miriam Halwani: Fotografie lesen. Zur Geschichte des Wilhelm Knapp Verlags. In: Fotogeschichte Jg. 28, Heft 110, 2008, S. 23–34
- Hans Christian Adam: Fotogeschichte(n). Die Fotoliteratur des Wilhelm Knapp Verlages in Halle/S. In: Medien bewegen. Vom Heiltumsbuch zum Digitalvideo. Halle 2020, S. 23–33 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verlagsgeschichte: Aus Knapp wurde Fotokino. www.mz-web.de (Mitteldeutsche Zeitung), 26. November 2014, abgerufen am 7. August 2021.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ausführlich zu Geschichte und Programm des Verlages insbesondere auf dem Fotobuchbereich: Miriam Halwani: Fotografie lesen. Zur Geschichte des Wilhelm Knapp Verlags. In: Fotogeschichte Jg. 28, Heft 110, 2008, S. 23–34; Hans Christian Adam: Fotogeschichte(n). Die Fotoliteratur des Wilhelm Knapp Verlages in Halle/S. In: Medien bewegen. Vom Heiltumsbuch zum Digitalvideo. Halle 2020, S. 23–33.
- ↑ Kümmel, Carl August (1769–1846). In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 6. August 2021.
- ↑ C. A. Kümmel’s Sortiments-Buchhandlung G. C. Knapp, Halle, Saale. In: CERL Thesaurus. Abgerufen am 6. August 2021.
- ↑ Geschäftsrundschreiben: Tod des Inhabers Georg Carl Knapp, Übergang auf die Witwe Louise Knapp geb. Krause, die das Sortiment an Louis Schroedel und Louis Simon aus Halle verkauft. N. F.: G. C. Knapp's Sortiments-Buchhandlung Schroedel & Simon. Fortführung des Verlages u. d. F.: G. C. Knapp (Verlagshandlung). Carl Schulze wird Geschäftsleiter und erhält Prokura. Kommission: Barth & Schulze in Leipzig. / Louise verw. Knapp, geb. Krause. Halle 31. Dezember 1849, (vorhanden in der Sammlung von Geschäftsrundschreiben der Börsenvereinsbibliothek in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig).
- ↑ Sieben Verlagskataloge des Wilhelm Knapp Verlages Düsseldorf von 1965 bis 1979 befinden sich in der Sammlung Archivalien und Dokumente zur Buchgeschichte des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der DNB in Leipzig; siehe Nachweis im Katalog der DNB.
- ↑ a b c d e f Curt Vinz (Hrsg.): Dokumentation deutschsprachiger Verlage. Ausgabe 5. Olzog, München / Wien 1974, S. 261.
- ↑ F. A. W. Netto: Vollständige Anweisung zur Verfertigung Daguerre'scher Lichtbilder auf Papier, Malertuch und Metallplatten durch Bedeckung oder durch die Cammeraobscura und durch das Sonnenmicroscop. Halle 1839 (Digitalisat).
- ↑ Eintrag in der Zeitschriftendatenbank.
- ↑ Eintrag in der Zeitschriftendatenbank.
- ↑ Eintrag in der Zeitschriftendatenbank.
- ↑ Eintrag in der Zeitschriftendatenbank.
- ↑ Eintrag in der Zeitschriftendatenbank.
- ↑ Angaben nebst Querverweisen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek